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Die Rhein-Neckar Löwen beißen sich beim „Angstgegner“ durch (RNZ)

Der Vize-Meister gewinnt in Lübbecke mit 27:25 – Saison-Aus für Rückraumspieler Alexander Petersson

Es gibt Gegner, die liegen einem einfach. Da fährt man gerne mal hin, denn da nimmt man eigentlich immer was mit. Punkte und neues Selbstvertrauen. Aber es gibt auch andere Mannschaften. Kontrahenten, gegen die man sich immer schwer tut. Warum das so ist, ist schwer zu sagen. Es ist eben so. Auch die Bundesliga-Handballer der Rhein-Neckar Löwen kennen das. Am Samstag ging es mal wieder zu so einem Gegner, den manche gar schon als Angstgegner bezeichnen. Auswärts sowieso. Denn bei der TuS N-Lübbecke tut sich der Löwen-Express traditionell schwer, nimmt selten richtig Fahrt auf.

Und diesmal war es besonders hart. Zumindest vom Kopf her: Für die Gelben ging es um nichts mehr. Seit dem Halbfinal-Aus im Pokal ist die Luft raus, Motivationsprobleme wären nur allzu menschlich. Aber gerade in solchen Situationen zeigt sich eben auch der wahre Charakter einer Mannschaft. Und der ist bei den Löwen offenbar topp. Die ließen sich nach dem Start-Ziel-Sieg gegen Balingen nämlich auch in Lübbecke nicht hängen. Kämpften, kratzten und siegten. Mit 27:25 (13:13) wurden die Ostwestfalen aus der eigenen Halle gejagt. Nikolaj Jacobsen fand’s klasse. Der Löwen-Trainer: „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, die toll gekämpft hat und hier unbedingt gewinnen wollte.“

Zum Spiel: Es ging hin und her, vor und zurück. Vor allem in der ersten Halbzeit konnte sich kein Team wirklich absetzen. Kaum hatten die einen vorgelegt, zogen die anderen nach. Mitreißend war’s. Mit vielen Hauptdarstellern auf beiden Seiten und einem Anführer. Na, wer könnte das wohl gewesen sein? Richtig: Uwe Gensheimer natürlich, der Mann mit der eingebauten Torgarantie. In Lübbecke schlug „Gensel“ acht Mal zu. Zwei Mal bei Siebenmetern, sechs Mal aus dem Spiel heraus. Mister Zuverlässig eben.

In der 54. Minute schien der Löwen-Coup so langsam Formen anzunehmen. Spielmacher Andy Schmid war es, der sechs Minuten vor Schluss das 24:21 beisteuerte. Doch die Heimsieben bewies Nehmerqualitäten, kam zurück, verkürzte nochmals auf 24:25 (57.). Aber das badische Handball-Flaggschiff kenterte nicht mehr. Im Gegenteil. Hinten Hexer Niklas Landin, vorne Rückraum-Riese Harald Reinkind und Kreismann Bjarte Myrhol: 27:24 – die Entscheidung.

Zeit zum Durchschnaufen ist jedoch nicht. Die Terminhatz geht weiter. Nach Lübbecke ist vor Berlin: Schon heute Abend kreuzen die Hauptstädter in der Mannheimer SAP Arena auf. Ab 20.15 Uhr geht es zur Sache. Und der Empfang für Nationaltorhüter Silvio Heinevetter und Co. wird sicher nicht der herzlichste sein. Denn ein Fan vergisst nicht. Besonders nicht das, was sich da am letzten Spieltag in der vergangenen Saison in Kiel abgespielt hatte, als sich die Füchse bei den Ostsee-Riesen regelrecht abschlachten ließen und mit 23:37 untergingen und somit großen Anteil am Last-Minute-Scheitern der Löwen im Meisterrennen hatten. Als frischgebackener DHB-Pokalsieger wohlgemerkt. Auch Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé erinnert sich noch daran zurück. Mit Grausen. Lamadé, der Diplomatische: „Da ist natürlich nicht vergessen, allerdings sollte es jetzt nicht mehr ein allzu großes Thema sein.“

Die Löwen haben ohnehin andere Sorgen. Alexander Petersson bereitet Kummer. Für den Ex-Berliner ist die Saison gelaufen: Ein Leistenbruch samt Schambeinentzündung verbannen ihn auf die Tribüne. Schlimmer noch: Der sympathische Isländer muss unters Messer. Löwen-Teammanager Oliver Roggisch erklärt: „Wir rechnen mit einer Ausfallzeit von rund sechs Wochen und haben uns bewusst für diesen frühzeitigen Eingriffstermin entschieden, damit Alex uns zum Start der Vorbereitung auf die kommende Saison wieder zur Verfügung steht.“

Von Daniel Hund