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Die totale Ratlosigkeit (Rheinpfalz)

MANNHEIM. 10.132 Zuschauer erlebten am Mittwochabend zwei völlig unterschiedliche Handball-Halbzeiten, nach denen die Rhein-Neckar- Löwen mit einer 27:34 (18:14)-Niederlage gegen die SG Flensburg-Handewitt dastanden.

„Ich habe das 19:12 vergeben und hatte in der zweiten Halbzeit das Spiel überhaupt nicht im Griff, was ich gespielt habe, war eine Katastrophe”, analysierte der immer selbstkritische Andy Schmid, das Geschehen. Flensburgs Trainer Ljubomir Vranjes, im ersten Abschnitt die helle Aufregung in Person, wusste, warum das so war. „Wir haben in der Halbzeit etwas geändert, eigentlich alles”, erklärte er. Vor allem Lars Kaufmann, vor der Pause mit einem Treffer und sechs Fehlversuchen ein Ausfall, wurde aufgerüstet. „Wenn man Zweifel hat, muss man dagegen angehen, das habe ich ihm und nicht nur ihm gesagt”, verriet Vranjes. Kaufmann kam zurück, machte noch sechs Tore in jener Phase, als die Flensburger „werfen konnten, wie sie wollten” (Schmid).

Tatsächlich drängte die nach der Pause hervorragend funktionierende SG-Abwehr die bis dahin „weltklasse” ( Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson) spielenden Gastgeber in die absolute Ratlosigkeit. „Es ist geradezu peinlich, sich so aufzugeben, das geht einfach nicht, uns ist nichts mehr eingefallen”, fasste Michael Müller diesen Schreckensabend zusammen. Er selbst sah das von außen, kurz vor der Halbzeit hatte er bei einem Flensburger Tempogegenstoß von Lasse Svan Hansen die Rote Karte gesehen. „Ich wollte ihn nicht umreißen, wollte nur den Winkel enger machen, er hatte die Hand weit unten und ich plötzlich den Ball im Gesicht”, erläuterte der rechte Rückraummann, der anschließend natürlich als Entlastung für Krzysztof Lijewski fehlte.

Der Pole, der mit drei Treffern in Folge die Partie bis zum 21:23 noch halbwegs offen hielt, später umknickte und ausschied, konnte aber den „Lauf” der Vranjes-Mannschaft nicht bremsen. „Teile unserer Mannschaft haben nicht mehr Handball gespielt und zu viel gemeckert”, befand Gudmundsson, der in der Schlussphase Debütant Kevin Bitz brachte, der zwei saubere Tore erzielte.

Als Uwe Gensheimer in doppelter Unterzahl und kurz darauf in einfacher mit zwei Toren (14:10) begeisterte, war nicht abzusehen, dass Manager Thorsten Storm sich nach dem Spiel bei den Zuschauern „entschuldigen” müsste.

Von Dietmar Einzmann