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Die Rhein-Neckar Löwen haben nun die besten Karten (RNZ)

Nach Sieg gegen Melsungen scheint das Restprogramm machbar

Am späten Donnerstagabend war sie rosarot, die Löwen-Welt. Kein Wunder nach so einem Spiel. Einem Spiel zum Einrahmen: Volle Halle, klarer Sieg, Tabellenführung zurückerobert. Die Kommandobrücke der Rhein-Neckar Löwen war nach dem 34:24-Coup über die MT Melsungen dann auch schnell in den Gute-Laune-Modus gewechselt. Trainer Nikolaj Jacobsen lachte, Geschäftsführer Lars Lamadé grinste. Viele Hände hatten sie zu schütteln. Die Anspannung war wie weggeblasen, die Erleichterung greifbar.

Nach so einem Ergebnis sowieso. Denn die Nordhessen zu schlagen, ist keine Selbstverständlichkeit – und dann auch noch so. Lamadé flachste: „Wenn uns jemand dieses Ergebnis vor der Partie vorher gesagt hätte, hätten wir das sofort unterschrieben.“

Ach ja genau, und dann war da ja auch noch diese Steilvorlage aus Hannover. Dieses 25:25-Remis der Recken gegen Flensburg, den hartnäckigen Verfolger der Löwen. „Das Ergebnis freut uns natürlich, allerdings versuchen wir, die Meisterschaft selbst für uns zu entscheiden.“ Sagt Jacobsen und beginnt lächeln: „Aber wer uns helfen will, ist natürlich herzlich willkommen.“

Melsungen wollte das nicht, konnte es diesmal aber nicht besser. Ohne den verletzten Stammkeeper Johan Sjöstrand wurden die Nordhessen regelrecht überrollt, erlegt von hungrigen Rhein-Neckar Löwen. Trainer Michael Roth zog einen tierischen Vergleich: „Das“, betonte er, „das war teilweise wie das Kaninchen vor der Schlange.“

Zurück zu den Löwen. Schauen die eigentlich auch schon ganz bewusst auf das Torverhältnis? Schließlich marschieren sie mit Kiel mal wieder punktgleich vorne weg! Lamadé verneinte das. Teammanager Oli Roggisch auf RNZ-Nachfrage auch. Jacobsen nickt das ebenfalls ab, schließlich sind noch zehn Spieltage zu absolvieren. „Und da kann noch sooo viel in alle Richtungen passieren“, zuckte er mit den Schultern.

So weit so gut, aber warum wurden gegen Melsungen denn diesmal dann keine Verschnaufpausen verteilt? Warum hat die erste Sieben durchgespielt? „Na ja, wenn ich durchgewechselt hätte, wären wir in der Schlussphase vielleicht noch etwas eingebrochen und so konnten wir ein paar Tore auf Kiel gut machen.“ Also doch das Torverhältnis.

Schaut man sich das Restprogramm der Titelkandidaten mal ein wenig genauer an, haben die Löwen nach der Papierform übrigens die besten Karten. Auf die Badener warten die vermeintlich leichtesten Gegner. Jacobsen weiß das, will es aber nicht so stehen lassen: „So denken viele, sie vergessen jedoch, dass wir noch auf ein paar Mannschaften auswärts treffen, die um den Klassenerhalt kämpfen.“

Ausgeruhtes Personal ist deshalb besonders wichtig. Folglich wird es Jacobsen heute ab 20.15 Uhr beim ruhmreichen FC Barcelona locker angehen lassen. Er verrät: „Wir werden dort rotieren. Ich muss einigen Spielern eine Pause geben.“ Von einem Auslaufen in der Champions League will der Trainerfuchs aber nicht sprechen. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nie ein Spiel abschenke.“ Für viele Handball-Fans wird es aber so rüberkommen, denn Gensheimer und Groetzki werden bei Barca wohl fast die kompletten 60 Minuten geschont. Auch Tormaschine Andy Schmid könnte von der Rotation betroffen sein.

Doch wen interessiert es schon, was die Anderen denken. Für Jacobsen zählt nur eins: Endlich mal die deutsche Meisterschaft holen.

Von Daniel Hund