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Die Löwen suchen ihren Rhythmus

Mannheim. Das Fazit von Manager Thorsten Storm fiel am späten Mittwochabend durchwachsen aus. „Vielen Dank an Hamm. Von uns war es ein unrunder Aufgalopp“, sagte der Norddeutsche in der ihm eigenen Art. Es sollte heißen: Gut für die Rhein-Neckar Löwen, dass sie zum Start der zweiten Saisonhälfte vom Tabellensiebzehnten HSG Ahlen-Hamm beim 33:28 (17:12) gefordert wurden; nicht so gut, dass die Rädchen bei den „Mannheimern“ nach der Handball-WM-bedingten Pause noch nicht reibungslos ineinander liefen. Die Löwen, sie müssen sich steigern – und sie werden sich steigern, um ihre Saisonziele beim „Tanz auf drei Hochzeiten“ (Meisterschaft, DHB-Pokal, Champions League) zu realisieren.

Welches Potenzial in den Gelbhemden steckt, war phasenweise unübersehbar. Wenn sie schnell spielen, mit der ersten und zweiten Welle kommen, dann kracht es im Gebälk des Gegners. Nach Möglichkeit soll dies am Sonntag (15 Uhr) gegen die HSG Wetzlar, am Dienstag (20.15 Uhr) gegen die „Gladiatoren“ des SC Magdeburg und hoffentlich auch in der Königsklasse am 20. Februar (15.30 Uhr) gegen den ruhmreichen FC Barcelona so sein. „Wir spielen lieber zu Hause“, räumte „Goggi“ Sigurdsson im Kabinentrakt ein, „das ist schon ein Vorteil für uns, die ersten vier Spiele hier in der SAP Arena zu haben.“

Für den Klub freilich ist diese Flut von „Hausaufgaben“ keine ganz einfache organisatorische Angelegenheit. Die Kundschaft wählt aus, was vorgestern im „Ufo“ nicht zu übersehen war. 7.500 Tickets wurden verkauft, 6.350 Zuschauer wollten de facto den Pflichtsieg der badischen Fusions-Sieben sehen. Namen wie Magdeburg oder Barcelona ziehen halt wesentlich mehr, ohne dem tapferen westfälischen Aufsteiger zu nahe treten zu wollen. Ahlen-Hamm verkaufte sich wie bereits im Hinspiel (25:28) recht teuer. HSG-Coach Kay Rothenspieler schaute munter bei der Pressekonferenz in die Runde. „Ich bin zufrieden mit meiner Mannschaft, die zweite Halbzeit ging sogar Unentschieden aus.“ Ehrlicherweise ergänzte der Mann in Doppelfunktion (Trainermanager), es sei immer einfacher gegen Bundesliga-Spitzenteams zu agieren, wenn diese ihren Rhythmus noch nicht so recht gefunden hätten.

Den suchen die Löwen merklich. Man habe höher gewinnen müssen, somit acht bis zehn Toren Differenz, meinte Coach Gudmundur Gudmundsson und lieferte prompt die Erklärung für so manche WM-Nachwehen: „Bis zu 14 Spieler von uns waren unterwegs. Und viele kamen mit einem schlechten Erlebnis zurück – einige sind müde im Kopf gewesen.“ In eine ähnliche Kerbe schlug Kapitän Sigurdsson. Die Leistung habe unterm Strich mehr mit dem Monat Januar als mit dem Kontrahenten Hamm zu tun gehabt. „Wir müssen uns das Selbstvertrauen wieder zurückholen“, so „Goggi“, der die Vorstellung radikal und doch realistisch einordnete, „wir waren höchstens bei 50 Prozent und ich lag noch ein bisschen drunter.“ Wohltuende Selbstkritik, die dem Team flugs weiterhelfen sollte.

Komplizierter scheint die Lage bei Routinier Olafur Stefansson und Torhüter „Kasa“ Szmal zu sein. Linkshänder Stefansson, der vom Serben Zarko Sesum (Gudmundsson: „Zarko hat das richtig gut gemacht“) auf halbrechts vertreten wurde, sagte über seine Knieprobleme: „Ich hoffe, dass ich eine Operation vermeiden kann.“ Die Spritze vom Montag in die Kapsel habe gewirkt, er wolle möglichst am Sonntag gegen Wetzlar wieder auflaufen. Und: „Das sind jetzt wichtige vier Monate für die Löwen.“ Im Falle von Szmal gingen die Einschätzungen von Gudmundsson und Storm leicht auseinander. „Gudmi“ bleibt Optimist, dass Plan B nicht aus der Schublade gezogen und ein neuer Keeper verpflichtet werden muss. Storm drängt auf Klärung – Operation ja oder nein lautet die Frage.

„Am 15. Februar ist Schicht“, behält der Manager die Transferperiode im Blick. Die T-Frage bleibt also spannend. Die Antwort von Henning Fritz (Vertrag bis 2012) fiel am Mittwoch eindeutig aus: „Fritze“ verbuchte 17 Paraden – für die Löwen und ein Stück weit auch für sich.

Von Joachim Klaehn

 11.02.2011