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Mitgeschrieben, schnell gelernt (MM)

Neuerwerbung Sigurmannsson fügt sich nahtlos in das Löwen-Rudel ein / „Unglaubliches Debüt“

MANNHEIM. 62 Sekunden waren in der Verlängerung des Pokal-Achtelfinales der Rhein-Neckar Löwen gegen den SC Magdeburg noch zu spielen, als der Ball auf Linksaußen kam und ein in Handball-Deutschland noch völlig unbeschriebenes Blatt die Kugel zum 34:32 ins Netz wuchtete. Ganz so, als sei es eine seiner leichtesten Übungen.

Nervenflattern beim ersten Spiel für die Badener? Fehlanzeige. Zitterhändchen in der prekären Situation gegen den hartnäckigen SCM? Keine Spur. „Das sind doch die Spiele, die am meisten Spaß machen“, gab Neuzugang Stefan Rafn Sigurmannsson nach dem 34:33-Krimi lässig zu Protokoll. Es scheint, als hätten sich die Badener den nächsten coolen „Eiskrieger“ von der Vulkaninsel im Nordatlantik geangelt.

„Diese Verpflichtung hat sich jetzt schon gelohnt“, jubelte da nicht nur Geschäftsführer Thorsten Storm mit Blick auf das erreichte Viertelfinale. Auch Trainer Gudmundur Gudmundsson rieb sich etwas die Augen. „Das war ein unglaubliches Debüt“, hatte selbst der Löwen-Coach, der Sigurmannsson bereits zu seiner Zeit als isländischer Nationaltrainer auf dem Radar hatte, nicht mit solch einem Einstand gerechnet.

Der 22-Jährige nutzte vier seiner fünf Möglichkeiten und fügte sich auch in der Abwehr nahtlos ein. Neben der Einwechslung des angeschlagenen Alexander Petersson, dessen Dynamik und Präsenz Manager Storm als „Petersson-Effekt“ auf den Punkt brachte, den 24 teilweise unglaublichen Paraden von Keeper Niklas Landin und Patrick Groetzkis Treffsicherheit (7 Tore), trug sicher auch Sigurmannssons Einstand dazu bei, dass der zwischenzeitliche 16:22-Rückstand (38.) doch noch umgebogen werden konnte. Auf die Frage, wie er sich nach seiner Ankunft am Samstag so schnell in der Mannschaft und den taktischen Abläufen zurechtfand, hatte der 1,96-Meter-Mann eine einfache Antwort. „Ich habe so einen Block wie ihr“, verriet er den Journalisten. „Da habe ich alles aufgeschrieben und gelernt.“

Torschützenkönig in Island

Dabei genoss er das vollste Vertrauen von Trainer Gudmundsson. „Er hat als aktueller Torschützenkönig in der isländischen Liga bei Spitzenreiter Haukar Hafnarfjördur bereits viel Verantwortung übernommen. Das hat man ihm schon im Training angemerkt“, war dem Löwen-Coach schnell klar, dass Sigurmannsson den Badenern nach dem Ausfall von Uwe Gensheimer wohl am ehesten sofort weiterhelfen kann. Der Rechtshänder selbst musste ebenfalls nicht zweimal überlegen, als das Vertragsangebot der Löwen dann vor ihm lag, das zunächst bis Saisonende befristet ist – Verlängerung nicht ausgeschlossen.

„In der deutschen Liga zu spielen, ist für jeden ein Traum. Ich war genau über die Löwen informiert“, berichtete der Neuzugang. Schließlich überträgt selbst das isländische Fernsehen Bundesliga-Handball – vornehmlich, wenn Landsleute am Ball sind. Und wenn Sigurmannsson beispielsweise schon heute Abend (19.45 Uhr/SAP Arena) gegen Aufsteiger TV Neuhausen so weitermacht wie gegen Magdeburg, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass bald auch wegen ihm mal wieder ein isländisches TV-Team in der Mannheimer SAP Arena auftaucht.

Von Thorsten Hof