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Die Rhein-Neckar Löwen nehmen den achten Anlauf (RNZ)

Die Rhein-Neckar Löwen blicken auf eine bewegte Final-Four-Geschichte zurück

Aller guten Dinge sind drei – sagt der Volksmund. Für die Rhein-Neckar Löwen muss es allerdings heißen: Aller guten Dinge sind acht, denn zum achten Mal fährt der Klub am kommenden Wochenende nach Hamburg, um beim Final Four den Deutschen Pokal der Handballer zu gewinnen. Sieben Mal ging das Vorhaben bislang schief, ein paar Mal war es ganz knapp und einige Male enttäuschten die Badener ihren Anhang.

Der wird auch am kommenden Samstag eine Ecke der O2 World in ein gelbes Meer verwandeln, denn mehr als 1000 Fans begleiten die Löwen, die im Halbfinale auf die SG Flensburg-Handewitt treffen. Die Unterstützung war auch schon 2006 groß, als die Löwen, damals noch als SG Kronau/Östringen, zum ersten Mal beim größten deutschen Handball-Event dabei waren. Als Aufsteiger spielten die Badener eine richtig gute Saison, die sie auf dem sechsten Platz abschließen sollten, doch in Hamburg waren sie dennoch krasser Außenseiter, als sie zum Halbfinale gegen den THW Kiel antraten. Nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal erwies sich Iouri Chevtsov aber als genialer Taktiker, denn der weißrussische Trainer schaffte es, die Kieler zu überrumpeln, so dass seine Mannschaft durch einen 33:31-Sieg völlig überraschend ins Finale einzog.

Dort wartete einen Tag später der HSV Hamburg, mit dem sich die Chevtsov-Sieben einen großen Kampf lieferten. Lange führten die Kronauer sogar, ehe es beim Stand von 25:26 in der letzten Minute dramatisch wurde. Auch ohne Superstar Oleg Velyky, der mit einem Kreuzbandriss ausfiel, hatten die Löwen in Überzahl die Chance zum Ausgleich, doch Mariusz Jurasik scheiterte mit seinem finalen Wurf.

Ein Jahr später hießen die Gegner der Löwen erneut Hamburg und Kiel, allerdings in anderer Reihenfolge. Im Halbfinale überraschten die Löwen erneut, schlugen die favorisierten Hamburger mit 29:28 und zogen ins Endspiel gegen den THW Kiel ein. Dort wartete der THW Kiel, der in diesem Jahr das Triple gewinnen sollte, gegen die Löwen aber lange wie der Verlierer aussah. Noch zur Pause führten die Badener mit 19:15, weil sie aber von der Siebenmeterlinie die Nerven verließen, verloren sie mit 30:33. Sieben von zehn Strafwurf-Versuchen gingen nicht ins Tor, diese Hypothek war zu groß.

Ein Jahr später hieß der Gegner im Halbfinale wieder THW Kiel und der ließ den Löwen beim 38:34 nur wenige Chancen. Schon zur Pause (24:19) war die Partie vorentschieden, so dass die Mannschaft und Fans einen Tag später beim Endspiel nur Zuschauer waren. Genauso war es auch im Jahr 2009, denn erneut qualifizierten sich die Löwen fürs Final Four, und erneut war im Halbfinale gegen die Kieler Endstation. Allerdings mit einem anderen Spielverlauf, denn nach zwischenzeitlichem klaren Rückstand kämpften sich die Löwen heran, kamen zehn Sekunden vor dem Ende durch Christian Schwarzer zum 35:35-Ausgleich, doch der Sprung ins Finale blieb ein Traum, weil Superstar Filip Jicha zwei Sekunden vor dem Ende aus elf Metern zum 36:35 für den THW traf.

Das Halbfinale war beim fünften Final Four der Löwen in Serie ein Jahr später kein Problem, denn den VfL Gummersbach beherrschten die Löwen beim 31:21 fast nach Belieben. Im Endspiel wartete diesmal wieder der HSV Hamburg und die Zuschauer in der O2 World sahen ein denkwürdiges Match. Nach 60 Minuten (30:30) war kein Sieger gefunden, weil Olafur Stefansson für die Löwen zwei Siebenmeter in der Schlussphase vergab, und in der Verlängerung hatten die Hamburger etwas mehr Glück, gewannen mit 34:33 und ließen bitter enttäuschte Löwen auf dem Spielfeld zurück. „Ich bin froh, dass mir diese Fehler passiert sind und nicht einem Jungen“, lud Stefansson die Schuld danach auf sich.

Ein Jahr danach war wieder im Halbfinale Endstation, weil die Löwen gegen die SG Flensburg-Handewitt beim 20:22 eigentlich in keiner Phase ins Spiel fanden. „Eine schwache Leistung reicht eben beim Final Four, um alles zu verlieren“, sagte anschließend Manager Thorsten Storm, der wie der Klub auch 2012 und 2013 nur Zuschauer war, weil die Löwen im Achtelfinale gegen Hamburg (2012) und im Viertelfinale in Flensburg (2013) aus dem Wettbewerb geflogen waren.

Flensburg wurde auch vor einem Jahr zur Stolperfalle, als die Löwen auf dem Weg nach Hamburg beim THW Kiel gewannen, Favorit auf den Pokalsieg waren, und im Halbfinale erneut gegen die Flensburger verloren. „Flensburg war in allen Bereichen besser“, räumte Gudmundur Gudmundsson nach der Partie ein. Der Trainer hatte zuvor einen 30:26-Sieg der SG miterlebt und damit die zweite Halbfinale-Niederlage gegen die Flensburger.

Deshalb lautet die Devise für die Löwen zunächst einmal: Aller guten Dinge sind drei, denn nur wenn es im dritten Pokal-Halbfinale gegen die SG den ersten Erfolg gibt, kann es danach lauten: Aller guten Dinge sind acht.

Von Michael Wilkening