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Die Löwen auf einem guten Weg?

Balingen. Sind die Zeiten der Ungewissheit für die Rhein-Neckar Löwen nun vorbei? Weiß der Handball-Bundesligist nach dem mühevollen 31:30 (13:11)-Sieg bei HBW Balingen-Weilstetten nun, ob die Verstärkungen einschlagen, oder ob die lange Vorbereitung Früchte trägt?

Eher noch nicht, denn ein zu den Abstiegsanwärtern zählender Verein taugt kaum als Maßstab für die Löwen mit ihren hohen Ansprüchen. Da dürfte schon eher das Landesderby am Dienstag (20.15 Uhr) in der SAP Arena gegen Frisch Auf Göppingen Aufschluss geben, denn die Schwaben sind immerhin mit einem 32:30-Sieg gegen den Titelfavoriten HSV Hamburg gestartet.

Die Halle in Balingen ist zwar ebenso wie inzwischen die ehrwürdige Ostseehalle von Meister THW Kiel nach einem Geldhaus benannt, fast allerdings keine 10.250 Gäste, gerade einmal ein Viertel davon. Doch machten die 2150 Zuschauer im Spiel ihres HBW gegen die Löwen eine gewaltige Stimmung. Hexenkessel nennt man das gemeinhin, der den Löwen das Leben natürlich zusätzlich erschwerte. Gerade zum Saison-Auftakt. Daher war nach dem Schlusspfiff die einhellige Meinung: Hauptsache gewonnen.

„Wir sind noch unbesiegt“, strahlte Gesellschafter Jesper Nielsen. „Es war wichtig die beiden Punkte zu holen“, meinte Grzegorz Tkaczyk, kurz nachdem er seine acht Treffer geworfen hatte. Und auch Trainer Ola Lindgren war „zufrieden. Vor dem ersten Punktspiel gibt es immer Ungewissheit, wo man steht.“

Eine Prise Unbehagen blieb zurück, weil die Löwen es nicht geschafft hatten, ihre Krallen ganz auszufahren und einen hohen Sieg herauszuwerfen. Zwar lagen sie bis auf die Anfangsphase immer und mit bis zu fünf Treffern Differenz vorne, doch die Fehler-Quote war recht hoch und auch die Abwehr machte es den Hausherren im zweiten Durchgang viel zu leicht, was auch der Trainer bemängelte: „Wir waren immer in Führung und wenn wir ein bisschen cleverer gewesen wären, wird es nicht mehr knapp. In der zweiten Halbzeit haben wir 19 Tore kassiert, das ist nicht gut“, meinte Ola Lindgren.

Von den vier neuen Spielern konnte sich im Zollern-Alb-Kreis nur Ivan Cupic auszeichnen. Der kleine Wirbelwind auf der rechten Außenbahn deutete seine Torgefährlichkeit an. Der erfahrene Mittelmann Börge Lund spielte solide, konnte aber noch kaum Akzente setzen. Der zweite neue Regisseur, der Schweizer Andy Schmid, war glücklos und blieb bei zwei Würfen hoch über das Balinger Gehäuse hinweg torlos. Kreisläufer Robert Gunnarsson hatte aus taktischen Gründen nur wenig Einsatzzeit und konnte sich daher auch nicht auszeichnen.

„Alle waren nervös zum Auftakt. Für Andy Schmid war es das erste Bundesligaspiel überhaupt, da ist es normal, dass er aufgeregt ist. Die anderen sind alte Hasen. Alle werden uns weiterbringen“, prognostizierte Manager Thorsten Storm. Nur hinter der Bank saß der junge Linksaußen Niklas Ruß (19), der eigentlich für den langzeitverletzten Gudjon-Valur Sigurdsson einspringen sollte.

„Wir haben zu viele Spieler, nämlich 15, deshalb war er nicht dabei. Er muss abwarten, momentan haben wir diese 14 Spieler gewählt, aber es kann ja viel passieren…“ Zudem sind in der Champions League in jeder Mannschaft 16 Akteure spielberechtigt. Ein Hoffnungsschimmer für das Talent?

Ganz so eng, wie es das Ergebnis vermuten lässt, war es im Schwäbischen aber gar nicht, denn in der vorletzten Spielminute hieß es noch 31:28 für die Löwen und der Mannschaft von Trainer Dr. Rolf Brack blieb gar nicht mehr die Zeit, um noch auszugleichen, denn der Anschlusstreffer zum 30:31 fiel erst neun Sekunden vor Schluss. Und so clever waren die mit Weltklasse gespickten Löwen dann doch, um die Uhr herunter zu spielen, ohne den Balingern noch einmal die Chance auf Ballbesitz zu geben.

Von Hasso Waldschmidt

 30.08.2010