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Die Meisterschaft ist greifbar für die Löwen (RNZ)

Die Rhein-Neckar Löwen siegen 35:24 in Lemgo und Rivale Kiel spielt nur Remis gegen Magdeburg

Heidelberg/Lemgo. Für die Handballer der Rhein-Neckar Löwen war es eine lange Nacht. Erst am frühen Sonntagmorgen fielen sie in die heimischen Betten. Party gemacht? Nicht ganz: Es lag vielmehr an der Partie beim TBV Lemgo, die ein Nachspiel hatte. Ein rund 400 Kilometer langes. So weit ist es nämlich von Ostwestfalen bis zum Kronauer Trainingszentrum. Mit dem Mannschaftsbus kurvten die Gelben durch die Nacht, aufgewühlt von 60 Handball-Minuten mit Happy End: Mit 35:24 (17:11) setzten sich die Löwen durch. „Es war ein sehr temporeiches Spiel“, resümiert Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson im RNZ-Gespräch, „besonders gefreut hat mich, dass ich allen Spielpraxis geben konnte.“

Pflicht erfüllt also – was aber gerade in Lemgo keine Selbstverständlichkeit ist. Denn beim Altmeister taten sich die Badener in der jüngeren Vergangenheit stets schwer. Doch seit Samstagabend ist das Geschichte. Ein Feuerwerk war’s, was die Besten aus dem Südwesten in Lemgo abbrannten. Die Abwehr stand, der Ball lief, die Angriffe rollten.

Ernsthaft in Gefahr war der Auswärtscoup nie. Wobei Gudmundsson, dem Perfektionisten auf der Löwen-Bank, trotzdem nicht alles gefiel. „Gerade in der ersten Halbzeit“, grummelte der Isländer, „haben wir phasenweise nicht unseren besten Handball gespielt.“ Da verspielten die Löwen eine Vier-Tore-Führung, kassierte in der 18. Minute das 7:7. Gudmundsson: „Ich habe dann schnell eine Auszeit genommen. Und von da an ging es eigentlich nur noch in eine Richtung.“

Badischer Einbahnstraßen-Handball, der längst nicht mehr überrascht. Die Gudmi-Sieben ist gefürchtet, strotzt momentan nur so vor Selbstbewusstsein. Und scheint selbst einen wie Gudmundsson anzustecken. Der gab am Samstag nämlich plötzlich gar nicht mehr den Zurückhaltenden, eher den Angriffslustigen. Er sagte Dinge wie: „Für uns ist jetzt jedes Spiel ein Endspiel.“ Oder: „Wir sind die Gejagten und dürfen uns in der Bundesliga keine Ausrutscher erlauben.“ Denn dann ist seit gestern Abend sogar wieder die Meisterschaft drin. Und zwar aus eigener Kraft: Magdeburg hat es möglich gemacht. Die Gladiators erkämpften sich gestern in Kiel ein 27:27-Remis. Damit liegen die Löwen nur noch zwei Punkte hinter dem THW, den sie zudem noch in der SAP Arena (16. April) vor der Brust haben. „Magdeburg hat toll gespielt und immer an den Sieg geglaubt. Das ist eine wichtige Voraussetzung.“ Sagt Löwen-Manager Thorsten Storm. „Aber das ist für uns alles Nebensache. Wir müssen unsere Spiele gewinnen.“

Laut Gudmundsson heißt das Zauberwort deshalb Konzentration. Und die brauchen sie schon am Mittwoch um 19 Uhr wieder, dann gastiert Lübbecke im „Ufo“. Das nächste Fallobst? Nicht ganz. Im Hinspiel setzte es einen herben Dämpfer: Mit einer 22:23-Niederlage traten die Löwen damals die Heimreise an. „Da haben wir quasi noch eine Rechnung offen“, schmunzelt der Löwen-Dompteur. Ob Alexander Petersson gegen Lübbecke helfen kann, ist fraglich. Der Isländer verletzte sich in Lemgo am rechten Fuß.

Themenwechsel: Am Freitagabend, als sich die Mannschaft schon in Lemgo befand, wurde das Rudel geehrt: zur Mannschaft des Jahres 2013 von Mannheim. Storm nahm die Auszeichnung im Cinemaxx-Kino in Empfang. Und der freute sich: „Jeder weiß, was wir hinter uns haben. Mit dieser Auszeichnung wird auch richtig harte Arbeit gewürdigt und es zeigt, dass die Rhein-Neckar Löwen in Mannheim angekommen sind.“

Lemgo: Hermann 6, Herth 5/1, Haenen 3/2, Zieker 3, Pekeler 2, Ebner 1, Lemke 1, Possehl 1, Pöhle 1, Ritterbach 1

Rhein-Neckar Löwen: Groetzki 6, Gensheimer 5, Myrhol 5, Schmid 4/2, Ekdahl du Rietz 3, Gorbok 3, Sesum 3, Gedeón Guardiola 2, I. Guardiola 2, Petersson 1, Sigurmannsson 1

Disqualifikation: Manojlovic (59.); Zuschauer: 4487.

 

von Daniel Hund