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DHB-Auswahl wieder auf Kurs

Fünfter WM-Tag: Deutschland kämpft Argentinien nieder

Die DHB-Auswahl ist in die Erfolgsspur zurückgekehrt: Das Team von Bundestrainer Martin Heuberger gewann am Dienstag sein Vorrundenspiel gegen den Panamerikameister Argentinien mit 31:27 (17:13) und nimmt mit dem zweiten Sieg im dritten Spiel wieder Kurs aufs Achtelfinale dieser 23. Handball-Weltmeisterschaft. Heubergers Fazit: „Wir haben einen tollen Fight über 60 Minuten geboten und haben uns diesen Sieg redlich verdient. Ich bin sehr zufrieden mit der Abwehr und dem Tempo-Handball meiner Mannschaft, die einen verdienten Erfolg eingefahren hat.“ Torhüter und Punktegarant Carsten Lichtlein konstatierte nach dem Duell im spanischen Granollers: „Ich denke, ich habe heute mein Einsatzzeit ganz gut genutzt und bin immer froh, wenn ich dem Team helfen kann.“

Schnell die Niederlage gegen Tunesien abhaken, volle Konzentration auf Argentinien lautete die Vorgabe vor dieser dritten Vorrundenpartie. Beweglicher im Angriff sein und nicht so viele Chancen liegen lassen, aber auch in der Abwehr aggressiver agieren und die Kommunikation mit dem Torhüter pflegen – die Marschroute war klar. Irgendwie hatte das Duell gegen die Gauchos schon Endspielcharakter. „Deshalb müssen wir ein paar Prozent mehr rauskitzeln“, hatte DHB-Kapitän Oliver Roggisch betont. Und lebte es vor. Der Abwehrchef der Löwen stellte sich nach Trainingspause wegen einer Rückenblessur in den Dienst der Mannschaft – und markierte das 2:1 (4.). Zwar legte Deutschland weiter vor und auch die Quote stimmte. Aber in der Deckung knirschte es. Gegen die individuelle Klasse des argentinischen Spielmachers Diego Simonet fand die DHB-Auswahl einfach kein Mittel. Trotzdem sorgte der Doppelpack von Löwen-Rechtsaußen Groetzki und dem Flensburger Weinhold für etwas Beruhigung auf der Bank – 10:7 (16.). Zumal Heinevetter im Anschluss einen Siebenmeter parierte, beim folgenden von Sebastian Simonet allerdings machtlos war. So schafften die Gauchos wieder den Anschluss. Aber auf die Außen konnte sich Coach Heuberger verlassen. Groetzki nervenstark zum 13:9 (23.) – sein vierter Treffer, so viele wie der Kieler Klein auf der linken Außenbahn. Doch die Abwehr bereitete weiter Kopfschmerzen, die Abstimmung mit dem Keeper funktionierte nicht. Torwartwechsel. Heinevetter raus, Lichtlein rein (25.). „Da waren ein paar Dinger dabei, die etwas unglücklich waren“, konstatierte Abwehrchef Roggisch in der Halbzeitpause. Umso wichtiger war, dass die Angreifer die Hundertprozentigen aus dem Gegenstoß diesmal nutzten und somit leichte Treffer setzten, während sich das deutsche Team aus dem Rückraum weiter schwer tat und die nötige Durchschlagskraft vermissen ließ.

Nach dem Wechsel wollte die DHB-Auswahl weiter aufs Tempo drücken. Roggisch blieb im Angriff auf der Platte – 18:13. Das zweite Tor des Abwehrchefs. Aber wieder Diego Simonet. Sein siebter Treffer. Deutschland hielt Argentinien auf Distanz – auch dank Lichtlein im Kasten, wenn es auch nicht gelang, sich weiter abzusetzen und für eine gewisse Beruhigung zu sorgen. Diese wurde auch nicht durch die zusätzlich aufkommende Hektik um den regulären Spielstand und eine nicht funktionierende Anzeigetafel beziehungsweise eine nicht mitlaufende Uhr befeuert. Aus einem 25:20 wurde ein 25:23 (53.). Nervenstärke war gefordert. Und eine stabilere deutsche Abwehr. Tatsächlich auch eine funktionierende Technik im Palacio de Deportes de Granollers. 27:24 (55.), aber die Simonet-Brüder waren nicht zu stoppen. Wieder traf Sebastian. Mittlerweile standen 15 Tore auf dem gemeinsamen Konto. 28:26 (57.), aber Deutschland in Unterzahl. Lichtlein zündet erneut ein Glanzlicht. Haaß schweitert, aber Schmidt vollendet. 29:26 – noch 80 Sekunden, Argentinien verkürzt. 30 Sekunden vor dem Ende nimmt Coach Heuberger noch eine Auszeit. Nochmal Haaß und Schmidt. Geschafft. Ein harter Kampf, eine nervenaufreibende Schlussphase. Mit Happy End.

Morgen (18.30 Uhr/ZDF) trifft die DHB-Auswahl in Granollers auf Montenegro. Und in den Hinterköpfen der deutschen Akteure ist vor allem eine Partie präsent. Im November setzte es in der EM-Qualifikation in Mannheim ein 27:31. „Die offensive Deckung hat uns Probleme bereitet. Ich hoffe, dass wir aus diesem Spiel gelernt haben. Wir haben gegen diese Mannschaft etwas gut zu machen“, sagt Löwen-Rechtsaußen Patrick Groetzki. Bundestrainer Heuberger weiß: „Nach dem Erlebnis in Mannheim muss ich so viel zum Gegner nicht erzählen.“ Bislang hat Montenegro bei den Welttitelkämpfen in Spanien seine drei Vorrundenspiele verloren. Zunächst zogen sie mit 26:28 gegen Argentinien den Kürzeren, dann hatten sie gegen Frankreich beim 20:32 keine Chance, am Dienstagnachmittag unterlagen sie mit 25:27 (11:11) gegen Afrikameister Tunesien. Dabei hatten die Montenegriner im ersten Abschnitt schon zeitweise mit drei Toren in Front gelegen. Doch Tunesien glich noch vor dem Wechsel aus, drehte dann nach der Pause endgültig die Partie. Über 14:12 (33.) stellten die Nordafrikaner auf 19:15 (43.). Zwar schaffte Montenegro beim 20:19 und 24:23 (57.) sowie 26:25 (59.) jeweils den Anschluss, zu mehr reichte es allerdings nicht mehr. Löwen-Torhüter Goran Stojanovic absolvierte im Januar 2010 das letzte Länderspiel für sein Heimatland, er sagt: „Das Team hat einen großen Willen, einen tollen Charakter, es fightet um jeden Ball und gibt immer 100 Prozent.“ Dass die Montenegriner immer für eine Überraschung gut sind, verfolgte Stojanovic Mitte Juni in Podgorica. Damals schlug der Außenseiter vom Balkan den olympischen Silbermedaillengewinner aus Schweden mit 20:18 und fuhr anstatt der großen Handball-Nation aus Skandinavien zur Weltmeisterschaft nach Spanien. „Das hätte wirklich keiner geglaubt, damit haben sich die Montenegriner selbst überrascht“, sagt Stojanovic über den bislang größten Erfolg für Montenegros Handball-Männer.

Als letzter Gegner der DHB-Auswahl in der Gruppe A wartet Titelverteidiger Frankreich (Freitag, 18.1., 18.15 Uhr/ARD).

Am fünften WM-Tag musste in Gruppe B Island (mit Stefan Rafn Sigurmannsson) gegen Mazedonien ran. Die Nordeuropäer feierten in der dritten WM-Partie ihren zweiten Erfolg, setzten sich mit 23:19 (10:10) durch. Islands Trainer Aron Kristjansson hatte vor der Begegnung Ernir Arnason vom TV Emsdetten nachnominiert. Der Halbrechte ersetzte Olafur Gudmundsson.

Serbien stand in Gruppe C Saudi-Arabien gegenüber – und darf nach dem dritten Sieg im dritten Spiel auf eine bislang makellose Vorrunden-Bilanz blicken. Ein 30:20 (12:10)-Erfolg stand unterm Strich für Sesums Serben, bei denen vor dem Duell der Rückraumrechte Nemanja Zelenovic aus Celje für Bogdan Radivojecic nachgerückt war. Konnten die Saudis im ersten Durchgang noch einigermaßen Schritt halten, wurde es nach der Pause deutlich.

Spanien (mit Gedeon Guardiola) musste in Gruppe D gegen Australien ran und ließ dabei überhaupt nichts anbrennen. 51:11 (24:6) lautete es am Ende dieses ungleichen Duells. Guardiola konnte sich fünf Mal in die Torschützenliste eintragen. Die WM-Gastgeber marschieren, verbuchten den dritten Sieg im dritten Spiel. Allerdings wartet auf die Iberer erst am Donnerstag die erste echte Standortbestimmung bei dieser Heim-WM. Dann geht’s gegen Ungarn (19 Uhr).

Dänemark (mit Niklas Landin) setzte sich am Dienstagabend mit Chile auseinander und landete einen 43:24 (17:13)-Sieg. Den Südamerikanern gelang das 1:0. Es blieb ihre einzige Führung. Der Europameister stellte nach einer Viertelstunde auf 9:5, dieser Vier-Tore-Vorsprung hatte auch zur Pause Bestand. Nach dem Wechsel blieben die Dänen auf dem Gaspedal und bauten ihre Führung immer weiter aus. Über 20:14 (33.), 27:17 (40.), 32:18 (46.) und 37:22 (51.) strebten die Skandinavier einem ungefährdeten Doppelpack entgegen. Der Flensburger Anders Eggert erzielte neun Tore und schraubte damit nach drei Spielen sein persönliches Konto auf 22 Treffer.

Weitere Paarungen mit Löwen-Beteiligung am Mittwoch:

Gruppe B: Island (mit Stefan Rafn Sigurmannsson) – Dänemark (mit Niklas Landin) um 20.15 Uhr (Sport1;Sport1.de).
Die Gruppen C und D sind spielfrei.

Kompletter Spielplan der Handball-WM 2013