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Die Rhein-Neckar Löwen haben jetzt zehn Tage spielfrei (RNZ)

Nach dem 32:26-Sieg über Melsungen halten sich die Löwen mit individuellen Trainingsplänen fit

Danach war die Verwirrung groß. Wo war er nur, der Trainer? Dieser dänische Taktikfuchs, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat? Nikolaj Jacobsen war nach dem 32:26-Sieg der Rhein-Neckar Löwen gegen Melsungen wie vom Erdboden verschluckt. Auch bei der abschließenden Pressekonferenz, eigentlich ein Pflichttermin für den Familienvater, fehlte er. Musste man sich etwas Sorgen machen? „Nein, nicht wirklich“, gab Co-Trainer Oliver Roggisch Entwarnung, „Nikolaj hat extreme Kopfschmerzen, die durch eine Blockade in der Schulter ausgelöst wurden. Er schont sich jetzt etwas.“

Beine hochlegen also. Und das fiel am Dienstag leicht. Die Arbeit war getan. Erfolgreich, mit Sternchen sogar. Denn zwei Tage nach dem Kraftakt beim Remis in Kiel war solch eine Leistung nicht zu erwarten. Manch eingefleischter Löwen-Fan zitterte gar im Vorfeld, befürchtete eine Bauchlandung und damit das jähe Ende aller Titelträume.

Selbst Lars Lamadé grübelte. Der Geschäftsführer der Löwen zur RNZ: „Ehrlich gesagt war ich schon nervöser als sonst.“ Grinste er. Kurz zuvor hatte Lamadé übrigens noch Spalier gestanden. Zwei, drei Meter vor der Löwen-Kabine streckte er den Arm aus, klatschte jeden Löwen-Spieler ab, der seinen Weg kreuzte. Eigentlich alle. Bis auf einen: Uwe Gensheimer. Den Elf-Tore-Mann, den gelben Duracell-Hasen, der scheinbar nie schlapp macht. Zuerst Kiel an den Rand einer Niederlage gebracht, jetzt Melsungen abgeschossen.

Auf so einen kann man einfach nicht verzichten, bei Sport1 weiß man das schon lange. Dort sind seine Statements gefragt, kult. Unmittelbar nach der Schluss-Sirene wird „Gensel“ deshalb Spieltag für Spieltag mit Fragen bombardiert, tauscht den Harzball binnen Sekunden gegen das Mikrofon – sehr zum Leidwesen von Jacobsen. Der will im Anschluss nämlich in der Regel nur eins: analysieren. Und zwar mit allen. Folglich begibt sich dann meist Roggisch auf Gensheimers Spuren, beordert ihn mit strengen Blicken in die Kabine.

Nach Melsungen war das auch so. Doch die Gesichtszüge entspannten sich relativ schnell wieder. Kein Wunder – bei den Aussichten. Richtig verlockend sind die. So ungewohnt: Erst am 17. April müssen die Besten aus dem Südwesten wieder ran. Auswärts in Wetzlar. Da kann man schon mal freigeben. Zumindest so halb: Jacobsen hat individuelle Trainingspläne verteilt, die akribisch abgearbeitet werden müssen. Roggisch erklärt: „Die letzten Wochen waren extrem hart und die Regeneration kam viel zu kurz.“

Gestern stand das letzte gemeinsame Training an. Ohne Ball, im Kraftraum. Und abends hatten dann alle einen ähnlichen Plan. Die Löwen-Familie versammelte sich vor der Flimmerkiste. Zappen war dabei verboten, Daumen drücken Pflicht. Na, für wen denn wohl? Richtig: für Magdeburg natürlich. Für den Altmeister, der den THW Kiel zu Gast hatte.

Von Daniel Hund