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Die „unglaubliche Waffe“ bleibt bescheiden

Mannheim. Gudjon Valur Sigurdsson, der verletzte Kapitän der Rhein-Neckar Löwen, bezeichnete die Leistung von Uwe Gensheimer als „Extraklasse“, Trainer Ola Lindgren nannte den Linksaußen eine „unglaubliche Waffe“ und Manager Thorsten Storm würde dem Nationalspieler am liebsten und ohne zu Zögern einen Zehn-Jahres-Vertrag geben. Doch trotz dieser Lobeshymnen blieb der gefeierte Gensheimer zurückhaltend und sachlich – als ob nichts außergewöhnliches passiert wäre.

Als Außenspieler sei man immer auf die Anspiele seiner Nebenleute angewiesen und profitiere dann zwangsläufig davon, betonte Gensheimer. „Und dieses Mal hat das halt ganz gut funktioniert“, sagte der 23 Jahre alte Mannheimer, der den badischen Bundesligisten am Dienstagabend mit 17 Treffern quasi im Alleingang zum 35:25(17:12)-Heimsieg gegen HBW Balingen-Weilstetten geführt hatte – und dabei einen neuen Löwen-Tor-Rekord aufstellte. Die bisherige Bestmarke mit 14 Treffern in einer Partie für die Badener hatten Mariusz Jurasik und der verstorbene Ex-Kapitän Oleg Velyky gehalten. Gegen Balingen hat nun Gensheimer im kleinen Landesduell Löwen-Geschichte geschrieben. Zum Bundesliga-Rekord des Hamburgers Stefan Schröder fehlten lediglich vier Treffer.

Doch der Jungnationalspieler, der die bislang beste Saison seiner Karriere spielt, gab sich nach seiner Tor-Gala gewohnt bescheiden und rückte vielmehr die Leistung der Mannschaft in den Vordergrund. „Obwohl wir nur eine sehr kurze Vorbereitung hatten, sind wir von Beginn an mental auf der Höhe gewesen und haben die Balinger unter Druck gesetzt“, sagte „Gensel“, der sich mit seinen Kollegen auf eineinhalb freie Tage freute. „Die Jungs brauchen das einfach“, erklärte Coach Lindgren, der mit seinen Schützlingen ab morgen die Vorbereitung für das Champions-League-Gruppenspiel am Sonntag (17 Uhr) bei Chambéry HB in Angriff nimmt. „Ich hoffe, dass wir uns für den Punktverlust im Hinspiel revanchieren“, betonte der Schwede und fügte hinzu: „Denn dann hätten wir auch unser Ziel, Zweiter in der Gruppe zu werden, erreicht.“

Auch Thomas Bruhn wird das Kräftemessen mit den abstiegsbedrohten Balingern noch lange Zeit in guter Erinnerung behalten. Von einem „großartigen Erlebnis“ sprach der symphatische Däne, dem an diesem Abend endlich sein erstes Bundesligator erzielte. „Ich bin so froh und glücklich darüber, dass ich jetzt endlich in der Liga für die Löwen getroffen habe“, erklärte der Rechtsaußen, der bereits nach sechs Minuten für den indisponierten Patrick Groetzki ran durfte.

„Ich weiß, dass ich noch viel zu lernen habe. Aber ich hoffe natürlich, dass das nicht mein letztes Tor war“, ergänzte der 28-Jährige, der erst Anfang November als zweiter Mann auf Rechtsaußen vom dänischen Kooperationspartner AG Handbold zu den Löwen gewechselt war. Seit seinem starken Auftritt gegen Balingen weiß aber auch Trainer Lindgren, dass Bruhn mehr als nur eine gute Alternative zu Juniorenweltmeister Groetzki ist.

Von Christof Bindschädel

 25.02.2010