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Die Löwen erkämpfen sich einen Punkt (RNZ)

Champions League, Gruppe A: 25:25 gegen die noch ungeschlagenen Ungarn aus Veszprem

Mannheim. Irgendwie war es eine komische Stimmung gestern Abend in der Mannheimer SAP Arena. Sollten sie sich nun freuen, oder doch trauern? Die Spieler der Rhein-Neckar Löwen wussten das selbst nicht so genau. Manche stiefelten geknickt von der Platte, mit hängenden Schultern und Köpfen. Andere grinsten, lachten herzhaft. Das lag am Ergebnis, einem 25:25 (12:13)-Remis gegen Veszprem, im Topspiel der Champions-League-Gruppenphase. Die Ungarn, eines der stärksten Teams der Handball-Welt, wackelten, fielen am Ende aber nicht. Für Löwen-Manager Thorsten Storm kein Problem. Der ballte unmittelbar nach der Schluss-Sirene die rechte Faust, war glücklich: „Das war eine ganz tolle Leistung unserer Jungs. Gegen einen Weltklasse-Gegner.“

Los ging’s stimmungsvoll. Die Champions-League-Hymne hat was, macht Lust auf mehr, auf gehobene Handball-Kunst. Taktische und technische Meisterleistungen. Zunächst war da aber etwas anders: Ein Abnutzungskampf, zwei Abwehrreihen, die ein Bollwerken glichen. Knallhart wurde zugepackt, um jeden Zentimeter gerungen. Nach sieben Minuten stand es 4:2 für die Löwen. Uwe Gensheimer sei Dank. Dreimal hatte der Löwen-Kapitän da bereits zugeschlagen.

Gensheimer links, Momir Ilic rechts. Der Rückraum-Riese, der auch mal bei den Löwen als potenzieller Neuzugang im Gespräch war, mimte für Veszprem den Alleinunterhalter. Nach elf Minuten führte der Ex-Kieler die Torschützenliste an. Mit vier von fünf ungarischen Treffern (5:5). Das Löwen-Problem hierbei: Mit Laszlo Nagy, dem 2,09-m-Brocken, mussten sie einen weiteren Scharfschützen im Auge behalten. Das eröffnete die Räume für den elffachen Torschützen Ilic. Richtig schwer hatte es zudem Löwen-Kreisläufer Bjarte Myrhol. Die norwegische Tormaschine wurde im Angriff gnadenlos in die Zange genommen. Meist von drei Gegnern im Nahkampf gestellt. Und so kam es, wie es kommen musste. Die Ungarn zogen davon, führten plötzlich mit 9:6 (18.) Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson sah’s mit Schrecken. Dann zog er die Notbremse. Der Isländer bat zur Auszeit, zum Krisengipfel.

Besser wurde es trotzdem nicht. Weil Veszprem traf und traf, immer wieder die entscheidende Lücke fand. Gudmi schmeckte das gar nicht. Er tobte am Spielfeldrand, wirkte wie ein Verkehrspolizist. Einer, der mitten auf einer Kreuzung das ausgefallene Ampelsystem ersetzt. Seine Arme wirbelten durch die Luft, zeigten wie es gehen soll. Und wenig später wurde er dann erhört. Von wem? Na von Gensheimer natürlich. Die Gensel-Festspiele gingen nämlich weiter. Sage und schreibe sieben Mal schlug der Friedrichsfelder bis zur Pause zu. Zur Halbzeit-Führung reichte es dennoch nicht. Veszprem ging mit einem 13:12 in die Katakomben.

Kaum zurück auf dem Feld, bauten die Gäste den dann weiter aus. Erneut auf drei Treffer (18:15/38.). Auch wegen Torhüter Mirko Alilovic. Der entschärfte einige dicke Löwen-Chancen, war der Fels in der Brandung. Aber die Löwen machten ihrem Namen alle Ehre, gaben nicht auf, bissen sich fest: 19:19 (43.) – Ausgleich. Was ein Spiel! Was ein Nervenkitzel!

Genau so ging es weiter. Nun aber Kopf an Kopf: Veszprem legte vor, die Löwen zogen nach. Den einen Punkt rettete letztlich Patrick Groetzki. Der Rechtsaußen schloss die finale Offensivaktion mit einem feinen Heber ab. Doch irgendwie – das wussten alle der 7151 Zuschauer – war mehr drin. Auch Storm nickte das ab: „Man hat heute leider gesehen, dass wir bei den Schiedsrichtern in den entscheidenden Phasen noch nicht die Lobby haben, wie sie beispielsweise ein Spitzenteam wie Veszprem hat.“ Widersprechen konnte man da nur schwer: Die Unparteiischen machten in der Schlussphase nicht die glücklichste Figur. So durften die Gäste unter anderem die letzten 50 Sekunden ausspielen. Die Zeitspielregel hatten die beiden serbischen Schiedsrichter offenbar verdrängt. Ob die Löwen das in Veszprem auch gedurft hätten? Schwer vorstellbar.

Löwen: Schmid 3/3, Gensheimer 10/2, I. Guardiola 1, GHorbok 3, Myrhol 3, Groetzki 1, G. Guardiola 1, Petersson 2

Zuschauer: 7151

Von Daniel Hund