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Start geglückt – Löwen setzen sich im Derby durch

Das war knapp: Ihr Auftaktspiel in der Handball-Bundesliga gewannen die Rhein-Neckar Löwen in Balingen mit 31:30 (13:11).

Die Löwen jubelten – und sie atmeten mächtig durch. Denn fast wären sie ausgerutscht. Bei HBW Balingen-Weilstetten gewannen die Gelbhemden gestern Abend zwar mit 31:30 (13:11), dennoch ließen die Badener viele Wünsche offen. „Das war ein typisches Eröffnungsspiel. Unsere Mannschaft war relativ nervös. Aber wir haben zwei Punkte geholt. Und nur das zählt“, meinte Manager Thorsten Storm, der die Fahrlässigkeit seiner Mannen ein wenig kritisierte: „Wir hätten es durchaus ruhiger haben können.“ Das sah auch Trainer Ola Lindgren so: „Wir lagen immer zwei, drei Tore in Führung, weshalb es unnötig war, am Ende noch einmal in Bedrängnis zu geraten. Mit 19 Gegentreffern in der zweiten Halbzeit kann ich nicht zufrieden sein.“

Dabei erwischten die Löwen einen guten Start. Grzegorz Tkaczyk, mit acht Treffern bester Torschütze der Badener, markierte das 4:3 (9.) gegen aggressive und manchmal überharte Balinger. So hatte Wolfgang Strobel Glück, dass er für eine rüde Attacke gegen Tkaczyk nur eine Zwei-Minuten-Strafe kassierte. Dank eines zu Beginn starken Torhüters Slawomir Szmal bauten die Mannheimer anschließend ihren Vorsprung kontinuierlich aus. Besonders in Unterzahl fiel dem spielerisch limitierten HBW nicht viel ein. Die Folge war eine 10:5-Führung (20.) für die Löwen, die bis zur Pause aber – auch aufgrund mehrerer Wechsel – plötzlich den Faden verloren. Unnötige Ballverluste und überhastete Torabschlüsse brachten die Gastgeber vor 2150 Zuschauern zurück in Spiel. Immerhin retteten die Badener eine 13:11-Führung in die Halbzeit.

Für Beruhigung hätte die Lindgren-Sieben direkt nach dem Seitenwechsel sorgen können, wenn sie ihre Chancen konsequent genutzt hätte: Doch Ivan Cupic beim Siebenmeter, Ólafur Stefánsson und zwei Mal Patrick Groetzki ließen große Möglichkeiten aus. „Da müssen wir eigentlich wegziehen“, meinte Manager Storm. Erst ein verwandelter Strafwurf von Uwe Gensheimer zum 19:15 (41.) ließ Löwen-Trainer Lindgren wieder etwas entspannter auf das Spielfeld schauen – allerdings nur für kurze Zeit. Denn selbst die erneute Vier-Tore-Führung gab seinem Team keine Sicherheit. Für Szmal rückte Henning Fritz zwischen die Pfosten, doch das änderte überhaupt nichts an der Balinger Aufholjagd. Die unermüdlich kämpfenden Schwaben kamen von 21:25 (48.) auf 26:28 (56.) heran, Strobel verkürzte 15 Sekunden vor Schluss zum Endstand – den kleinen Vorsprung retteten die Löwen schließlich über die Zeit. Sie waren dank Tkaczyk mit einem blauen Auge davongekommen, werden sich aber im Heimspiel am Dienstag gegen Göppingen steigern müssen. Das gilt vor allem für Neuzugang Andy Schmid, der in seinem ersten Bundesligaspiel übermotiviert wirkte. „Einige Würfe waren viel zu überhastet, da hat er undiszipliniert agiert“, verteilte der Sportliche Berater Kent-Harry Andersson einen kleinen Rüffel.

Lob erhielt dagegen der bärenstarke und treffsichere Tkaczyk, der fast 60 Minuten lang in Abwehr und Angriff auf der Platte stand. Karol Bielecki saß dagegen das komplette Spiel draußen. „Es gab keinen Grund, ihn einzusetzen. Grzegorz hat seine Sache sehr gut gemacht“, meinte Lindgren, der auch Niklas Ruß nicht einsetzte: „Wir haben einen 15-Mann-Kader, aber nur 14 können spielen. Zurzeit ist Niklas draußen, aber das kann sich schnell ändern.“

Löwen: Szmal, Fritz – Gensheimer (6/2), Myrhol (7), Groetzki (2)- Tkaczyk (8), Lund (2), Stefánsson (2/1) – Schmid, Roggisch, Müller (1), Gunnarsson, Cupic (3), Bielecki (n.e.), Ruß (n.e.).

Von Marc Stevermüer

 30.08.2010