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„Die Magie soll es richten“

In Barcelona und Spanien sucht man nach Siegen der Vergangenheit, um das Wunder gegen die Löwen heraufzubeschwören

Zahlenspiele regieren derzeit in Barcelona und den spanischen Medien: Nach der 31:38-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der VELUX EHF Champions League am vergangenen Sonntag in Mannheim vor 13.200 begeisterten Fans sucht man nach Ergebnissen, die Mut für das Rückspiel am Samstag (20.15 Uhr, live auf Eurosport) im legendären Palau Blaugrana machen sollen.

Aber nach der drittdeutlichsten Niederlage in Barcas langer Champions-League-Geschichte nach dem 31:41 im Halbfinale in Kiel am 6. April 2008 und dem 21:31 in Flensburg im Viertelfinale des Jahres 2007, muss man schon ganz tief in den Geschichtsbücher blättern.

Es war in der Saison 1985/86, als die Katalanen im Europapokal der Pokalsieger in den Halbfinals und Finals jeweils einen Sieben-Tore-Rückstand umbogen. Zunächst gegen Vikingur aus Island (13:20, 22:12) und dann im Endspiel gegen ZSKA Moskau (23:30, 27:20). Beim einzigen Mal, als Barcelona gegen eine deutsche Mannschaft ein Hinspiel mit sieben Toren verloren hatte, gab es – vielleicht ein gutes Omen für die Löwen – kein Happy-End: Im EHF-Pokalfinale 2002 gewann der THW Kiel das Hinspiel 36:29 – und feierte den Titelgewinn trotz einer 24:28-Niederlage im Palau Blaugrana.

Danach hat Barcelona im Europapokal keinen so deutlichen Vorsprung aufholen können, das 31:38 in Mannheim war die fünftdeutlichste internationale Niederlage überhaupt in weit mehr als 400 Partien nach dem 12:26 bei Roter Stern Belgrad im Viertelfinale des IHF-Cups 1970 und einer selbst in Spanien undatierten 18:31-Niederlage in Ljubljana.

Hoffnung machen soll aber auch das Datum des Rückspiels: 364 Tage, nachdem der FC Barcelona im Palau Blaugrana im Viertelfinal-Rückspiel der vergangenen Saison aus einem 20:25 bei Atletico Madrid ein 32:24 im Rückspiel – und nach nur 17 Minuten aus den Fünf-Tore-Rückstand beim 9:3 eine Führung gemacht hatte. „Das Ergebnis von Madrid soll uns eine Warnung sein, wie schnell es im Palau Blaugrana gehen kann“, sagt daher Löwen-Spielmacher Andy Schmid.

„Wir haben letztes Jahr fünf Tore aufgeholt, warum soll es nicht auch mit sieben funktionieren?“, sagt Barcelonas französischer Kreisläufer Cedric Sorhaindo. Insgesamt spielte der FCB bislang 25 Viertelfinalpartien in der EHF Champions League – mit klar positiver Bilanz: 17 Siegen stehen ein Remis und sieben Niederlagen gegenüber. Das letzte Mal, als Barcelona im Viertelfinale an einer deutschen Mannschaft scheiterte, war 2007 gegen den späteren Finallisten SG Flensburg-Handewitt.

Dagegen haben die Löwen von bislang drei CL-Viertelfinal-Auswärtsspielen nur eines gewonnen – aber wie: Mit dem historischen 35:26-Erfolg in Montpellier (nach einer 27:29-Heimniederlage) im Jahr 2011 buchten die Löwen zum ersten und bislang einzigen Mal das Ticket zum VELUX EHF FINAL4 in Köln. Aber: Die Ergebnisse der beiden bisherigen Viertelfinal-Auswärtsniederlagen (2009: 31:33 in Chechow, 2010: 30:31 in Kiel) würden in Barcelona beide locker zum Weiterkommen reichen.

„Wir haben nur eine Chance, wenn die Fans uns nach vorne peitschen. Wir bauen auf die Magie von Palau Blaugrana“, hat derweil Barcelonas Rückraumspieler Raul Entrerrios  als Maxime ausgegeben. Und der Verein versucht alles, um den Palau Blaugrana am Samstag bis auf den letzten Platz zu füllen. Stehplätze und „Sitzplätze mit eingeschränkter Sicht aufs Feld“ (so die offizielle Barca-Website) für die Partie gegen die Löwen gibt es für Vereinsmitglieder kostenlos, alle anderen zahlen gerade einmal fünf Euro.

Seit dem 18. Februar 2012 (29:30 im letzten und unbedeutenden Gruppenspiel gegen Zagreb) ist Barcelona in der VELUX EHF Champions League zuhause ungeschlagen – aber: die letzte deutsche Mannschaft, die den Palau Blaugrana stürmte, waren: die Löwen! Mit dem 31:30 zum Einstand von Gudmundur Gudmundsson am 25. September 2010 – wenn das mal kein weiteres gutes Omen für das definitiv letzte Spiel von Gudmundsson als Löwen-Trainer ist, das nicht auf deutschem Boden stattfindet.