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Deutschland ballert sich Halbfinal-Frust von der Seele

DHB-Team zeigt gegen Österreich bei der EM eine starke Reaktion auf Kroatien-Niederlage

Jannik Kohlbacher eiskalt vor dem Tor.

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat sich nach dem bitteren Ende aller Halbfinal-Hoffnungen im dritten EM-Hauptrundenspiel mehr als achtbar geschlagen. Gegen Co-Gastgeber Österreich kam das DHB-Team in der Wiener Stadthalle zu einem auch in der Höhe verdienten 34:22 (16:13). Am Mittwoch wartet zum Abschluss der Hauptrunde das Duell mit Tschechien (ab 20.15 Uhr im ZDF). Die von Ex-Löwe Jan Filip trainierten Tschechen unterlagen am Montag Kroatien mit einem Tor und zieren derzeit das Tabellenende von Gruppe I.

Wiedergutmachung für das verpasste EM-Ziel gelang den Deutschen damit zumindest auf moralische Weise. Das Löwen-Duo Uwe Gensheimer / Jannik Kohlbacher wusste wie das komplette Team zu überzeugen. Kapitän Gensheimer traf bei 2 von 3, Kohlbacher bei 4 von 4 Versuchen. Überragend Jogi Bitter im Tor, der in der 15. Minute für Andi Wolff und in 45 Minuten auf sagenhafte 15 Paraden bei einer Fangquote von unfassbaren 54 Prozent kam.

Besser ins Spiel in der stimmungsvollen Arena kommen jedoch die Gastgeber. Sebastian Frimmel bringt Österreich 2:4 aus deutscher Sicht in Front. Dem DHB-Team misslingen in dieser Phase zwei Offensivaktionen nacheinander, man tut sich schwer mit der massiven 6:0-Abwehr – und mit Thomas Eichberger. Der Torwart der Österreicher findet schnell in die Partie, was ein Faktor ist für die 7:9-Führung zur 16. Minute.

Umstellung der Abwehr sitzt

Deutschland zeigte sich als Team.

Mit der Abwehrumstellung auf 3:2:1 finden die Deutschen endlich Zugriff auf das Spiel. Ballgewinne bringen schnelle Tore, vornehmlich durch den erneut stark aufspielenden Timo Kastening. Zentral dabei der Torwartwechsel von Andi Wolff (2 Paraden, 18 Prozent Fangquote) auf Jogi Bitter. Der Routinier vereitelt in kürzester Zeit ein halbes Dutzend Wurfversuche, belohnt die starke Abwehrarbeit. Dazu dreht vorne neben Kastening Fabian Böhm auf. Nach einem Traumpass auf Löwe Jannik Kohlbacher, der zum 11:10 trifft, schleudert Böhm einen Unterarmwurf an Eichberger vorbei zum 14:12, einen Schlagwurf zum 15:12 in die Maschen (27.). Zur Pause steht ein gutes 16:13.

Keine vier Minuten nach dem Wechsel heißt es 19:13. Die Youngsters Johannes Golla und David Schmidt besorgen den nächsten Schub fürs deutsche Spiel. Nach Bitters achter Parade bringt Böhm mit dem 22:15 die erste 7-Tore-Führung, Kastening mit dem 26:18 Deutschland acht Treffer in Front (48.). Für Österreich zeichnet sich eine bittere Klatsche ab, als Kohlbacher mit seinem zweiten und Pekeler mit seinem vierten Tor das 29:19 auf die Anzeigetafel bringen (50.).

Der Rest ist munteres Auslaufen. Deutschland kontrolliert den Vorsprung, Kai Häfner tut sich dabei mit sehenswerten Fackeln hervor. Mit der zweiten steht es 32:21 für Deutschland (55.), das nach einer mehr als soliden Partie und einem hochverdienten 34:22 den von allen beschworenen Charaktertest bestanden hat.

Deutschland: Wolff, Bitter (ab 15.) – Gensheimer (2), Zieker (1), Kastening (6), Reichmann (5/5), Pekeler (4), Wiencek, Kohlbacher (4), Golla (2), Weber (3), Kühn, Böhm (3), Drux (1), Häfner (2), Schmidt (1)

Bilder: Sascha Klahn/Steffen Hoffmann