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Kredit verspielt (BNN)

Mannheim. Bereits mehrmals haben die Rhein-Neckar Löwen in dieser Saison die Geduld ihrer Fans strapaziert, doch beim phasenweise blamablen Auftritt gegen die SG Flensburg-Handewitt hat der badische Bundesligist viel Kredit verspielt. Dabei beherrschte die Auswahl von Gudmundur Gudmundsson den Tabellenzweiten zunächst, brach dann aber völlig ein und ergab sich in sein Schicksal. Am späten Mittwochabend stand folglich eine 27:34(18:14)-Pleite auf dem Videowürfel der Mannheimer SAP-Arena – die Löwen-Anhänger unter den offiziell 10 132 Zuschauern, die bis zum Schluss ausgeharrt hatten, pfiffen und riefen „Trainer raus“.

„Was wir in der zweiten Hälfte vorne und hinten abgeliefert haben ist nicht akzeptabel“, sagte Gudmundsson. „Wir haben uns auf vieles konzentriert, nur nicht auf Handball“, meinte der ratlos wirkende Isländer. „Was nützt mir eine gute erste Halbzeit, wenn ich dann so eingehe“, betonte Manager Thorsten Storm und ergänzte auf Gudmundssons Zukunft angesprochen: „Wir haben so viele Baustellen. Unser Trainer hat einen sehr langfristigen Vertrag bis 2015.“ Später erklärte Storm vor laufenden TV-Kameras, dass es „im Moment“ so aussehe, dass Gudmundsson weiter Löwen-Trainer bleibt.

Einer, der sich nach der Pleite vor die Mannschaft stellte, war Andy Schmid: „Ich muss vieles, was in der zweiten Halbzeit falsch gelaufen ist, auf meine Kappe nehmen.“ Dabei hatte der Spielmacher versucht, am Schwungrad zu drehen, doch das klappte nur bis zur 28. Minute. Beim Stand von 18:12 schloss der Schweizer zweimal überhastet ab – Lasse Svan Hansen verkürzte mit einem Doppelpack auf 18:14, wobei zu allem Überfluss auch noch Löwen-Akteur Michael Müller die Rote Karte sah. „Wenn wir auf acht Tore davongezogen wären, hätte Flensburg die Partie nicht mehr gedreht“, meinte Storm.

Doch es kam anders: Im Tor der SG, die mit diesem Sieg das Ticket zur Champions League gelöst hat, lief Mattias Andersson zur Höchstform auf; zudem griff die Gästeabwehr nun kompromisslos zu, im Angriff durften Lars Kaufmann und Viktor Szilagyi nach Belieben walten und treffen. Bei den Hausherren riss dagegen komplett der Faden.

Einziger Hoffnungsschimmer am tristen Löwen-Horizont war der unbekümmerte Auftritt von Kevin Bitz. Der Rückraumspieler aus der Talentschmiede der SG Kronau/Östringen durfte in der Schlussphase, als die Partie längst verloren war, seine ersten zehn Bundesliga-Minuten bestreiten. „Ich freue mich über jede Einsatzzeit, die ich bekomme, und versuche , mein Bestes zu geben. Das war ein Super-Gefühl“, betonte der 19-jährige Youngster.

Von Christof Bindschädel