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Die Krallen gestutzt (RP)

Das 23:25 beiMTMelsungen bedeutet für die Rhein-Neckar-Löwen die erste Saisonniederlage in der Bundesliga.

Die Rhein-Neckar-Löwen haben gestern Abend die erste Niederlage in der Handball-Bundesliga hinnehmen müssen. Im Spitzenspiel bei der MT Melsungen unterlag der Tabellenführer in einem Kampfspiel der ersten Güte mit 23:25 (14:12), so dass die Nordhessen bis auf zwei Zähler an die Badener herangerückt sind.

20 Sekunden vor Ende stand die Rothenbach-Halle in Kassel Kopf. Als Johan Sjöstrand einen letzten, verzweifelten Wurf von Stefan Kneer abgewehrt hatte, war die Serie der Löwen beendet. Nach 13 Siegen in der Liga gab es erstmals das bittere Gefühl, geschlagen vom Feld zu gehen. Nicht etwa, weil die Mannschaft von Nikolaj Jacobsen schwach gespielt hätte, sondern weil die Melsunger die enge Partie in der Schlussphase mit Hilfe des Publikums für sich entschieden. „Ich bin bedient“, sagte Löwen-Spielmacher Andy Schmid: „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu viele Chancen liegenlassen“, bemängelte er.

Von Anfang an war es zu spüren gewesen, dass es im Topduell nicht reichen würde, schön und clever zu spielen. Gegen die körperlich enorm starken Melsunger waren die Löwen gezwungen, sich physisch zur Wehr zu setzen. Die Nordhessen waren bemüht, den Löwen ihr Spiel aufzuzwingen, das von der Kraft der Rückraumachse geprägt war. Filigran war es nicht, was Michael Müller, Timm Schneider und Momir Rnic zeigten, aber von großer Durchschlagskraft, vor allem in der zweiten Halbzeit. Bitter für die Löwen: Harald Reinkind fällt wegen eines Faserrisses in der Bauchmuskulatur für bis zu sechs Wochen aus. Der Norweger saß hinter der Bank, ein paar Meter vor ihm saß Borko Ristovski, dessen Verpflichtung die Löwen kurz zuvor bekannt gegeben hatten. Der Torhüter unterschrieb
bis Juni 2018 und wurde vom US Creteil aus Frankreich losgeeist.

Auf dem Feld brillierte gegen seinen alten Klub zunächst Mikael Appelgren. Rechtzeitig hatte der Schwede seine Oberschenkelverletzung auskuriert und spielte eine starke erste Hälfte. Nach der Pause war er aber kein Faktor mehr. Dafür wuchs auf der anderen Seite Johan Sjöstrand immer mehr zu einer menschlichen
Mauer. Der Melsunger Torwart wehrte im zweiten Durchgang zehn Bälle ab und half damit seinem Team, die Begegnung nach dem 12:14-Pausenrückstand
noch zu drehen. Bis zum 20:20 war der Ausgang der Partie völlig offen, danach zog die MT auf 22:20 davon. Und nachdem Sjöstrand gegen Mads Mensah Larsen und Rafael Baena innerhalb von wenigen Sekunden zwei Mal stark parierte, hatten sich die Melsunger den entscheidenden Vorteil erkämpft.

Von Michael Wilkening