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DHB-Pokal: Auf die Abwehr der Rhein-Neckar Löwen war Verlass (RNZ)

Löwen stehen nach Siegen gegen den TVB Stuttgart und die TSG Friesenheim bereits im Achtelfinale des DHB-Pokals

Patrick Groetzki ballte die Fäuste. Erst die linke, dann die rechte – breites Grinsen inklusive. Es war sein Siegerlächeln: Gestern Nachmittag um kurz vor 17 Uhr war nämlich unter Dach und Fach, an was im Vorfeld ohnehin niemand gezweifelt hatte. Die Rhein-Neckar Löwen krallten sich beim Final-Four-Pokalturnier in Kornwestheim den Titel und stehen somit im Achtelfinale des DHB-Pokals.

Im Finale wurde der Zweitligist TSG Friesenheim vor 1100 Zuschauern mit 30:17 (15:9) aus dem Weg geräumt. „Ich habe wirklich guten Handball von uns gesehen“, resümierte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen, „insbesondere unsere Leistung in der Abwehr war stark.“

Den Grundstein zum Weiterkommen hatten die Gelben allerdings bereits am Samstagabend gelegt. Gegen den TVB Stuttgart. Den Bundesliga-Aufsteiger aus dem Schwabenland erlegte das Rudel mit 27:18 (14:8). Der Anfang war dabei noch durchwachsen. Bis zum ersten Löwen-Treffer durch Kreis-Gigant Rafael Baena dauerte es fünf Minuten: 1:0. Aber auf die Abwehr war sofort Verlass. Und falls doch mal einer durchflutschte, war da ja auch noch Darko Stanic. Der Wuschelkopf rettete mehrfach artistisch. Mal im Spagat, mal im Rückwärtslaufen. Wie eine Katze tänzelte er auf der Torlinie auf und ab. Stets fokussiert, ständig unter Strom. „Darko, Darko“, schallte es dann auch aus dem Löwen-Block.

Schnell stand es 6:2. Für die Löwen, gegen Stuttgart. Ein Schützenfest deutete sich an. Aber nur kurz. Der TVB kam nämlich zurück, kämpfte sich auf 5:6 (15.) heran. Jacobsen tobte, knallte die Grüne Karte mit hochrotem Kopf auf den Zeitnehmertisch: Auszeit, verbaler Krisengipfel. Das Löwen-Problem zu diesem Zeitpunkt: Es fehlten die Ideen, klare Strukturen in der Offensive. Zittern war aber nicht. Denn schon zur Pause lagen die Löwen vorentscheidend mit 14:8 in Führung. Jacobsens Halbzeit-Fazit: „Unsere Abwehrleistung war sehr gut, im Angriff haben wir hingegen zu viele Chancen ausgelassen.“

Egal, nach dem Wechsel war dann nur noch Schaulaufen angesagt. Und Stanic war der Hauptdarsteller. Der Serbe schraubte seine Quote immer weiter nach oben, „vernagelte“ sein Tor minutenlang. Und wenn der Ball mal gerade nicht in der Nähe war, wechselte er den Job, wurde vom Hexer zum Wischer: Er lieh sich den Mop von einem kleinen Mädchen und schrubbte seinen Halbkreis sauber. Jacobsen gefiel‘s, allerdings eher seine Fähigkeiten zwischen den Pfosten. „Darko hat das super gemacht, er hat 17 Paraden gezeigt“, nickte der Däne anerkennend.

Die Final-Geschichte ist dann relativ schnell erzählt. Es ging gegen alte Freunde, wie es Jacobsen zuvor treffend sagte: Roko Peribonio und David Schmidt haben im Sommer bekanntlich die Rheinseite gewechselt. Von Mannheim nach Ludwigshafen, zu den Friesenheimer Eulen. Geschenke wurden aber nicht verteilt. Es ging zunächst hin und her, vor und zurück. Mit viel Kampf und Leidenschaft. Ein Klassenunterscheid war nicht erkennbar. Nach und nach kam der Löwen-Express dann aber doch ins Rollen. Mit einem 15:9 ging es in die Kabine. Beruhigend für die vielen mitgereisten Löwen-Fans. Für die hatte Jacobsen ein Sonderlob parat: „Sie haben dafür gesorgt, dass es zwei Heimspiele waren.“

Den Rest besorgte Groetzki, der sich mehr und mehr zum Friesenheimer Pokalschreck entwickelte. Neun Mal schlug er im Derby zu. Eiskalt und präzise spulte der Linkshänder sein Pensum ab.

Was bleibt, ist die Frage: Wie war es denn nun, das Final-Four-Experiment zum Pokalauftakt? Wiederholungswürdig? Ja. Denn zumindest in Kornwestheim ging das Konzept auf. Eng und laut war’s. Eben so, wie man den Handball mal kannte. Damals, bevor all die Arenen gebaut wurden und es vom Land in die Großstädte ging. Das hat was.

Weniger schön: die Hitze. Die restlos ausverkaufte Sporthalle Ost in Kornwestheim war durch die zuletzt heißen Sommertage noch mächtig aufgeheizt. Gefühlte 35 Grad hatte es. Keine Handballtemperaturen also. „Da fällt es nicht so leicht, schnellen Handball zu spielen“, zuckt Jacobsen schmunzelnd mit den Schultern. Und das Turnier an sich? „Mir hat es gefallen, lediglich der frühe Zeitpunkt ist vielleicht nicht so ideal, man sollte es weiter in die Saison hinein verlegen.“

Von Daniel Hund