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Die Rhein-Neckar Löwen gehen wieder auf Titeljagd (RNZ)

Die Löwen verlängern mit Trainer Jacobsen – und am Mittwoch kommt der Bergische HC, mit dem die Löwen noch ein Rechnung offen haben

Kronau. Am Mittwoch geht sie weiter, die gelbe Titeljagd. Endlich – werden sich die Fans der Rhein-Neckar Löwen denken. Denn Wüsten-WM hin oder her, als echtes Ablenkungsmanöver ging der globale Handball-Gipfel in Katar, den ohnehin kaum einer sehen konnte, nicht durch. Egal, am Mittwochabend sind sie nun endlich wieder zurück, die badischen Helden. Angeführt von Uwe Gensheimer werden die Besten aus dem Südwesten in der SAP Arena die Krallen ausfahren. Ab 19 Uhr geht’s dort gegen den Bergischen HC um Bundesliga-Punkte. Richtig, also genau gegen den Gegner, mit dem die Löwen noch eine Rechnung offen haben: Im Hinspiel setzte es ein schmerzliches 23:24, die erste Saisonpleite überhaupt.

Woran es lag? Nikolaj Jacobsen weiß das noch genau. Der Trainer der Löwen: „Unser Überzahlspiel war damals viel zu schlecht, die Chancenverwertung auch.“ Sagte es und wirkte leicht zerknirscht. Aber nur kurz. Denn gestern war ein besonderer Tag, ein gelber Feiertag. Geschlossen hatte sich die Löwen-Kommandobrücke oben im Regieraum des Kronauer Trainingszentrums versammelt. In Reih und Glied saßen sie da: Links Geschäftsführer Lars Lamadé, rechts Co-Trainer Oliver Roggisch, Jacobsen in der Mitte.

Was sie zu verkünden hatten? Eine Vertragsverlängerung. Die von Jacobsen. Und Lamadé sprach aus, was der komplette Aufsichtsrat denkt: „Nikolaj leistet eine fantastische Arbeit, es wirkt fast so, als sei er schon eine Ewigkeit bei uns.“ Im Klartext: Der Däne soll mindestens bis zum 30. Juni 2017 mit den Löwen brüllen. Macht ein Jahr mehr als bislang geplant.

Überraschend ist der Vertrauensbeweis nicht. Der ehemalige Kieler hat das geschafft, was ihm wohl nur die wenigsten zugetraut haben. Der Familienvater hat genau dort weiter gemacht, wo sein Vorgänger Gudmundur Gudmundsson aufgehört hat: mit dem Tanz auf drei Hochzeiten.

Heiße Wochen im Titelkampf

Nun aber mit einem nochmals deutlich verjüngten Kader. Einem, der noch viel Luft nach oben hat und auch deshalb noch lange nicht dort ist, wo ihn viele Experten in naher Zukunft sehen. Der Erfolg ist trotzdem schon da. Nur sechs Verlustpunkte haben Gensheimer und Co. auf dem Konto. Das ist meisterlich, gleichzeitig aber auch ärgerlich. Gut, gegen Kiel kann man verlieren, gegen Erlangen und den Bergischen HC hingegen eher nicht. Jacobsen, der Ehrliche: „Diese vier Punkte stören mich schon. Die zwei gegen Kiel aber auch, denn auch da waren wir nicht schlechter.“ Und weiter: „Wenn du dich verbessern willst, musst du dich über solche Dinge ärgern.“

Eigenlob ist ohnehin nicht sein Ding. Kampfansagen dagegen schon: „Mein Ziel ist es, mit den Löwen dauerhaft oben an der Spitze zu bleiben.“ Und dafür braucht er auch abseits der Platte die nötige Unterstützung. Wo er die bekommt, weiß er mittlerweile: „Das nötige Geld dafür muss Lars holen.“ Schmunzelt der Taktikfuchs. Für Lamadé war’s eine Art Steilvorlage. Der Mann aus dem Aufsichtsrat der SAP hatte gestern nämlich noch eine weitere frohe Botschaft parat. Auch am Sponsorenhimmel hat sich etwas getan: Die Versicherungsgruppe BGV wird die Löwen künftig noch gezielter unterstützen und auch auf dem Trikot des Vize-Meisters zu sehen sein. „Über unsere wirtschaftliche Entwicklung sind wir sehr glücklich“, berichtet Lamadé.

Doch es darf kein falscher Eindruck entstehen: Mehr Geld bedeutet nämlich im Löwen-Fall nicht zwangsläufig auch neue Spieler. Im Gegenteil: Das Zauberwort heißt Kontinuität. Die junge Garde soll reifen, gemeinsam noch stärker werden. Uwe Gensheimer und Kim Ekdahl du Rietz sind da zwei wichtige Bausteine. Mit beiden werden in Kürze Gespräche über eine vorzeitige Vertragsverlängerung geführt. Aktuell endet ihr Arbeitspapier bei den Löwen im Sommer 2016.

Doch das ist Zukunftsmusik, zurück in die Gegenwart: Für Jacobsen zählt seit gestern Mittag nur noch der BHC. Und da sind dann schon ein paar Sorgenfalten. Niklas Landin und Bjarte Myrhol lösen sie aus. Der Torwart und der Kreisläufe drohen morgen auszufallen. Bei Landin zwickt’s in der Leiste, bei Myrhol im Knie. „Sorgen mache ich mir vor allem um Bjarte“, verrät Jacobsen. Wie auch immer: Gefordert sind alle. Insbesondere vom Kopf her. „Wir müssen von der ersten Sekunde an hellwach sein, im Februar sind die hundert Prozent gefragt“, sagt Jacobsen.

Für die gelben Titeljäger stehen heiße Wochen an.

Von Daniel Hund