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Im Titelkampf geht an den Rhein-Neckar Löwen kein weg vorbei (RNZ)

Die Löwen erkämpfen sich einen knappen 32:31-Heimsieg im Spitzenspiel gegen den HSV Hamburg, verlieren aber die Tabellenführung

Mannheim. HSV Hamburg gegen Rhein-Neckar Löwen, Ex-Meister gegen möglichen Bald-Meister – Ausnahme-Könner unter sich: Gestern war kein gewöhnlicher Handball-Abend in der SAP Arena. Die Anspannung war riesig, die Nervosität bei den Hauptdarstellern nicht zu übersehen. Bei den Löwen-Fans aber auch: Schon auf dem Weg ins „Ufo“ musste wohl der eine oder andere Fingernagel dran glauben. Wobei im Vorfeld des Nord-Süd-Gipfels erstmal Frust angesagt war, grün und schwarz ärgern. Denn am Nachmittag hatte sich auch der TBV Lemgo in die Titelfrage eingemischt. Mit einer Leistung, die an Arbeitsverweigerung grenzte: 24:46 gingen die Ostwestfalen gegen den THW Kiel unter, der in Sachen Tordifferenz damit an den Löwen vorbeiziehen konnte.

Doch Uwe Gensheimer und Co. gaben die richtige Antwort. Bärenstark war’s, was sie beim 32:31 (12:15)-Sieg über den HSV auf die Platte zauberten. „Wir sind jetzt einfach nur glücklich“, jubelte Rechtsaußen Patrick Groetzki: „Ich denke, dass an uns im Titelkampf kein Weg vorbei führt, wenn wir weiter unsere Leistung bringen.“ Stimmt: Die nun schlechtere Tordifferenz (-7) können die Badener schon am Samstag in Eisenach wieder zurecht biegen, während Kiel am Sonntag gegen Flensburg ein echtes Schwergewicht vor der Brust hat.

Zum Spiel: Im Mittelpunkt standen zunächst nicht die Spieler, sondern zwei Herren, die normalerweise eigentlich nicht auffallen sollten: Robert Schulze und Tobias Tönnies. Die beiden Schiedsrichter. Ganz schwach agierten die, trafen Entscheidungen, die niemand in der Halle verstand. Und ja, glücklicherweise war da auch noch ein anderer. Ein Gelber, ein Linkshänder. Gemeint ist Alexander Petersson. Mehrfach tankte er sich durch, besorgte drei der ersten sechs Löwen-Treffer.

6:6 lautete der Zwischenstand nach 16 hektischen Minuten. Probleme bereitete den Löwen vor allem der Hamburger Abwehrriegel, der glich einem Bollwerk. Es gab kaum ein Durchkommen und wenn doch, war da auch noch Johannes Bitter. Der Riese im Kasten des HSV Hamburg. Ganz bitter wurde es kurz vor der Pause: Beim Champions-League-Sieger aus der Hansestadt sausten eine Minute lang nur vier Feldspieler über die Platte, die Löwen waren vollzählig. Getroffen haben sie trotzdem nicht, dafür aber einen kassiert – zum Haare raufen. Groetzki gesteht: „Das hat uns schon ein wenig verunsichert.“

In die Halbzeit ging es mit einem 12:15-Rückstand. Aussichtslos ist anders, Sorgen musste man sich trotzdem machen. Aber nur kurz. Plötzlich ging nämlich die Post ab. Hinten Hexer Landin, vorne der Rest, oben die Zuschauer. Binnen weniger Minuten drehten die Löwen ein 12:16 in ein 18:17: Tollhaus SAP Arena, Auszeit HSV – was für ein Spiel! Das sich nun zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen entwickelte. Bis zur 50. Minute. In der bebte die Arena dann endgültig: Erst Gensheimer, dann Manojlovic: 27:24. Meisterlich! Genau wie die Stimmung nach der Schluss-Sirene.

Storm nahm das Trauerspiel in Lemgo übrigens gefasst auf – öffentlich zumindest: „Es macht nie Sinn links und rechts auf Dinge zu blicken, die wir nicht selbst beeinflussen können. Weder die erwartet gute Leistung des THW Kiel, noch einen TBV Lemgo, der sich fast kampflos abschlachten lässt.“ Und weiter: „Wir müssen unsere Leistung bringen und am Ende werden wir erleben, was herauskommt. Wir werden wie immer unser Bestes geben und kämpfen bis zum Ende.“

Rhein-Neckar Löwen; Gensheimer 9, Petersson 6, Schmid 5, Ekdahl du Rietz 4, Myrhol 3, Harbok 2, Groetzki 2, Manojlovic 1

HSV Hamburg: Reixach 7, Flohr 5, Pfahl 5, Nilsson 4, Schröder 4, Duvnjak 3, Djordjic 2, Mahé 1

Zuschauer: 10 .609

Von Daniel Hund