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DHB-Auswahl wie im Rausch katapultiert sich auf Rang eins

Achter WM-Tag: Deutschland düpiert Titelverteidiger Frankreich beim 32:30 und zieht als Gruppensieger ins Achtelfinale ein

Das Lernspiel wurde zur Demonstration: Die deutsche Nationalmannschaft schaffte im letzten Gruppenspiel eine ganz dicke Überraschung, sie schlugen in einem hart umkämpften, dramatischen Duell völlig verdient den Titelverteidiger Frankreich mit 32:30 (16:16). Damit zieht die DHB-Auswahl als Sieger der Gruppe A ins Achtelfinale dieser 23. Handball-Weltmeisterschaft in Spanien ein und steht am Sonntag dem Vierten der Gruppe B, Mazedonien, gegenüber. Die Achtelfinal-Partie der DHB-Auswahl wird am Sonntag ab 15.45 Uhr ausgespielt. Das ZDF überträgt live. Bundestrainer Martin Heuberger war nach der intensiven Begegnung gegen Frankreich sichtlich stolz auf seine Truppe: „Das war für uns ein weiterer Sieg in diesem Turnier, der für uns sehr schön ist, denn er war nicht unbedingt kalkulierbar. Deshalb freuen wir uns besonders, dass wir den Weltmeister und Olympiasieger geschlagen haben. Aber es war nur ein Sieg, und wir wollen am Sonntag erneut fighten und ins Viertelfinale einziehen.“

Gegen den Olympiasieger ging es in Barcelona um den Gruppensieg, doch der hatte für Heuberger keine Priorität. „Wir werden das als Lernspiel nehmen“, stellte der 48-Jährige klar: „Frankreich ist momentan nicht unsere Kragenweite.“ Die DHB-Auswahl in der Außenseiterrolle wollte sich allerdings keineswegs kampflos geschlagen geben. „Wir wollen uns wehren und ein gutes Spiel zeigen“, forderte Heuberger „einen forschen Auftritt“. Und genau das setzten die Deutschen von Beginn an um. Und wie! Couragiert und voller Selbstvertrauen trotzten sie dem „Maß aller Dinge“, legten im Duell mit der favorisierten Equipe Tricolore im Vergleich zu den bisherigen Partien nochmal (mindestens) eine Schippe drauf. Die DHB-Auswahl ging in Führung, ihr gelangen im ersten Abschnitt insgesamt fünf Treffer in Unterzahl. Selbst im Spiel „Vier gegen Sechs“ traf Weinhold. „Volle Kraft voraus“ – unter diesem Motto fightete sich die Heuberger-Sieben auch bei weiteren Rückständen zurück. Angeführt von Karabatic hatten die Franzosen beim 9:7 (12.) die Nase vorn, aber Rechtsaußen Patrick Greotzki traf in Unterzahl – ein Doppelpack des Linkshänders der Löwen, der die erneute Führung bedeutete. Und der Berliner Christophersen erhöhte zum 11:9 (17.). Keeper „Titi“ Omeyer hatte noch keine Hand an den Ball bekommen. In der Folge ließ etwas die Konzentration bei den Deutschen nach, Frankreich drehte die Partie prompt 11:12 (20.). Auszeit Deutschland. Coach Heuberger forderte mehr Druck und Torgefährlichkeit. „Und wir müssen schneller am Mann sein.“ Es folgten die nächsten Treffer von Anführer Karabatic. Aber die DHB-Auswahl blieb cool, glaubte an sich, schaffte erneut den Ausgleich, der auch zur Pause Bestand hatte. Groetzki versenkte seinen dritten Treffer, bei drei Versuchen. „Wir haben uns viel vorgenommen und haben keine Angst. Das kommt dabei heraus“, beschrieb DHB-Kapitän Oliver Roggisch diesen tollen Auftritt in der Halbzeitpause.

„Defensiver und kompakter in der Abwehr stehen“ – das nahmen sich die Deutschen für den zweiten Abschnitt vor. Und sie erwischten Frankreich eiskalt. Groetzki, Klein, Haaß – drei Tore in Serie: 19:16 (33.) für den Außenseiter, der dem Favoriten auf Augenhöhe begegnete. Und auch als „die Blauen“ wieder ausgleichen konnten, ließen sich die Deutschen nicht aus der Ruhe bringen, zeigten Moral und Nervenstärke. Wie Schmidt vom Siebenmeterstrich, Fäth aus der zweiten Reihe, nochmal Schmidt per Gegenstoß und Strobel – 26:22 (45.). Die DHB-Auswahl spielte sich regelrecht in einen Rausch. Groetzki mit seinem fünften Tor – 27:22 (47.). Auszeit Frankreich. Das in der Folge auf Rückraumbomber Accambray setzte. Der Halblinke traf prompt, sein Teamkollege bei Montpellier HB, Karabatic, legte nach. Auszeit Deutschland. Und erneut Accambray, aber Theuerkuf nutzte die Überzahl. 28:25 (51.). Die DHB-Auswahl in Unterzahl. Es gelingt dennoch das 29:27 (54.), Weinhold in Überzahl zum 30:28 (55.). Und Rechtsaußen Abalo wirft einen Siebenmeter am Tor vorbei. Noch vier Minuten. Zeitspiel droht. Fäth zimmert die Kugel in den Kasten 31:28 (57.). Honrubia, eben noch erfolgreich, scheitert diesmal per Siebenmeter an Heinevetter. Karabatic trifft. Noch 21 Sekunden. 31:30. Auszeit Deutschland. Christophersen scheitert. Aber die DHB-Auswahl holt sich den Ball zurück – und Patrick Groetzki setzt mit seinem insgesamt sechsten Tor den Schlusspunkt unter eine großartige Vorstellung der Heuberger-Sieben, die über sich hinauswuchs und völlig verdient diesen Erfolg gegen den Weltmeister und Olympiasieger einheimste. Es war der erste Sieg einer deutschen Mannschaft gegen Frankreich seit der WM 2007.

Das Schlusswort hatte der Coach: „Wir haben in jedem Spiel eine Chance. Kompliment an meine Mannschaft, dass sie daran geglaubt hat“, so Heuberger, der anfügte: „Wir hatten gegen Frankreich immer Antworten. Daher bin ich sehr stolz auf die Mannschaft.“

Island – Katar 39:29 (19:14)

Island setzte sich in Gruppe B erwartungsgemäß gegen Katar durch. Die Isis gewannen mit 39:29 (19:14) und nehmen damit zum Abschluss in Gruppe B den dritten Rang ein. Am Sonntag treffen die Nordeuropäer in der K.o.-Runde auf den Titelverteidiger Frankreich. Gegen Katar entwickelte sich eine Partie, in der sich Island (mit Stefan Rafn Sigurmannsson) ab der 20. Minute immer weiter absetzen konnte. Über 32:24 (48.) wurde der Vorsprung beim 37:27 (55.) zum ersten Mal zweistellig.

Dänemark – Mazedonien 33:30 (13:14)

Dänemark gab sich am Freitagabend gegen Mazedonien keine Blöße, verbuchte beim 33:30 (13:14) den fünften Sieg im fünften Spiel und trifft damit in der K.o.-Runde am Sonntag auf den Vierten der Gruppe A, auf Tunesien. Mazedonien legte nach einer Viertelstunde auf 7:4 vor, aber der Europameister mit Keeper Niklas Landin gab Gas – 7:7. Es ging weiter im Gleichschritt, zur Pause hatte Mazedonien knapp die Nase – dank der Lazarovs, Filip und Kiril brachten es zusammen auf acht Treffer im ersten Abschnitt. Nach dem Wechsel fanden die Mazedonier schneller in die Partie, waren beim 20:17 (37.) vorn, aber ab Mitte des zweiten Durchgangs machten die Dänen ernst. Sie glichen zum 24:24 (46.) aus, gingen in Führung und bauten ihren Vorsprung auf 30:25 (55.) aus. Die Vorentscheidung. Damit beenden die Mazedonier die Gruppenphase auf Rang vier der Gruppe B und sind am Sonntag Achtelfinalgegner der DHB-Auswahl.

Achtelfinale, Sonntag:

Dänemark – Tunesien
Deutschland – Mazedonien
Island – Frankreich
Brasilien – Russland

In den Gruppen C und D fallen die Entscheidungen über die Platzierungen und damit die endgültigen Paarungen fürs Achtelfinale am Samstag. Die Duelle mit Löwen-Beteiligung am Samstag:

Gruppe C: Serbien – Slowenien (20.15 Uhr)
Gruppe D: Spanien – Kroatien (19 Uhr/Sport1+; Sport1.de).

Kompletter Spielplan der Handball-WM 2013