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Die Löwen feiern ein Handball-Fest

Mannheim. Gewinnen oder endgültig Scheitern, Jubelpose oder totaler Frust. Es knisterte gestern Abend in der Mannheimer SAP Arena. 10.189 Zuschauer hielten den Atem an, kauten Fingernägel, drückten die Daumen. Doch vor allem den Verantwortlichen war die Anspannung anzusehen. Sorgenfalten breiteten sich aus. Um kurz vor 21 Uhr hellten sich die Minen auf, denn das Personal glänzte, wandelte den Druck in Energie um: Das Rudel bezwang Gummersbach mit 31:28 (16:13), machte fette Beute. Der Traum von der direkten Champions-League-Qualifikation geht damit weiter, wird immer realistischer.

Kent-Harry Andersson, der Sportliche Berater der Löwen, sah es ähnlich: „Das war ein großer Schritt in Richtung Königsklasse.“ Und ein großer Schritt in Richtung Gänsehaut-Atmosphäre. Der Funke schwappte über. Die Fans gingen mit. Gemeinsam feierte man ein Handball-Fest im „Ufo“. Löwen-Manager Thorsten Storm war begeistert: „Danke an die Zuschauer. Sie haben heute den Unterschied gemacht.“

In der Anfangsphase entwickelte sich eine ausgeglichene Partie. Meist lagen die Badener mit ein, zwei Toren in Führung. Auf Seiten der Löwen gefiel vor allem Mittelmann Snorri Gudjonsson. Er schaute und passte, zielte und traf. Der quirlige Isländer war ein ständiger Unruheherd. Kaum zu bremsen, kaum zu bändigen. Quasi das genaue Gegenteil von Michael Müller. Heiß war er, probierte viel. Geklappt hat wenig. Wieder einmal. Mittlerweile kann einem der Nationalspieler fast schon leid tun. Man wünscht ihm, dass er endlich ankommt im Löwengehege.

Unmittelbar nach der Pause begann dann die Bielecki-Show. Der polnische Scharfschütze erzielte fünf Treffer in zehn Minuten. Knallhart und präzise. In der 44. Minute schien die Partie gelaufen zu sein. Die Löwen führten mit 25:20. Doch plötzlich ging nichts mehr. Verängstigt waren sie, die Hausherren, kassierten den Ausgleich. Patrick Groetzki wurmte das sehr: „Wir haben uns einfach nicht an unser Konzept gehalten“, raunzte er, „irgendwie hat kurzzeitig jeder gemacht, was er wollte.“ Lindgren nickte: „Wir waren zu bequem, haben leichte Fehler gemacht. Aber haben die zwei Punkte – das zählt.“

Gespannt war man auf Robert Gunnarsson, den Noch-Gummersbacher, den „Bald-Löwen“. Im Sommer wechselt er die Seiten, spielt dann in der Manege. Auf ihn kann man sich freuen. Er deutete an, was möglich ist, schoss fünf Tore und kämpfte wie ein Bär. Den Schluss-Spurt der Löwen konnte aber auch er nicht verhindern.

Heute um 14 Uhr kreuzen einige Löwen im Kaufhof am Bismarckplatz in Heidelberg auf! Slawomir Szmal, Henning Fritz, Uwe Gensheimer, Oliver Roggisch, Olafur Stefansson, Michael Müller, Gudjon Valur Sigurdsson und Patrick Groetzki schreiben im Dinea-Restaurant Autogramme.

Löwen: Bielecki 8, Gudjonsson 6/3, Gensheimer 4, Groetzki 3, Myrhol 3, Stefansson 3/1, Manojlovic 2, Klimovets 1, Müller 1.

Gummersbach: Szilagy 7/4, Pfahl 6/2, Gunnarsson 5, Fäth 2, Lützelberger 2, Rahmel 2, Zrnic 2, Krantz 1, Vukovic 1.

Zuschauer: 10189 – Strafminuten: 8/6 -Disqualifikation: Krantz (60./3. Zeitstrafe).

Von Daniel Hund

 01.04.2010