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Die Löwen von A bis Z: Bjarte Myrhol

Bjarte Myrhol verlängerte seinen Vertrag bei den Löwen bis 2015 – ein Beweis, dass das Zusammenspiel passt. Uns erklärt der Kreisläufer seine Sicht auf den Handball von A bis Z.

A wie A-ha: Das ist wohl der bekannteste Pop-Export Norwegens, aber ehrlich gesagt ist das nicht so mein Stil. Ich bin da auch nicht so festgelegt und höre so ziemlich alles, was im Radio kommt. Auch die AC/DC-Melodie, die in der SAP Arena eingespielt wird, wenn ich treffe, war nicht meine Idee. Wenn ich Handball spiele oder ein Tor schieße, bin ich sowieso in einer anderen Welt und kriege nicht mit, welche Musik gespielt wird.

B wie Bratseth, Rune: Einer der bekanntesten Fußball-Profis aus unserem Land, und gerade in Deutschland hat er durch seine Zeit bei Werder Bremen viel für das Image der Norweger getan. Er ist bei uns zu Hause immer noch eine große Nummer und zum Beispiel als TV-Experte bei großen Fußballspielen immer im Fernsehen präsent.

C wie Champions League: Da messen sich die besten Handballer Europas miteinander. Ich bin unheimlich froh, dass wir hier wieder mit dabei sind. Das ist mit der Belastung in der Liga zusammengenommen zwar auch harte Arbeit, aber für jeden Profi immer wieder ein Erlebnis. Deshalb möchten wir uns auch in dieser Saison wieder für die Königsklasse qualifizieren.

D wie Deutschland: Mittlerweile wie eine zweite Heimat für mich, schließlich habe ich jetzt schon ein Drittel meines Lebens in Deutschland verbracht. Anscheinend habe ich mir den deutschen Satzbau schon so gut angeeignet, dass mich meine Freunde darauf aufmerksam machen, wenn ich etwas komisch Norwegisch spreche. Viele Klischees über Deutschland kann ich nicht bestätigen, aber eines stimmt schon: Wenn du hier etwas haben willst, musst du mindestens sechs Formulare ausfüllen. Das ist in Norwegen nicht so, aber damit kann ich leben.

E wie Emsdetten: Diesen Aufsteiger kenne ich noch aus meiner Zeit in Nordhorn. Dort haben wir immer mal wieder Testspiele gegen den TV gemacht. Und als auch als Neuling müssen wir Emsdetten sicher ernst nehmen. In der Bundesliga kann man sich gegen keine Mannschaft Nachlässigkeiten erlauben.

F wie Frauen-Nationalmannschaft: Die norwegische Frauen-Nationalmannschaft spielt in einer eigenen Liga und ist im Land total beliebt. Da kann ich nur den Hut ziehen, wir Männer haben es leider nie geschafft, auf dieses Level zu kommen. Aber immerhin spielen die Frauen für den Verband jede Menge Geld ein, von dem dann auch die Männer-Nationalmannschaft profitiert. Danke, Mädels!

G wie Gesundheit: Ist die Grundlage für alles, aber meine Krebserkrankung vor zwei Jahren hat meinen Blick darauf nicht besonders verändert. Ich habe mich ja nie richtig krank gefühlt. Mir geht es gut, ich schaue lieber nach vorne.

H wie Höhenangst: Mir wird tatsächlich etwas mulmig, wenn ich von weit oben nach unten schauen muss. Aber das würde ich gerne ändern, weil ich nach meiner Handball-Karriere unheimlich gerne Bergsteigen oder Touren unternehmen würde. Das müssten dann vielleicht Berge sein, von denen man nicht runterschauen muss oder die oben ganz flach sind.

I wie Inlinehockey: Viele Freunde von mir haben früher Eishockey gespielt, meine Eltern hatten aber nicht genug Geld, um für die teure Ausrüstung aufzukommen, während ich ja auch noch Handball gespielt habe. Also haben wir zwischen den Garagen auf Rollschuhen gespielt. Das hat auch Spaß gemacht und auf Roll- und Schlittschuhen dürfte ich auch heute noch ganz gut vorankommen – auch wenn es für eine Karriere als Eiskunstläufer wohl nicht mehr reicht.

J wie Jugend: Ich hatte in Oslo eine schöne Kindheit und Jugend. Ich bin in einem Stadtteil mit vielen verschiedenen Nationalitäten aufgewachsen und das hat mich sicher auch geprägt. Man wird so offener für andere Menschen, das ist wichtig für die eigene Persönlichkeit.

K wie Kreisläufer: Kreisläufer wurde ich ungefähr mit 14 Jahren, zuvor habe ich auf Rückraum-Mitte gespielt. Viele reduzieren die Position des Kreisläufers mit dem ständigen Gerangel und der körperlichen Auseinandersetzung. Aber als Kreisläufer benötigt man auch ein sehr gutes Spielverständnis und muss viele Situationen antizipieren können. Erst dann ist so etwas wie blindes Verständnis mit den übrigen Mitspielern möglich. Aber wenn man körperlich nicht auf der Höhe ist, hilft einem das natürlich auch nicht – das stimmt schon.

L wie Lutefisk: Lutefisk ist ein traditionelles norwegisches Fischgericht, das es auch zu Weihnachten gibt. Das ist Trockenfisch, der dann wieder eingeweicht wird. Meine Familie kommt ursprünglich von der Westküste, dort ist das sehr verbreitet, aber das schmeckt wohl etwas speziell. Mein Fall ist es nicht gerade, ich habe es noch nie probiert.

M wie Munch, Edvard: Unser wohl bekanntester Maler und ein großer Norweger. Mein Stil von Kunst ist das nicht unbedingt, aber bei uns zu Hause hängen auch Bilder an der Wand. Die sollte man auch genau aussuchen, sie sollten etwas Bleibendes sein.

N wie Nordhorn: Ich hatte dort drei sensationelle Jahre und sehr positive Erinnerungen an die HSG. Dort konnten wir in Ruhe arbeiten und haben es geschafft, uns in der Bundesliga-Spitze zu etablieren. Für so eine kleine Stadt war das schon etwas Außergewöhnliches. Schade, dass Nordhorn nicht mehr in der Bundesliga vertreten ist.

O wie Oslo: In meiner Heimatstadt war ich zuletzt viel zu selten, weil ich mit meiner Frau Charlotte eher nach Sandefjord gehe, wenn wir hier mal ein paar Tage frei haben. In Oslo hat sich inzwischen so viel verändert, dass ich mich dort ab und zu wie ein Fremder fühle.

P wie Pause: In meiner Freizeit nutze ich derzeit jede freie Minute für meinen Sohn Rasmus und Charlotte. Das sind die besten Pausen, die ich mir vorstellen kann.

Q wie Qualität: Qualität ist immer wichtig, zum Beispiel im Training. Vor allem da darf man keine Abstriche an der Qualität einer Einheit machen. Wenn man schon da keine 100 Prozent investiert, wird man auch im Wettbewerb Probleme bekommen.

R wie Rasmus: Mein Sohn Rasmus hat mein Leben nicht nur verändert, sondern auch verbessert. Ich bin richtig verliebt in den Kleinen. Er ist jetzt ein Jahr alt und ich muss ihm natürlich überall hinterherlaufen, weil er jetzt so viel entdeckt. Der neue Mann in unserer Familie hat uns total bereichert.

S wie Sandefjord: Dort bin ich mit 20 Jahren hingezogen, habe Charlotte kennengelernt und bin nicht nur als Handballer erwachsen geworden. Wir haben immer noch viele Freunde dort. Nach meiner Handball-Karriere werden wir auch dort hinziehen und ein Haus bauen. Das ist schon beschlossen. Sandefjord ist auch immer unser Ziel, wenn wir Zeit haben, nach Hause zu gehen. Eine ganz wichtige Station in meinem Leben.

T wie Torhüter: Mit dem gegnerischen Torhüter kann ich mich nicht so ausgiebig beschäftigen, da wir Kreisläufer selten freie Würfe bekommen, sondern eher instinktiv die kleine Lücke erkennen müssen, wo wir den Ball am Keeper vorbeibringen können. Aber es ist schon wichtig, mit erfolgreichen Würfen am Anfang des Spiels einen kleinen psychologischen Vorteil zu bekommen.

U wie Ungarisch: In meiner Zeit beim MKB Veszprem habe ich zunächst Handball-Ungarisch gelernt. Das ging relativ schnell, und wenn ich noch ein Jahr dort geblieben wäre, hätte ich die Sprache wohl ziemlich perfekt hingekriegt. Mittlerweile ist aber auch vieles verloren gegangen. Ich glaube, da sind zwei, drei Biere nötig, damit das alles wieder flüssig zurückkommt.

V wie Veszprem: Eine weitere ganz wichtige Station. Ich habe einfach den Schritt ins Ausland gewagt und das war eine Erfahrung, die mich nicht nur sportlich weitergebracht hat. Nach meiner Zeit in Sandefjord bin ich mit Charlotte erstmals in eine eigene Wohnung gezogen – und das gleich im Ausland. Danach wussten wir endgültig, dass wir zusammenpassen und wir hatten eine schöne Zeit dort am Plattensee. Die Fans sorgen dort wohl für die beste Handball-Stimmung in ganz Europa.

W wie Wohngemeinschaft: In Sandefjord haben wir zu viert in einer Handballer-WG gewohnt, unter anderem war auch Kenneth Klev dabei, der zuletzt beim Bergischen HC gespielt hat. Da haben natürlich andere Sachen im Vordergrund gestanden als die Frage, wer heute den Abwasch macht. Aber da möchte ich nicht besonders ins Detail gehen (lacht) – aber ja, es war eine schöne Zeit mit den Jungs.

X wie XL: Übergrößen oder besonders viel von etwas brauche ich nicht. Das ist schon alles okay so, wie es ist.

Y wie Yucca-Palme: Diese Pflanze sagt mir jetzt nicht besonders viel, aber in unserer Wohnung ist es ohnehin nicht allzu grün. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie die Pflanzen aussehen würden, wenn wir nach der Weihnachtspause oder den fünf Wochen im Sommer wieder zurückkehren.

Z wie Ziele: Mit großen und lautstark formulierten Zielen haben wir bei den Löwen schlechte Erfahrungen gemacht. Aber für die Champions League möchten wir uns auf jeden Fall wieder qualifizieren. Persönlich habe ich natürlich auch Ziele: Eine kleine Schwester für Rasmus wäre zum Beispiel schön.