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Ein Abend für die Geschichtsbücher

Löwen-Spektakel mit Halbzeit-Rekord, Medaillengewinnern und Scheck-Übergabe

Alles deutete auf einen spannenden Handballabend hin: Es war der erste Spieltag nach der Winterpause, „da weiß man nicht wirklich, wo man steht“, hatte Andy Schmid vor der Partie gegen den TBV Lemgo noch gesagt. Dass es am Donnerstag in der SAP Arena dann einen Kantersieg inklusive historischer erster Halbzeit gab, war weder für den Schweizer Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen noch für den Rest des Teams absehbar gewesen.

„Ich bin ein bisschen sprachlos“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen mit Blick auf das 23:4 nach den ersten 30 Minuten. Das Halbzeit-Ergebnis bedeutet Bundesliga-Rekord. Später erinnerte sich der Meistercoach an eine Partie zu seiner aktiven Zeit, in der er sogar noch einen krasseren Lauf als den der Löwen zu Beginn des Duells mit Lemgo erlebt hatte. 14:0 stand es nach 16 Minuten. Die 7034 Arena-Besucher mussten sich genauso kneifen wie die Löwen-Spieler auf der Bank. „Wir haben es nicht glauben können, haben uns gefragt, ob das gerade wirklich passiert“, schildert Bogdan Radivojevic die Reaktionen auf eine Halbzeit-Show für die Geschichtsbücher. Nach der Pause durfte der serbische Nationalspieler dann auch auf die Platte und spüren: Ja, das passiert gerade wirklich. Am Ende trug er einen Treffer zum 38:17 bei.

Keine Spur von Winterblues

Das Spektakel hatte dabei zwei Dimensionen: Zum einen spielten die Löwen so, als habe es nie eine Winterpause gegeben. Mit gnadenlos effizienter Arbeit in Abwehr wie Angriff knüpfte der Titelverteidiger der DKB Handball-Bundesliga an die Top-Leistungen vor der Auszeit an und fuhr winterpausenübergreifend den siebten Liga-Sieg in Folge ein. Weil auch der Rest des dicht gedrängten Spitzenfeldes seine Pflichtaufgaben erledigte, bleibt es in der Tabelle spannend. Als Zeichen an die Konkurrenz wollten die Löwen ihre Gala-Vorführung gegen Lemgo ohnehin nicht werten. „Bei uns hat alles geklappt, bei Lemgo gar nichts. So etwas passiert“, relativierte Bogdan Radivojevic, nachdem die erste Ungläubigkeit überwunden war.

Dabei hatte der Abend in der SAP Arena sogar noch mehr zu bieten. Im Vorfeld der Partie hatte Löwen-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann einen Scheck übergeben und dessen Empfänger zutiefst gerührt. Mehr als 26 000 Euro an Spenden konnte der Klub zusammen mit zahlreichen Partnern und Sponsoren sowie dank der Hilfe seiner Fans sammeln und stellvertretend für den gemeinnützigen Verein „Herzenswünsche“ an Gerd Häcke übergeben. Der Verein erfüllt schwerkranken Kindern deren größte Wünsche. Eine wunderbare Sache, in deren Dienst sich die Löwen-Familie gerne und tatkräftig gestellt hat. Gerd Häcke, der schon während der Spendenaktion selbst die Reise nach Mannheim angetreten hatte, zeigte sich überwältigt: „Unglaublich, was die Löwen, ihre Fans und Partner da auf die Beine gestellt haben. Ich habe erst gedacht, dass bei der Spendensumme ein Schreibfehler passiert ist. Wir haben noch nie einen solchen Betrag auf einen Schlag bekommen.“

Palicka im Rampenlicht

Ebenfalls im Rampenlicht standen die mit Medaillen dekorierten EM-Fahrer der Löwen: Das schwedische Silber-Trio Mikael Appelgren, Andreas Palicka und Jerry Tollbring bekam eine Präsentbox mit Heidelberger Spezialitäten, Gedeón Guardiola als spanischer Gold-Junge noch ein Trikot obendrauf. Für Andreas Palicka war es ohnehin ein besonderer Abend. Erst die Ehrung als EM-Zweiter, dann ein „überragendes Spiel“ (O-Ton Nikolaj Jacobsen) mit 19 Paraden und mehr als 50 Prozent gehaltener Würfe – und am Schluss die Ehrung als Spieler des Tages. Kein Wunder, dass die Schweden-Rakete im Löwen-Tor kaum fassen konnte, was da abgelaufen war. Seinen trockenen Humor vergaß er über dem ganzen Trubel allerdings nicht. Auf die Frage, ob er den Schwung von der EM mitgebracht habe, meinte Palicka: „Da haben wir doch das letzte Spiel verloren.“ Sprach es und stiefelte mit einem schelmischen Grinsen davon.

CL-Spiel im Harres am Sonntag ausverkauft

Lange feiern werden die Löwen ohnehin nicht. Nach einer Fitness-Einheit am Freitagvormittag geht es am Samstag zum Training in die Halle nach Kronau, um sich auf die nächste Aufgabe vorzubereiten. Schon am Sonntag um 17 Uhr trifft der Deutsche Meister in der VELUX EHF Champions League auf MOL-Pick Szeged. Trainer Nikolaj Jacobsen sieht seine Truppe dann vor allem im Angriff gefordert, äußert Respekt vor der starken Abwehr des ungarischen Spitzenklubs. Die Partie findet im Harres in St. Leon-Rot statt. Einlass ist ab 15.30 Uhr. Karten gibt es keine mehr.