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Die Löwen sind weiter im Meisterschaftsrennen (RNZ)

Am späten Sonntagabend leuchtete ein 32:31 vom gigantischen Videowürfel im „Ufo“. Das Wichtige daran: Nach dem Coup über den HSV Hamburg rollt der gelbe Meisterzug weiter.

Mannheim. Als alles vorbei war, wollte er einfach nur weg: Thorsten Storm ging auf Tauchstation, spurtete schnurstracks in die Katakomben. Nicht reden, nicht lachen, nicht jubeln. Einfach alleine sein. Der Manager der Rhein-Neckar Löwen war bedient, gezeichnet von 60 Handball-Minuten, die alles hatten: Kampf, Klasse, Emotionen. Und noch dazu ein badisches Happy End. Am späten Sonntagabend leuchtete ein 32:31 vom gigantischen Videowürfel im „Ufo“. Das Wichtige daran: Nach dem Coup über den HSV Hamburg rollt der gelbe Meisterzug weiter, im Windschatten des punktgleichen THW Kiel, der nun zwar das bessere Torverhältnis (+7) hat, aber zugleich auch das wesentlich schwere Restprogramm.

Zurück zum Sonntag. Rund eine halbe Stunde nach der Schluss-Sirene war dann auch Storm nicht mehr sprachlos. Im Gegenteil. Nun war der Nordmann wieder der Alte. Er analysierte und lobte, feierte nass geschwitzt und mit leicht beschlagener Brille seine Helden. Einen Andy Schmid zum Beispiel. Seinen Denker und Lenker: „Andy ist einer, der immer dahin geht, wo es weh tut. Eben einer mit Eiern, mit Schweizer Eiern.“ Sagte Storm und grinste.

Gudmundur Gudmundsson, Löwen-Trainer und somit Vater des Erfolgs, tat das auch. Der Isländer stand zwei, drei Meter weiter links, eingekreist von mehreren Pressevertretern aus halb Deutschland. Sein Fazit: „Ich bin unheimlich stolz auf diese Jungs. Sie haben mit ganz viel Herz und Leidenschaft gespielt.“

Doch Gudmi wäre nicht Gudmi, wenn er nicht auch an solch einem Handball-Feiertag den Finger in die Wunde legen würde: „Mit der ersten Halbzeit war ich überhaupt nicht zufrieden“, grantelte er. Storm nickte: „Da war’s ganz schön laut bei uns in der Kabine.“

Zum Glück, denn danach zeigten die Löwen ein anderes Gesicht. Ein furchtloses. Der HSV wurde phasenweise regelrecht überrollt: Satte 20 Tore schenkten die Gelben den Hanseaten nach dem Wechsel ein. „Und das gegen solch eine Mannschaft“, analysierte Gudmundsson, der sich längst im Dauergrins-Modus befand.

Was auch mit den Fans zusammenhing. Über 10 000 gaben gegen den HSV Vollgas. Teilweise verstand man sein eigenes Wort nicht mehr. Gudmundsson fand’s klasse. Der Taktikfuchs verneigte sich verbal, sprach von einer „gigantischen Stimmung“. Von einem „genialen achten Mann“. Von „einem entscheidenen Faktor“.

Und wie geht es nun weiter? Erstmal ganz entspannt: Gestern war trainingsfrei, regenerieren die Vorgabe. Ab heute wird wieder geschwitzt. In Kronau hat Gudmi zwei Übungseinheiten angesetzt. Mit dem Schwerpunkt Eisenach. Das ist der kommende Gegner am Samstag – und auch beim Kellerkind soll nichts dem Zufall überlassen werden. Der Löwen-Dompteur: „Im Hinspiel in der SAP Arena lagen wir gegen diesen Gegner zur Pause noch mit 10:15 hinten. Wir müssen also höllisch aufpassen.“ Weitere Beispiele bei denen die Alarmglocken läuten sollten: Zuletzt verlor Göppingen in Eisenach, ein paar Wochen zuvor Berlin.

Diese Löwen sind aber anders. Sie spielen Handball mit Herz, kämpfen zusammen, auf und abseits der Platte. Storm formuliert es so: „Man spürt einfach, dass sie etwas Großes erreichen möchten.“ Die Meisterschaft!

Drei Endspiele stehen noch aus.

Von Daniel Hund