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Die Flügelzange bleibt (RNZ)

Celje. Danach standen die Rhein-Neckar Löwen auf Höhe der Mittellinie. Klatschten sich ab, grinsten sich an, jubelten über den ersten doppelten Punktgewinn in der diesjährigen Champions League. 28:25 (13:7) in Celje, das kann sich sehen lassen, das schaffen nicht viele. Und die Löwen packten es nicht nur mal eben so, sie brillierten, sie krallten sich die Beute in ganz souveräner Art und Weise. Im Stile eines echten Spitzenteams. Vor allem die erste Halbzeit war vom Allerfeinsten. Da lief der Ball, da stand die Abwehr, da rollten die Angriffe.

„Das war der wichtige erste Sieg in der Königsklasse“, schmunzelte Thorsten Storm, der Manager der Löwen, „die Jungs waren sehr fokussiert und aufgrund der geschlossenen Mannschaftsleistung war der Erfolg auch absolut verdient.“

Los ging es konzentriert. Ohne Fehler, mit großer Entschlossenheit. Das galt auch für Niklas Landin, den dänischen Hexer im Löwen-Kasten. Der setzte sofort zwei dicke Ausrufezeichen. Zuerst mit dem rechten Arm, dann mit dem linken Bein – Doppelchance vereitelt. Und vorne? Da schnappte die Flügelzange zu. Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki zielten und trafen: 2:0! Doch Celje hielt dagegen, verkürzte, glich immer wieder aus. Ehe Gensel den Turbo zündete, einen Siebenmeter verwandelte und Sekunden später einen Tempogegenstoß eiskalt über die Linie drückte. Das war das 8:4 (16.). Für die Badener, gegen die Slowenen.

Jetzt waren eigentlich die Fans gefragt, der gefürchtete achte Mann von Celje. Doch der war am Samstag nicht in der Halle. Enttäuschend war’s, was sich auf den Rängen abspielte. Nämlich so gut wie nichts. Kaum jemand war da. Die braunen Klappstühle blieben leer. Und das in der Champions League, der Liga der Besten.

Sei’s drum, die Löwen konnten es verschmerzen, freuten sich darüber, dass die Zlatorog Hall diesmal eher einer Trauerfeier als einem Hexenkessel glich. In die Pause marschierten die Gelben mit einem komfortablen Sechs-Tore-Polster (13:7).

Eigentlich schon eine Art Vorentscheidung – dachten viele. Offenbar auch die Spieler der Heim-Sieben. Völlig ohne Körperspannung trotteten die in Richtung Kabinentrakt. Die Schultern hingen, der Blick leer. Eine Momentaufnahme! Denn zurück kamen sie anders. Zielstrebig und motiviert. Die Löwen bekamen es zu spüren. Der Vorsprung schmolz, wurde dünner und dünner. In der 48. Minute waren es plötzlich nur noch drei Tore (21:18). Ein Polster, das im Handball eigentlich keines ist. Gründe gab es mehrere. Aber vor allem den: Gedeon Guardiola musste in der 40. Spielminute runter von der Platte, rauf auf die Tribüne. Was war passiert? Nach einer unglücklichen Abwehraktion sah der spanische Kreis-Torero die rote Karte. Und kaum war Guardiola weg, glich der bis dahin so starke Abwehrblock der Badener einem Schweizer Käse. Löchrig ohne Ende. Gerade in der Mitte war nun Tag der offenen Löwen-Tür. Abwehr-Spezialist Oliver Roggisch konnte den spanischen Weltmeister nicht gleichwertig ersetzen.

Aber zittern und bibbern war nicht mehr angesagt. Ernsthaft in Gefahr gerieten sie nicht mehr, die Löwen. Am Donnerstag soll der Auswärtscoup nun vergoldet werden. Mit einem Heimsieg gegen St. Petersburg (20.30 Uhr/Sportzentrum Harres in St. Leon-Rot). Storm nickt: „Da müssen wir nachlegen.“

In Sachen Uwe Gensheimer wird nicht mehr nachgelegt. Der Löwen-Kapitän, der in Celje zehn Treffer beisteuerte, hat einen unterschriftsreifen Vertrag der Badener vorliegen. Allerdings auch von anderen zahlungskräftigen Konkurrenten. Kiel und Barcelona zum Beispiel. Und laut dem Friedrichsfelder ist die Entscheidung auch bereits gefallen. Verraten wird aber noch nichts, erst innerhalb der nächsten ein, zwei Wochen will er das Geheimnis lüften. Auch Storm grübelt im RNZ-Gespräch: „Zu Uwe gibt es leider nichts Neues zu sagen. Wir hoffen einfach, dass er sich für uns entscheidet.“ Und weiter: „Ich habe aber Verständnis dafür, dass er sich die Zeit für diese wichtige Entscheidung nimmt.“

Oder weiß Storm vielleicht doch schon mehr? Nach RNZ-Informationen, die aus zuverlässigen Quellen stammen, ist es nämlich längst sicher, dass Gensheimer den Löwen die Treue hält. Genau wie Patrick Groetzki, sein kongenialer Flügelzangen-Partner. Damit hätten die Löwen den erfolgsverwöhnten Kielern – zumindest im Fall von Gensheimer – eine empfindliche Niederlage auf dem Transfermarkt beigebracht.

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 1, Gensheimer 10/6, I. Guardiola 2, Manojlovic 1, Myrhol 6, Groetzki 2, Karason 1, G. Guardiola 1, Ekdahl du Rietz 3, Prodanovic 1.

Spielfilm: 0:2, 3:4, 5:10, 7:13 (Halbzeit), 10:17, 14:19, 16:21, 21:25, 25:28 (Endstand).

Von Daniel Hund