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Die SAP ARENA bebt: Löwen schlagen Kiel

Szmal und Groetzki ragen beim 29:26 gegen die „Zebras“ heraus

Der Bock ist umgestoßen: Die Rhein-Neckar Löwen haben den THW Kiel im dritten Vergleich innerhalb von elf Tagen nach einer Niederlage und einem Remis besiegt. Am 14. Bundesliga-Spieltag schlugen die Badener den Rekordmeister mit 29:26 (15:14) und fügten den „Zebras“ nach vielen vergeblichen Versuchen endlich eine Niederlage zu. 11.744 Zuschauer waren aus dem Häuschen, als die Löwen nach Spielende auf die Ehrenrunde gingen. Als Tabellenvierter sind die Cracks von Guðmundur Guðmundsson jetzt bis auf einen Zähler an den THW herangerückt, der Rückstand auf Primus HSV Hamburg beträgt weiter fünf Punkte.

Doch daran verschwendete in der SAP ARENA niemand einen Gedanken. Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen, als Patrick Groetzki 90 Sekunden vor dem Ende zum 29:24 traf. Jetzt war es amtlich: Der aktuelle deutsche Meister und Champions-League-Gewinner war geschlagen, nach den unglücklichen 31:32-Niederlagen in Flensburg und Hamburg kehrten die Löwen wieder in die Erfolgsspur zurück. „In der zweiten Hälfte haben wir mit einer aggressiven Deckung zum Sieg gefunden“, jubelte Groetzki, der mit sieben Toren bester Werfer der Badener war. Herausragend war auch Sławomir Szmal, der es auf 18 Paraden brachte und einmal mehr unterstrich, warum er 2009 zum Welthandballer gewählt wurde. „Das war heute ein toller Tag, wir haben gemeinsam mit den Fans großes geleistet“, sagte der Schlussmann, der es auf 18 Paraden brachte und das Duell gegen Thierry Omeyer klar für sich entschied.

„Das ist für den ganzen Verein, die Sponsoren und die Fans wichtig, dass wir Kiel geschlagen haben“, sagte Thorsten Storm. Dem Manager war die Erleichterung anzumerken, dass sein Team jetzt auch einen Großen der Liga bezwingen konnte. Ähnlich gelöst wirkte auch Guðmundsson: „Wir haben und sehr gut vorbereitet und sehr gut in der Abwehr gespielt. Das war entscheidend.“

Bei den Kielern blieb überraschend Filip Jícha auf der Bank. Der Torschützenkönig der zurückliegenden Champions-League-Saison spielte über 60 Minuten nicht, weil er mit einem Hexenschuss zu kämpfen hatte. „Das hat uns geholfen, in den letzten Spielen hat er uns immer abgeschossen“, sagte Groetzki. Auf der anderen Seite schenkte Guðmundsson Andy Schmid im Angriff das Vertrauen. Der Schweizer rechtfertigte es, gehörte im ersten Abschnitt zu den auffälligsten Akteuren und traf bis zur Pause fünf Mal. Schmid war am schnellen 3:1 (3.) für die Löwen beteiligt und nach dem zwischenzeitlichen 3:3 waren es der Schweizer und Bjarte Myrhol, die auf 5:3 für die Badener erhöhten (7.).

Nach der guten Anfangsphase gelang es den Löwen aber nicht wie noch fünf Tage zuvor, einen höheren Vorsprung herauszuwerfen. Im Gegenteil: die Kieler kamen schnell in die Partie zurück. Beim 7:7 durch Dominik Klein gelang der Ausgleich und wenige Augenblicke später erzielte Tobias Reichmann gar das 8:7 für die „Zebras“ (14.). Welthandballer Szmal sorgte jedoch dafür, dass sein Team schnell wieder zurück in die Spur fand. Gegen Klein und Reichmann parierte er innerhalb weniger Sekunden, dazu entschärfte er einen Siebenmeter von Momir Ilić und hielt den Wurf von Daniel Kubeš im Gegenstoß. Mit den Paraden ihres Keepers im Rücken drehten die Löwen den Rückstand in eine 13:11-Führung (26.). Dabei hatte Patrick Groetzki Glück, dass sein Wurf zunächst von Thierry Omeyer abgewehrt wurde, der Abpraller aber trotzdem mit Rückdrall ins Tor trudelte. Nachdem der letzte Kunst-Wurf der ersten Halbzeit von Schmid an der Latte landete, gingen die Guðmundsson-Schützlinge mit einem hauchdünnen 15:14-Vorsprung in die Kabine.

Unmittelbar nach Wiederbeginn sorgten Reichmann und Dragićević, mit acht Toren am Ende Topscorer der Partie, für das 16:15 für die Kieler, was durch drei Treffer von Gensheimer und einem Tor von Tkaczyk zum 19:16 gekontert wurde (37.) – die erste Drei-Tore-Führung für die Badener. Die Kieler wehrten sich noch einmal, kamen auf 19:20 heran (42.), ehe sich die Löwen in einen Rausch spielten. Eine Viertelstunde vor dem Ende lag die Guðmundsson-Sieben knapp mit 23:21 vorne, als die SAP ARENA zu beben begann. Groetzki, Stefánsson, Tkaczyk und Bielecki trafen hintereinander, die Badener führten 27:21 (50.) und ein genervter Gíslason nahm eine Auszeit.

Anschließend verpassten die Löwen mehrmals die endgültige Entscheidung, vergaben klarste Chancen, so dass die Fans bis zur 59. Minute warten mussten, ehe Groetzki mit dem Tor zum 29:24 alles klar machte. Jetzt kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Die Fans hatten lange auf einen Sieg gegen Kiel warten müssen und feierten ihn deshalb umso euphorischer.

Grund zum Feiern hatte auch Guðjón Valur Sigurðsson. Der Kapitän der Löwen stand zum ersten Mal in dieser Spielzeit auf dem Spielberichtsbogen und kam in den letzten Minuten zu seinen ersten Momenten auf dem Parkett seit dem 1. Februar. Die Fans in der Halle empfingen den Isländer mit lautem Jubel.

Szmal zum Welthandballer 2009 gekürt

Wenige Minuten vor dem Anwurf des Bundesliga-Spitzenspiels stand Sławomir Szmal zum ersten Mal im Mittelpunkt. Der Löwen-Schlussmann wurde einige Monate nach der Wahl nun auch offiziell zum Welthandballer des Jahres 2009 gekürt. Die Trophäe erhielt er aus den Händen von Kim Klastrup von IHF-Sponsor Grundfos. Mit Szmal wurde auch die Französin Alison Pineau ausgezeichnet, sie ist Welthandballerin 2009.

„Ich kann diesen Spielern nur gratulieren, sie sind Vorbilder für die Jugend“, sagte Hassan Moustafa, Präsident des internationalen Handball-Verbandes (IHF). Der Ägypter war eigens nach Mannheim gekommen, um bei der Auszeichnung persönlich dabei sein zu können. Genauso übrigens wie Andrzej Krasnicki. Der Präsident des polnischen Verbandes sprach pathetisch: „Für uns in Polen ist das ein wichtiger Tag.“ Außerdem lobte Krasnicki die Rhein-Neckar Löwen, bei denen immerhin drei polnische Nationalspieler unter Vertrag stehen. „Ich möchte allen Menschen bei den Löwen danken, die Karol nach seiner Verletzung geholfen haben. Das war fantastisch“, sagte der Verbandspräsident.

Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (n.e.) – Stefánsson (3), Schmid (5), Bielecki (2) – Groetzki (7), Gensheimer (5/1) – Myrhol (2) – Lund, Roggisch, Šešum, Tkaczyk (4), Gunnarsson (1), Sigurðsson.
THW Kiel: Omeyer, Palicka (44.-50. und 52.-60.) – Fernandez (2/1), Palmarsson (4), Ilić (5/2) – Reichmann (4), Klein (1) – Dragićević (8) – Lundström, Sprenger (n.e.), Arrhenius (n.e.), Kubeš, Jícha (n.e.), Zeitz (2).
Strafminuten: Myrhol (2), Lund (2), Gensheimer (2) – Kubeš (2), Lundström (2), Zeitz (2), Omeyer (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Alfreð Gíslason.
Zuschauer: 11.744.
Schiedsrichter: Bernd Methe / Reiner Methe (Vellmar)
Spielfilm: 3:3 (6.), 6:5 (10.), 7:8 (14.), 9:10 (18.), 13:11 (26.), 15:14 (Hz.), 15:16 (33.), 19:16 (37.), 20:19 (40.), 23:21 (46.), 27:21 (50.), 28:24 (56.), 29:26 (Endstand).
Zeitstrafen: 3 / 4.
Siebenmeter: 1/1 – 5/3.
THW Kiel: Ilić scheitert an Szmal.
THW Kiel: Fernandez wirft über das Tor.
Beste Spieler: Szmal, Groetzki – Dragićević.