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Die Löwen jagen in Spanien

Heidelberg/Wien. Thorsten Storm war ganz entspannt, wirkte zufrieden. Für den Manager der Rhein-Neckar Löwen hatte sich die Reise nach Wien gelohnt, das Daumendrücken auch: Der badische Handball-Bundesligist trifft im Achtelfinale der Champions League auf BM Valladolid. Croatia Zagreb, das „Horror-Los“, blieb ihnen somit erspart. Das ergab die gestrige Auslosung in der österreichischen Hauptstadt. „Leichte Gegner gibt es in der jetzigen Phase ohnehin nicht mehr“, erklärt Storm, „aber gegen Valladolid rechnen wir uns gute Chancen aus: Wir werden alles versuchen.“

Wann die Achtelfinal-Duelle ausgetragen werden, steht derzeit noch nicht fest. Klar ist nur: Zwischen dem 24. und 28. März wird das Hinspiel in Valladolid steigen. Heimrecht haben die Löwen dann zwischen dem 31.März und dem 4. April.  Apropos Heimrecht, wo wird überhaupt gespielt? In der Karlsruher Europahalle oder in der Mannheimer SAP Arena. Storm weiß es derzeit selbst nicht so genau, würde das „Ufo“ vor den Toren Mannheims aber vorziehen. Er sagt: „Das Achtelfinale ist bislang unser wichtigstes Spiel in der laufenden Saison. Ich persönlich würde mir wünschen, dass wir in der SAP Arena antreten.“

Angebracht wäre es. Schließlich ist es ein attraktiver Kontrahent, der einige Handball-Fans anlocken dürfte: Valladolid hat Klasse, verfügt über einige Top-Handballer. Gerade zwei Ballwerfer drängen sich auf: Raúl Entrerrios und Havard Tvedten.  Entrerrios wirbelt im Rückraum, wo er durch seinen starken rechten Arm für jede Mannschaft zur Bedrohung werden kann. Und Tvedten? Der Norweger rast die linke Außenbahn hoch und runter, trifft derzeit nach Belieben: Mit 93 Treffern führt er aktuell die interne Torjägerliste der Spanier an.

Doch auch der Rest der Mannschaft kann mit dem kleinen Harzbällchen umgehen. Kent-Harry Andersson, der Sportliche Berater der Löwen, warnt, pustet tief durch: „Die sind brandgefährlich, belegen momentan den dritten Platz in der spanischen Liga, kämpfen ohne Ende.“ Um sich optimal auf das Spitzenteam aus der Liga ASOBAL vorbereiten zu können, wird Andersson seine Kontakte spielen lassen: „Wir brauchen ein Video von Valladolid. Unbedingt!“

Wobei auch Carlos Prieto ein geeigneter Gesprächspartner sein könnte. Der spanische Kreis-Torero, der bei den Löwen vornehmlich in der Abwehr seinen Mann steht, ist nämlich ein echter BM-Fachmann: Vor seinem Löwen-Engagement zockte er zwei Jahre in Valladolid, gewann dort in der Vorsaison noch den Europapokal der Pokalsieger. Auf das Wiedersehen mit seinen Landsleuten freut er sich. „Dort herrscht immer eine Super-Stimmung“, schmunzelt der 2,03 m Hüne, „aber zu verschenken habe ich nichts: Ich fahre dort hin, um zu gewinnen.“

Doch das ist Zukunftsmusik. Schon morgen stehen die Löwen wieder in der Pflicht. Der triste Bundesliga-Alltag ruft. Um 20.15 Uhr gastiert die MT Melsungen in der SAP Arena. Ein weiterer Ausrutscher hätte fatale Folgen. Storm mit Nachdruck: „In der Liga zählen für uns nur noch Siege.“ Stimmt. Andernfalls ist der Traum vom dritten Platz, dem Champions-League-Platz, ausgeträumt. Melsungen wird der Lindgren-Sieben aber sicher alles abverlangen. „Das ist eine sehr unbequeme Mannschaft, die uns schon mehrfach Probleme bereitet hat“, sagt Andersson.

Olafur Stefansson kann dieses Mal nicht helfen. Er sitzt seine Rot-Sperre ab. Andersson: „Nun ist Michael Müller gefordert. Von seiner Leistung hängt vieles ab.“

Von Daniel Hund

 10.03.2010