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Die Löwen spielen gegen Minden – für wen ist da Bescherung? (RNZ)

Heidelberg. Ein Mal noch: Brust raus, Bälle rein. Ein letztes Mal kämpfen, beißen, kratzen. Und das ausgerechnet am Donnerstag, ausgerechnet am 2. Weihnachtsfeiertag. Dem Tag, an dem fast ganz Deutschland eigentlich nichts tut. Da ist Ausruhen angesagt. Das Fest neigt sich dem Ende entgegen, der Bauch ist voll.

Das kennen auch die Spieler der Rhein-Neckar Löwen, aber irgendwie nur noch vom Hörensagen. Denn Weihnachten, das ist für sie insbesondere mit zwei Dingen verbunden: Arbeit und Disziplin. Der 26. Dezember ist traditionell ein Großkampftag, fest verankert im Spielplan der HBL. Thorsten Storm, Löwen-Manager von Beruf, bedauert das. Er sagt: „Leider kennt der internationale Terminplan keine Pausen. Das hat irgendjemand, der selbst nie Profi-Handball spielen musste, schlichtweg vergessen.“ Leicht angesäuert wirkt er dabei, zuckt mit den Schultern: „Trotzdem wünsche ich unseren Spielern ein paar Tage im Kreis der Familie und ein wenig Erholung zum Durchschnaufen.“

Schön gesagt – und dennoch ist am Donnerstag volle Konzentration gefragt. Gegen Minden, gegen einen Gegner, der sich im Aufwind befindet. Und sicher nicht um 17.15 Uhr in der SAP Arena aufkreuzt, um Geschenke zu verteilen. „Ich hoffe einfach, dass jeder unserer Jungs nochmals alle Kräfte mobilisieren kann.“ Erklärt Storm. „In schwierigen Phasen kann die Mannschaft sicher auch von den Fans getragen werden.“Alle zusammen sollen es also richten. Die große Löwen-Familie sozusagen.

Das Hinspiel war eine klare Angelegenheit. Die Badener kamen, sahen und siegten. Mit 30:20. Im Vorbeigehen. Zu erwarten war das nicht. Zur Erinnerung: Die Besten aus dem Südwesten mussten dort auf sechs Stammspieler verzichten, gingen auf dem Zahnfleisch. Die Hauptdarsteller damals: Uwe Gensheimer und Niklas Landin. Der eine knallte den Ball zehn Mal in den Mindener Kasten und der andere entschärfte etliche Geschosse der Heim-Sieben.

Und der eine sprach gestern mit der RNZ. Uwe Gensheimer: „Minden ist mittlerweile sicher stärker einzuschätzen. Trotzdem wollen wir natürlich die Punkte holen.“ Dass er auch an Weihnachten die linke Außenbahn hoch und runter rasen muss, ist für „Gensel“ kein Problem. Mittlerweile wohlgemerkt. „Da gewöhnst du dich dran“, grinst der Friedrichsfelder, „irgendwann ist das normal geworden.“

Außerdem ist das Ende ja in Sicht: Ab dem 27. Dezember kann er endlich mal die Beine hochlegen, chillen. Und wie macht das ein Bundesliga-Torschützenkönig? In der Karibik, also irgendwo, wo es richtig warm ist? Oder doch gemütlich in den Alpen? Bei Glühwein und Kaiserschmarrn. Beides völlig falsch. Der Löwen-Kapitän bleibt ausnahmsweise mal dort, wo er zuletzt so gut wie nie war: Zuhause. „Ich bin einfach nur froh, wenn ich mal keinen Koffer packen muss. Die letzten Wochen waren diesbezüglich wirklich heftig.“ 

Von Daniel Hund