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Diskussion um knifflige Regelfrage (BNN)

Rhein-Neckar Löwen droht Wiederholungsspiel

Die MT Melsungen hat gestern das Vorhaben bestätigt, offiziell Einspruch gegen die Wertung des Viertelfinalspiels im DHB-Pokal gegen die Rhein-Neckar Löwen einzulegen, das die Löwen am Mittwoch durch einen in den Schlusssekunden von Uwe Gensheimer verwandelten Siebenmeter mit 22:21 gewannen. Eine Entscheidung über den Einspruch soll am Samstag fallen. Dann hat die zuständige Zweite Kammer des Bundessportgerichts des Deutschen Handball-Bunds (DHB) zur Verhandlung nach Frankfurt geladen.

Ein zeitliches Szenario, das Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé verhindern will, weil Teammanager Oliver Roggisch die Löwen dann in der Mainmetropole vertreten müsste. Die Löwen empfangen morgen (15 Uhr) in der Mannheimer SAP-Arena aber HBW Balingen-Weilstetten zum Punktspiel. Die Anwälte seien eingeschaltet worden, um eine Verlegung des Termins auf Sonntag oder zumindest auf eine günstige Uhrzeit am Samstag zu erwirken, damit Roggisch wieder rechtzeitig zum Spiel in Mannheim sein kann. Sollte das Bundessportgericht dem Protest stattgeben, wird das juristische Nachspiel wahrscheinlich zu einem sportlichen Wiederholungsspiel führen. Doch der Fall ist knifflig. „So ganz eindeutig sieht die Sache weder in die eine noch in die andere Richtung aus“, sagte Lamadé nach Konsultation mehrerer Regel-Experten im Gespräch mit dieser Zeitung. Der strittige Punkt ist, ob die Unparteiischen Christoph Immel und Roland Klein eine seit Saisonbeginn in der Ersten und Zweiten Bundesliga geltende Regel die letzten 30 Sekunden eines Spiels betreffend auch im DHB-Pokal hätten anwenden dürfen. Die eine Meinung ist, dass im gesamten Pokalwettbewerb die Vorgabe nicht gilt, wonach eine Spielverzögerung in der letzten halben Minute mit einem Siebenmeter zu ahnden sei. Die gegenteilige Ansicht lautet, dass die Regel im Viertelfinale, in dem nur noch Bundesligisten vertreten waren, anzuwenden gewesen sei. Laut Lamadé seien die Vereine darüber aber „nicht richtig informiert worden“. DHB-Schiedsrichterwart Peter Rauchfuß erklärte, dass die neue Regel nicht hätte angewendet werden dürfen.
Wie berichtet, hatte der Melsunger Timm Schneider fünf Sekunden vor Schluss nach einer Fußabwehr von Löwen-Torwart Mikael Appelgren den Ball, den die Gastgeber hätten erhalten müssen, zu fassen bekommen und ihn erst nach zwei Schritten wieder fallen gelassen. Die Löwen waren damit der Chance eines Tempogegenstoßes beraubt. Schneider erhielt die Rote Karte und die Löwen einen Siebenmeter, wie eben für Spielverzögerung in den letzten 30 Sekunden zwingend vorgesehen – in einem Punktspiel. Die zuvor gültige und womöglich auch im DHB-Pokal noch anzuwendende Regel hat Freiwurf statt Strafwurf vorgesehen.
Von Reinhard Sogl