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Die Löwen sind los!

Vorbereitungsstart in Kronau ohne sechs

Als er gegen 13 Uhr beim Pressegespräch im Videoraum der Kronauer Trainingshalle Platz genommen hatte, lagen schon die ersten beiden Termine bei seinem neuen Klub hinter ihm: der Laktattest und das erste Fotoshooting. „Na ja, wie man’s nimmt“, lautete die schelmische Antwort des Halblinken Matthias Gerlich auf die Frage, was denn nun anstrengender gewesen sei. Angenehm war ihm jedenfalls beides. Weil der 24-jährige Rechtshänder, der vom TV Hüttenberg zu den Rhein-Neckar Löwen gewechselt ist und dort einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben hat, seine neue Herausforderung mit großer Vorfreude annimmt. Beziehungsweise schon angenommen hat. Mit Freundin Britta hat der Lehramtsstudent (Sport/Englisch) eine Wohnung etwa zehn Kilometer von der Trainingszentrale in Kronau entfernt gefunden. Viel Zeit zum Kennenlernen der Region blieb „Matze“ allerdings noch nicht. „Aber ich habe viel von den schönen Fleckchen hier gehört, ich werde sicherlich bald die ein oder andere Erkundungstour unternehmen.“

In Baden will der ehrgeizige Bayer (geboren in Landsberg am Lech) den nächsten Schritt machen. „Ich habe immer darauf hingearbeitet, irgendwann einmal bei so einem Verein wie den Löwen zu spielen“, bestätigte Gerlich, der vor gut sieben Jahren die Heimat verließ, ins Sportinternat nach Magdeburg wechselte und über TuSEM Essen schließlich beim TV Hüttenberg gelandet war. Nach einem Jahr bei den Mittelhessen zog er seine Option und nahm ein Jahr früher als gedacht Abschied. Gerlichs nahe Ziele lassen sich mit einem Wort zusammenfassen: „Lernen“. „So viel wie möglich, soviel wie es geht. Ich möchte mit einer guten Leistung überzeugen. Alles Weitere wird man dann sehen.“ Den Überblick dürfte er jedenfalls schon allein wegen seiner Körperlänge behalten: Mit stattlichen 2,04 Metern hat sich Gerlich direkt an die Spitze dieser Tabelle bei den Badenern gesetzt.

Um 9 Uhr war für Gerlich in der Gruppe mit Torhüter Goran Stojanovic , Rückraumtalent Kevin Bitz und dem neuen Rechtsaußen Marius Steinhauser (HG Oftersheim/Schwetzingen) der Startschuss gefallen. Es folgte die Gruppe mit Spielmacher Andy Schmid, Kapitän Uwe Gensheimer, Abwehrspezialist Oliver Roggisch, Kreisläufer Bjarte Myrhol, dem neuen Rückraumrechten Isaias Guardiola (BM Atletico Madrid) und Nachwuchsmann Denni Djozic (20), der ebenso wie Neuzugang Nils Kretschmer (19/VfL Bad Schwartau) wohl überwiegend Einsatzzeiten in der zweiten Mannschaft bekommen wird. Und noch ein Neuer stellte sich vor: Yassine Taieb. 21 Jahre, Linkshänder. „Ein Nachwuchsmann ohne Verein, der auf uns zugekommen ist“, sagte Manager Thorsten Storm über den Tunesier, der zuletzt bei Dijon Bourgogne in der zweiten französischen Liga spielte. „Und da wir abwarten müssen, wie lange Patrick Groetzki nach seiner Knieverletzung noch fehlen wird, wird Yassine zunächst mit dem Bundesliga-Kader trainieren“, erklärte Storm weiter. Rechtsaußen Groetzki, der zum Auftakt sein eigenes Programm abspulte, möchte natürlich so schnell wie möglich wieder mit den anderen Jungs auf der Platte stehen. „Wie lange es noch dauert, wird auch davon abhängen, wie das Knie bei voller Belastung reagiert“, so der Linkshänder.

Trainer Gudmundur Gudmundsson, der am Abend zuvor aus Straßburg vom „olympischen Vorbereitungsturnier“ Euro Tournoi gekommen war, wo mit Island ein Sieg gegen Tunesien und eine Niederlage gegen Spanien zu Buche gestanden hatten, trat die Vorbereitung mit klaren Vorstellungen an: „Ziel ist es nun, aus Topspielern und Talenten, aus wirklich tollen Typen eine Einheit zu formen, die zusammensteht und alles gibt. Immer. Dann stellt sich auch Erfolg ein.“ Manager Storm ergänzte: „Wir werden versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Jetzt gilt es, die Mannschaft in Ruhe arbeiten zu lassen. Wir haben einige Neuzugänge zu integrieren und kein einfaches Auftaktprogramm nach einer sehr kurzen gemeinsamen Vorbereitungsphase.“

Zarko Sesum mit Serbien, Kim Ekdahl Du Rietz mit Schweden, Niklas Landin mit Dänemark, Gedeon Guardiola mit Spanien und Alexander Petersson mit Island – fünf Spieler werden mit ihren Nationalmannschaften in London um olympische Ehren kämpfen (27. Juli bis 12. August), Jonas Maier weilt mit der Jugend-Nationalmannschaft bei der EM in Österreich (bis zum 22. Juli). Auf dieses halbe Dutzend Spieler muss der Coach zunächst verzichten. Mitte August wird Gudmundsson dann der komplette Kader zur Verfügung stehen. „Keine Frage, die Vorbereitung in diesem Jahr ist extrem kurz. Ende August, genauer am 26., steht uns in Göppingen die erste Aufgabe in der Bundesliga bevor. Sicherlich wird das alles nicht einfach. Aber! Wir haben eine gute Truppe beisammen, ich freue mich wirklich sehr auf die neue Saison. Und ich hoffe und darauf bauen wir alle sehr, dass unsere Fans, die Handball-Anhänger in der Region uns zusätzlich Kraft geben“, sagte der 51-jährige Coach, der am Mittwoch das Zepter vorübergehend an Co-Trainer Tomas Svensson übergeben und zur isländischen Auswahl reisen wird.

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