Veröffentlichung: 9. April 2010 Die große Sehnsucht Jubel und Jammer, Freude und Frust. Im Sport liegen dieseunterschiedlichen Gefühlswelten dicht beieinander. Hier die Sieger, dieumjubelten Helden, die den Pokal in die Höhe recken und ihr Glück kaumfassen können. Und dort die Unterlegenen, die enttäuschten Verlierer, dieden Gewinnern nur artig gratulieren und mit der Auszeichnung für denzweiten Platz wenig bis gar nichts anfangen können.Die Löwen kennen dieses Gefühl, am Ende Zweiter zu sein. Denn sie wurdenes schon oft. Verdammt oft sogar. Sie standen 2006 im Pokalfinale – undverloren es. Sie standen 2007 im Pokalfinale – und verloren es. Siestanden 2008 im Endspiel um den Europapokal der Pokalsieger – und verlorenes. Tragik und Tränen scheinen wie ein Fluch über diesem Verein zu liegen.Uwe Gensheimer, Andrej Klimovets und Slawomir Szmal haben jede dieserbitteren Niederlagen mit den Badenern erlebt. Sie waren oft nah dran – unddurften am Ende doch den Pott lediglich ehrfurchtsvoll in den Händen derüberschwänglich jubelnden Gegner bewundern. Ganz nach dem Motto: nurgucken, nicht anfassen.Genug von der Verlierer-RolleDoch jetzt soll alles anders werden und das Streben nach Glück endgültigvon Erfolg gekrönt sein. Beim Final Four in Hamburg greifen die Gelbhemdenam Wochenende erneut nach dem DHB-Pokal. Zum fünften Mal in Serie sind dieBadener beim spektakulärsten Handball-Finalturnier der Welt dabei. ImHalbfinale trifft der Champions-League-Teilnehmer morgen (13.15 Uhr) inder mit 13 000 Zuschauern ausverkauften Color Line Arena auf den VfLGummersbach. Ein Sieg ist fest eingeplant. Denn diesmal wollen die Löwennicht schon wieder die Rolle der weinenden Verlierer einnehmen. Davonhaben sie genug.„Wir fahren nicht zum Final Four, um am Ende Zweiter oder Dritter zuwerden. Unser Ziel ist der erste Platz“, unterstreicht GeschäftsführerThorsten Storm mit klaren Worten die Ambitionen des badischenBundesligisten. Er sieht seinen Klub allerdings nicht als ersten Anwärterauf den Pokalsieg: „Der HSV Hamburg ist als Bundesliga-Tabellenführer derFavorit. Aber wir wissen, was auf uns zukommt. Unsere Mannschaft isteindeutig auf dem Vormarsch.“Große Hoffnungen setzen die Gelbhemden einmal mehr in Ólafur Stefánsson.Der Isländer soll es sein, der die Löwen zum Triumph führt. Er hat dasGewinner-Gen verinnerlicht. Das zeigte der Linkshänder bei seinen dreiSiegen in der Champions League mit Ciudad Real. In jedem diesereuropäischen Endspiele war er der beste Torschütze seines Teams. KeineFrage: Der 36-Jährige weiß genau, worauf es in den entscheidendenSituationen ankommt – und wie man den Gipfel erklimmt.Mehr als zwei Dutzend (!) nationale und internationale Vereinstitel hat erin seiner Karriere schon bejubelt. Stefánsson kann davon einfach nichtgenug bekommen. Titel, Tore und Triumphe – dafür lebt der Isländer. „JederPokal bedeutet mir etwas, denn er ist die Bestätigung der täglichenArbeit“, sagt der Weltklasse-Spieler, dessen imposante Trophäensammlungsogar die von Torwart Henning Fritz (14 Vereinstitel) übertrifft. Seineletzten großen Erfolge feierte der Schlussmann 2007. Meisterschaft,DHB-Pokal und Champions League gewann er mit dem THW Kiel, dazu dieWeltmeisterschaft mit dem Nationalteam. Seit drei Jahren hat der Torwartallerdings keinen Pokal mehr in den Händen gehalten. „Daran sieht man,dass die Entwicklung einer Mannschaft Zeit braucht“, sagt Fritz undverweist auf die starke Konkurrenz: „Die Luft an der Spitze ist sehrdünn.“ Dennoch wäre es nach seinem Geschmack, wenn die Löwen in Hamburgden längsten Atem hätten. Von Marc Stevermüer