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Dunkelblaues Auge für die Löwen

Lindgren-Sieben siegt erst nach Verlängerung in Bittenfeld

Haarscharf schlitterten die Rhein-Neckar Löwen heute Abend an einer bitteren Pleite vorbei. In der zweiten Runde des DHB-Pokals setzten sich die Schützlinge von Ola Lindgren erst nach Verlängerung hauchdünn mit 33:32 (27:27/9:17) beim TV Bittenfeld durch. Gegen den Süd-Zweitligisten brachte Ólafur Stefánsson sein Team mit einem verwandelten Siebenmeter in der letzten Sekunde erst in die Extrazeit. Bester Torschütze der Badener war Uwe Gensheimer mit zehn Treffern.

„Wir sind natürlich erleichtert, dass wir in die nächste Runde gekommen sind“, atmete Lindgren erst einmal durch. Der Löwen-Coach war mit der Vorstellung seiner Truppe nicht zufrieden und bemängelte vor allem die lasche Vorstellung vor der Pause: „Da waren wir zu bequem und wollten nicht für den Erfolg arbeiten.“

Die erste Halbzeit begann mit einem vergebenen Siebenmeter von Snorri Guðjónsson und sollte zu den schwächsten 30 Minuten im bisherigen Saisonverlauf werden. Der Zweitligist war beweglicher und vor allem viel aggressiver als die Badener, die sich eine Vielzahl technischer Fehler erlaubten. Hinzu kam, dass die Löwen ihre Angriffe viel zu unvorbereitet abschlossen. Insgesamt war der Auftritt des Favoriten vor 1200 Zuschauer in der Gemeindehalle Bittenfeld blamabel.

Die besten Akteure auf Bittenfelder Seite waren ausgerechnet zwei ehemalige Spieler der SG Kronau/Östringen. Marco Hauk machte als Rechtsaußen viel Dampf und vier Tore und im TVB-Tor wuchs Bastian Rutschmann über sich hinaus. Der Keeper parierte im ersten Abschnitt zwölf Bälle, darunter drei Siebenmeter.

„Wir haben in der Kabine erst einmal deutliche Worte gefunden und uns danach vorgenommen, uns Tor für Tor heranzuarbeiten“, sagte Lindgren, der dem Gegner aus Bittenfeld ein großes Kompliment machte: „Der TVB hat fantastisch gespielt und ist mit dem tollen Publikum im Rücken über sich hinausgewachsen.“

Nach der Pause steigerten sich die Lindgren-Schützlinge, wobei es auch nicht mehr schlechter ging. Die Defensive packte im Verbund mit den Torhütern besser zu und im Angriff wirkten die Löwen etwas konzentrierter. Gleichzeitig schwanden bei den Bittenfeldern langsam die Kräfte. Tor um Tor holten die Badener den großen Rückstand auf und waren beim 24:25 bis auf einen Treffer herangekommen (51.). Dann begann allerdings das große Nervenspiel. Bjarte Myrhol (2), Karol Bielecki, Gensheimer, Stefánsson und Guðjón Valur Sigurðsson scheiterten allesamt an Rutschmann, der es bis zum Ende der regulären Spielzeit auf 23 Paraden brachte. Letztlich war es Bielecki, der beim 25:25 den ersten Ausgleich seit der achten Minute herstellte (56.).

Allerdings legten die Bittenfelder noch einmal auf 27:25 vor, ehe Patrick Groetzki den Rückstand wieder auf einen Treffer verkürzte (58.). Danach ging es zunächst hin und her, ehe die Löwen den letzten Angriff der regulären Spielzeit hatten. Patrick Groetzki kam als zusätzlicher Feldspieler auf die Platte und als Carlos Prieto regelwidrig am Torwurf gehindert wurde, entschieden die Schiedsrichter auf Siebenmeter. Stefánsson übernahm die Verantwortung und brachte sein Team mit dem Schlusspfiff durch das 27:27 in die Verlängerung.

In der Extrazeit rafften sich die Bittenfelder noch einmal auf und schafften es in den ersten fünf Minuten jeweils, in Führung zu gehen, so dass es nach 65 Minuten beim Remis blieb (30:30). Exakt nach 65:40 Minuten war es schließlich soweit: Die Löwen gingen durch Bielecki zum ersten Mal in Führung, es hieß 31:30 für die Badener. Der polnische Rückraum-Hüne war letztlich auch für die Entscheidung verantwortlich. Nachdem Patrick Groetzki zum 32:31 erfolgreich war, hämmerte Bielecki die Kugel zum 33:31 ins Netz. Das 32:33 durch Alexander Heib zwei Sekunden vor dem Ende der Verlängerung änderte nichts mehr daran, dass die Löwen noch einmal mit einem dicken blauen Auge davon gekommen waren.

TV Bittenfeld – Rhein-Neckar Löwen 32:33 (30:30/27:27/17:9) n.V.
TV Bittenfeld:
Rutschmann, Sdunek (n.e.) – Seitner (5), Schweickardt (1), Wehner (2) – Hauk (5), Lenz (3) – Baumgarten (5) – Heib (5/2), Schöbinger (4), Drobek (1), Gille (n.e.), Weiß (1), Krammer (n.e.).
Rhein-Neckar Löwen: Szmal, Fritz (ab 16. bis 40. und bei einem Siebenmeter) – Stefánsson (6/3), Guðjónsson,  Bielecki (5) – Groetzki (5), Sigurðsson (5) – Prieto (1) – Myrhol, Roggisch, Gensheimer (10/1), Müller (1), Manojlović.
Zeitstrafen:  Lenz (2), Seitner (2) – Bielecki (2), Manojlović (2), Müller (2).
Disqualifikation: Roggisch (61./dritte Zeitstrafe).
Trainer: Günter Schweikardt – Ola Lindgren.
Zuschauer: 1200.
Schiedsrichter: Philipp Dinges/Daniel Kirsch (Eggenstein-Leopoldshafen).
Spielfilm: 2:1 (4.), 4:4 (9.), 7:4 (12.),  9:5 (17.), 11:7 (19.), 16:8 (28.), 17:9 (Hz), 18:12 (36.), 21:13 (39.), 21:16 (40.), 22:19 (44.), 24:22 (47.), 25:24 (51.), 25:25 (56.), 27:25 (58.), 27:26  (59.), 27:27 (60.), 29:28 (63.), 30:30 (65.), 31:32 (68.), 31:33 (69.) 32:33 (Ende).
Zeitstrafen: 2/6.
Siebenmeter: 5/2 – 7/4.
TV Bittenfeld: Heib scheitert an Fritz.
TV Bittenfeld: Schweikardt über das Tor.
TV Bittenfeld: Schöbinger wirft am Tor vorbei.
Rhein-Neckar Löwen: Guðjónsson scheitert an Rutschmann.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Rutschmann.
Rhein-Neckar Löwen: Stefánsson scheitert an Rutschmann.
Beste Spieler: Rutschmann, Hauk, Seitner – Gensheimer.