Veröffentlichung:

DHB-Auswahl zieht ins Viertelfinale ein

Zehnter WM-Tag: Deutschland knackt Mazedonien – 28:23

Unter den letzten Acht: Die deutsche Nationalmannschaft hat bei der 23. Weltmeisterschaft in Spanien das Viertelfinale erreicht. Der EM-Siebte schlug am Sonntag in Barcelona den EM-Fünften mit 28:23 (13:9) und schnappte sich völlig verdient das Ticket zur Runde der letzten Acht. Nach einer tollen Leistung bilanzierte Bundestrainer Martin Heuberger: „Natürlich bin ich erleichtert. Und stolz auf diese Mannschaft , die gefightet, ihre Arbeit auf dem Feld gemacht und an sich geglaubt hat. Dabei hat sie sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen.“
Keeper Silvio Heinevetter, der Spieler des Spiels, meinte zum Erfolgsgeheimnis: „Wir wussten, was wir können. Darauf haben wir vertraut. Und damit haben wir auch die Phase im zweiten Abschnitt überstanden, als nicht so viel zusammenlief.“ 

Beim Erfolg gegen Frankreich hatte sie sich Selbstvertrauen geholt. Die DHB-Auswahl sah aber keinen Grund, abzuheben oder gar in die Favoritenrolle zu schlüpfen. „Im Achtelfinale gibt es keine Favoriten. Wenn wir unsere Leistung finden und an das Maximale herankommen, haben wir eine gute Chance. Wenn wir schlecht spielen, werden wir das Spiel verlieren“, hatte DHB-Kapitän Oliver Roggisch unterstrichen. Voll fokussiert und mit reichlich Bodenhaftung nahm die Heuberger-Sieben dieses offene Rennen gegen Mazedonien an – und wollte die Aufgabe hoch konzentriert lösen. „Jetzt fängt das Turnier doch erst an“, lautete der Tenor vor der K.o.-Runde. Und der Anfang wurde für Deutschland zu einem Gegenstoß: Löwe Roggisch, der Abwehrchef, lief ihn – und vollendete zum 1:0. Wiencek vom Kreis, Schmidt per Siebenmeter – 3:0. Und die Abwehrarbeit funktionierte: Beweglich, aggressiv, kompakt – nach drei Paraden von Keeper Heinevetter und guten Blocks, legte Weinhold nach. Auszeit Mazedonien (8.). Erst nach 7:17 Minuten gelang dem EM-Fünften der erste Treffer – Mirkulovski fand die Lücke. Der Berliner Fuchs Heinevetter im deutschen Kasten kaufte den gegnerischen Schützen früh den Schneid ab. Die Folge: Nur drei Tore für Mazedonien nach einer Viertelstunde. Beton in der Deckung. Großartig.

Und auf die Breite seines Kaders konnte sich Coach Heuberger auch diesmal verlassen: Beim 11:5 (23.) durch den Gummersbacher Pfahl hatten sich neun! unterschiedliche Akteure in die Torschützenliste beim deutschen Team eingetragen. Allerdings fanden die Mazedonier im Laufe der Spielzeit bessere Antworten in der Defensive und der Offensive. Sie ließen sich nicht mehr so schnell von der deutschen Abwehr festmachen. Ihr Top-Torschütze Kiril Lazarov mit einem Doppelpack – 12:9 (27.). Die DHB-Auswahl ließ Chancen liegen, schloss ihre Angriffe zu schnell und zu ungenau ab, so scheiterten Strobel, Kneer und Theuerkauf in Serie. Dann aber beherzigten die Deutschen das, was ihr Coach in der Auszeit angemahnt hatte: „Vorne geduldig ausspielen.“ Das wurde in Überzahl umgesetzt – Pfahl vollstreckte. Und Heinevetter mit seiner insgesamt zehnten Parade. 13:9 zur Pause. Kein Ruhekissen, aber eine Tendenz: „Neun Gegentore im ersten Abschnitt, das ist sehr gut. Das müssen wir im zweiten Abschnitt genauso machen. Und vor allem vorne wieder mehr den Ball laufen lassen. Wenn wir so weiter machen, gewinnen wir dieses Spiel“, meinte DHB-Kapitän Roggisch. Co-Trainer Frank Carstens zur weiteren Marschroute: „Wir müssen aus einer sehr guten Abwehr mit einem überragenden Torhüter Heinevetter vorne mehr Kapital schlagen.“
Also Tempo und Konzentration hochhalten.
Nach Wiederanpfiff hielt die DHB-Auswahl die Mazedonier zunächst auf Distanz, baute ihre Führung auf 17:11 (36.) aus. In der Folge knirschte es allerdings etwas im deutschen Spiel. Mazedonien pirschte sich bis auf 18:16 heran. Und hatte sogar die Chance auf den Ausgleich, aber erneut Heinevetter. Parade Nummer 12, die vielleicht Wichtigste. Hatte eben noch Bundestrainer Heuberger die grüne Karte in der Hand, legte sie wenig später sein Kollege Shundovski. Auszeit Mazedonien. Weil das deutsche Team aus dem kleinen Konzentrationsloch schnell wieder herausgeklettert war. Reichmann und Schmidt (3) – die Wetzlarer Flügelzange schlug zu: 22:17 (50.). Beim 25:18 (54.) bog die DHB-Auswahl langsam auf die Zielgerade ein. Und Roggisch lief seinen zweiten Gegenstoß – 26:18. Das Viertelfinale war längst greifbar. Linksaußen Kevin Schmidt: „Wir hatten uns viel vorgenommen und wussten, was auf uns zukommt. Eine super 6:0-Abwehr und ein super Heinevetter waren heute die Grundlage für diesen Erfolg.“
Und Heinevetter blickte schon mal aufs Viertelfinale aus, der Gegner wird im morgigen Achtelfinale zwischen Serbien und Gastgeber Spanien ermittelt. „Ich tippe auf die Spanier, die das im eigenen Land ziehen wollen. Aber wir wollen im Viertelfinale wieder eine gute Leistung zeigen. Und warum soll unser Ziel nicht das Halbfinale sein?“
  
 
Brasilien – Russland 26:27 (14:14)
Das hatten sich die Russen ganz anders vorgestellt. Das Duell mit Brasilien wurde zu einem zähen Ringen, einem heißen Tanz, die Entscheidung fiel erst in den Schlusssekunden. Die Südamerikaner ließen sich einfach nicht abschütteln. Und auch als Gorbok (weißrussisch Harbok) mit seinem dritten Tor sowie Dibirov mit seinem vierten Tor auf 11:9 stellten (22.), wussten die Brasilianer eine Antwort: Sie setzten auf die Kreisanspiele zu Texeira. 11:10. Und die kräftezehrenden Partien, die Brasilien bei diesem Turnier bereits hinter sich gebracht hatte, waren dem Team gar nicht anzumerken. Sie hielten mit und legten einen couragierten Auftritt hin.
Nach dem Wechsel ging Brasilien in Front. Frech, beweglich, mutig. Dagegen mussten sich die Russen auf ihren Alleinunterhalter verlassen: Gorbok, der von 2007 bis 2010 bei den Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag stand und inzwischen einen russischen Pass besitzt, netzte insgesamt elf Mal ein. Von 16:18 auf 19:18: Russland drehte die Partie, legte stets vor, aber das Team vom Zuckerhut blieb dran. Auch als das Duell zusehends unter der aufkommenden Nervosität litt, die Spielqualität nach unten und die Fehlerquote nach oben ging. Russland legte auf 26:23 (55.) vor. Aber als Top-Torschütze Gorbok mit einer Verletzung an der Wurfhand vom Feld musste, wurde es doch noch einmal eng. Brasilien verkürzte durch Pacheco auf 27:26. Noch acht Sekunden. Aber der Brasilianer Patrianova verlor die Nerven, schloss zu früh aus zehn Metern ab. Russland zog als zweite Mannschaft bei dieser WM ins Viertelfinale ein.
 
 
Dänemark – Tunesien 30:23 (16:11)
Der Afrikameister erwischte den besseren Start, lag mit 4:1 (5.) in Front. Als die dänische Deckung in die Partie fand, drehte der Europameister Mitte des ersten Durchgangs die Partie. Linksaußen Eggert übernahm das 9:7 (18.), beim 12:10 (25.) nahm der dänische Coach Ulrik Wilbek, der vor dem Duell den langjährigen Abwehrchef Kasper Nielsen zum Team geholt hatte, seine erste Auszeit. Und die Dänen, die mittlerweile das Spiel kontrollierten ohne zu glänzen,  traten aufs Gas und legten einen 4:0-Lauf hin.
Nach der Pause war dann die Partie früh entschieden. Dänemark  spurtete auf 20:12 (35.) davon, dazwischen wurde für Keeper Niklas Landin die zehnte Parade notiert.  Der Europameister war nun absolut in  der Spur und wurde seiner Favoritenrolle gerecht. Zehn Minuten vor dem Ende führten die Skandinavier mit zwölf Treffern – 26:14. Nur drei magere Törchen für Tunesien bis dahin im zweiten Abschnitt. Im Zug Richtung Viertelfinale lag bereits das Gepäck der Dänen, die in den letzten zehn Minuten der Partie einen Gang zurückschalteten.


Island – Frankreich 28:30 (14:15)
Island spielte am oberen Limit, bei Frankreich gab’s Luft nach oben: So gestaltete sich diese Partie im ersten Durchgang offen. Honrubia, der die Hälfte der französischen Treffer im ersten Abschnitt erzielte, war der auffälligste Akteur des Titelverteidigers, der sich über weite Strecken ziemlich schwer gegen die kompakte, aggressive Abwehr der Isländer tat.  Und in der Offensive suchten die Isis ihr Glück über den Kreis, gerade auch als Rückraumspieler Palmarsson in Manndeckung genommen wurde. Zwar konnte sich Frankreich vor der Pause auf 15:12 (25.) absetzen, aber die Isländer – als große Kämpfer bekannt – machten ihrem Namen alle Ehre und schafften vor dem Wechsel den Anschluss.
Die Zähne zeigten die Isländer auch im zweiten Teil dieser Partie. Das 14:17 (32.) beantworteten sie mit dem 19:19 (40.). Als die Franzosen erneut bis auf drei Treffer vorlegten, packte Palmarsson den Hammer aus. Der Kieler machte ein tolles Spiel, nicht nur wegen seiner bis dahin erzielten fünf Tore. Und selbst als der Olympiasieger auf 25:21 (46.) enteilt war: Island zeigte Moral. Sigurdsson per Gegenstoß – 26:24 (51.). Olafsson im Nachwurf: 26:25 (53.). Siebenmeter Olafsson: Ausgleich, 26:26 (54.). Spannung pur. Und die Isis zündeten ein kämpferisches Glanzlicht. 27:27 (55.). Karabatic und Gigou auf 29:27. Dann gaben kleine individuelle Fehler den Ausschlag. Island lieferte einen großen Fight, am Ende reichte es nicht ganz. Der amtierende Weltmeister zitterte sich in die Runde der letzten Acht.
  
 
Achtelfinale, Sonntag:
 
Deutschland – Mazedonien 28:23 (13:9)
Brasilien – Russland 26:27 (14:14)
Dänemark – Tunesien 30:23 (16:11)
Island – Frankreich 28:30 (14:15)
 
Achtelfinale, Montag:
 
Slowenien – Ägypten (19 Uhr/Sport1.de)
Serbien – Spanien (19 Uhr/Sport1;Sport1.de)
Kroatien – Weißrussland (21.30 Uhr/Sport1.de)
Ungarn – Polen (21.30 Uhr/Sport1; Sport1.de)
 
Viertelfinale, Mittwoch:
 
Dänemark – Ungarn/Polen
Russland – Slowenien/Ägypten
Frankreich – Kroatien/Weißrussland
Deutschland – Serbien/Spanien
 
Kompletter Spielplan der Handball-WM 2013