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Die Löwen hetzen von Spiel zu Spiel (RNZ)

Mannheim. Eigentlich hat man ihn anders erwartet. Besser gelaunt. Grinsend und lachend, richtig glücklich. Doch es kam anders. Als Gudmundur Gudmundsson am Mittwochabend nach dem 34:33-Zittersieg gegen Magdeburg auf der Pressekonferenz im Bauch der SAP Arena aufkreuzte, zeigten seine Mundwinkel in Richtung Boden. Völlig frustriert sah der Trainer der Rhein-Neckar Löwen aus, nicht erleichtert.

Hallo, Herr Gudmundsson, ihre Mannschaft hat doch genau das geschafft, was sie sich vorgenommen hatte. Ein Sieg gegen Magdeburg, den Einzug ins Viertelfinale des DHB-Pokals. Aber Sieg ist eben nicht Sieg. Nicht für Gudmundsson, den Perfektionisten. Der will mehr, ist immer auf der Suche nach dem Optimum, dem perfekten Spiel. Und davon waren seine Gelben gegen den Altmeister 40 Minuten lang so weit entfernt, wie die Erde vom Mars. Oder vielleicht sogar noch ein bisschen weiter. Gudmi grummelnd: „Wir waren vorne und hinten schwach, irgendwie immer zu langsam. So schlecht habe ich uns diese Saison noch nicht gesehen.“

Aber abgerechnet wird immer erst zum Schluss, nach 60 Minuten, manchmal – wie am Mittwoch – auch erst nach 70. „Puh, zum Glück, das war wirklich ein echter Handball-Krimi, oder?“, seufzte Gudmundsson und lächelte – endlich: „Kompliment an meine Jungs, die sind bravourös zurückgekommen, haben das Ding tatsächlich noch gedreht.“

Einer dieser Jungs war Torwart Niklas Landin. Der Krake, der mit den tausend Armen. Unglaublich war’s, was er teilweise vor der Torlinie fischte. Mit diesem Keeper, der im Sommer von Bjerringbro-Silkeborg in die Kurpfalz kam, haben die Löwen den Hauptgewinn gezogen. Auch Patrick Groetzki verneigte sich danach verbal: „Ohne Niklas hätten wir schon zur Pause deutlich höher zurückgelegen. Er hat unsere vielen technischen Fehler ausgeglichen.“

Groetzki selbst war jedoch auch nicht ganz unschuldig an der gelben Aufholjagd. Wann immer er den Ball bekam, er knallte ihn in die Maschen. Sieben mal insgesamt. Besser war keiner.

Doch manchmal muss man gar nicht treffen, um zu glänzen. Alexander Petersson demonstrierte das gegen Magdeburg eindrucksvoll. Er spielte trotz krasser Schulterschmerzen, konnte nicht werfen, nur passen. Wegzudenken war der Isländer trotzdem nicht. Er riss Löcher, zog das Tempo an, sorgte permanent für Unruhe. „Das ist der Petersson-Faktor“, flachste Thorsten Storm, der Manager: „Vor so einem Spieler, der eigentlich gar nicht spielen dürfte und seine Gesundheit riskiert, ziehe ich den Hut.“ Am Ende hatten sich also alle wieder lieb. Auch Gudmundsson war mit sich und seinem Personal im Reinen. Feiern war aber nicht. Denn nach Magdeburg war vor Neuhausen. Schon am Freitag geht die Terminhatz weiter. In der SAP Arena, um 19.45 Uhr. Und vorher sagt Gudmundsson das, was er immer sagt: „Das ist ein richtig unangenehmer Gegner. Wir müssen höllisch aufpassen.“ Und weiter: „Die haben frische Beine, wir nicht.“

Stimmt. Dafür haben die Löwen aber etwas anderes. Etwas, das man nicht trainieren kann. Sie sind um eine wichtige Erfahrung reicher: Wissen, dass sie zurückkommen können, dass sie echte Nehmer-Qualitäten haben. Das sind genau die Erlebnisse, die es braucht, um eine große Mannschaft zu werden.

Zurück zum Pokal: Am kommenden Dienstag werden die Viertelfinals ausgelost. Dann droht nach Gummersbach und Magdeburg der nächste dicke Brocken. Bis auf den ThSV Eisenach befinden sich nur noch Bundesligisten im Lostopf.

Themenwechsel: Am Samstag ab 12 Uhr findet in der Galeria Kaufhof am Bismarckplatz eine Autogrammstunde der Löwen statt: Andy Schmid, Marius Steinhauser, Niklas Landin, Patrick Groetzki und Kim Eckdahl du Rietz werden die Kugelschreiber zücken.

Daniel Hund