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„So etwas habe ich noch nicht erlebt“
Löwen fegen Lemgo mit 38:17 (23:4) aus der SAP Arena
Die Rhein-Neckar Löwen haben das erste Heimspiel 2018 gewonnen – und wie. Am Donnerstagabend gab es vor 7034 Zuschauern in der SAP Arena ein Schützenfest zum Neustart in der DKB Handball-Bundesliga. Gegen den TBV legte der Meister erst einmal einen 14:0-Lauf hin und führte bis zur Pause sage und schreibe 23:4. Nach dem Wechsel ließen es die Gelbhemden ruhiger angehen, brachten am Ende ein 38:17 nach Hause – und die Arena zum Ausrasten. Andy Schmid und Patrick Groetzki waren mit je fünf Toren beste Löwen-Werfer. Andreas Palicka steuerte 19 Paraden (!) bei. Bei Lemgo waren Donat Bartok und Patrick Zieker mit vier Treffern am erfolgreichsten.
„So etwas habe ich noch nicht erlebt“, kommentierte Löwen-Rechtsaußen Bogdan Radivojevic. Seine Kollegen hätten sich auf der Bank sitzend gekniffen und gefragt, ob das wirklich echt sei. „Bei uns lief alles und bei Lemgo nichts.“ Lemgos Trainer Florian Kehrmann zeigte sich als fairer Verlierer und gratulierte zum verdienten Sieg: „Heute kam alles zusammen – auch wenn das keine Ausrede sein soll. Das war heute kein gutes Auftreten des TBV Lemgo.“ Lemgos Geschäftsführer Jörg Zereike fand klare Worte, sprach von „Weltklasse gegen Kreisklasse“ in der ersten Halbzeit. Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen zeigte sich angetan von seiner Mannschaft, die in allen Teilen sehr gut funktioniert habe. „Ich bin ein bisschen sprachlos wegen der ersten Halbzeit.“
Ein Lauf wie aus dem Bilderbuch
Aus Löwen-Sicht geht es optimal los: Andreas Palicka hält, Mads Mensah schließt die erste Welle wuchtig und zielgenau ab – 1:0. In einer hektischen Anfangsphase behält der für die Wahl zum Welthandballer nominierte Andy Schmid die Übersicht – 2:0. Und weil Lemgo den nächsten Angriff verschlampt, kann Patrick Groetzki das 3:0 nachlegen (5.). In Überzahl lässt Alex Petersson nach Schmid-Pass das 4:0 folgen. Früh im Spiel ist klar, dass die Löwen keine Anlaufschwierigkeiten haben. Zumal Palicka beim 5:0 ins leere Lemgoer Tor trifft und TBV-Coach Florian Kehrmann sich gezwungen sieht, die erste Auszeit zu nehmen (7.).
Beeindrucken lassen sich die Löwen davon nicht. Groetzki sattelt das 6:0 drauf, Palicka seine vierte Parade, wieder Groetzki stellt auf 7:0 (!). Schmid bereitet mit einem Zauberpass auf Pekeler das 8:0 vor – Lemgo droht nach zehn Minuten ein Debakel. Petersson rammt die Kugel zum 9:0 in die Maschen. Der Löwen-Lauf nimmt unwirkliche Züge an, Kehrmann reagiert mit der zweiten Auszeit auf Seiten der Gäste, will es mit dem siebten Feldspieler versuchen. Ein Lemgoer Ballverlust bringt Groetzkis vierten Treffer, ein weiterer „Turnover“ das 11:0 durch Gudjon Valur Sigurdsson.
Erstes Lemgoer Tor in der 17. Minute
Zum Spielverlauf passt, dass Lemgos Tim Hornke einen Siebenmeter an die Latte haut. Die Chance auf den ersten TBV-Treffer ist damit erst einmal vertan. Auf der anderen Seite läuft das Löwen-Positionsspiel wie geschmiert, Sigurdsson schließt ab und macht das Dutzend voll – 12:0 (14.). Der Isländer markiert auch das 13:0, Palicka hält seinen sechsten Wurf, Schmid macht das 14:0. Der blanke Wahnsinn! Nach 17 Minuten beendet Christoph Theuerkauf die unfassbare Löwen-Serie und trifft zum 14:1.
Weil die Löwen nicht nachlassen, Palicka im Tor Parade auf Parade setzt, steht es nach 21 Minuten 17:1, nach 23 Minuten 19:1. Auf den Rängen herrscht eine Mischung aus ungläubigem Staunen und Festtagsstimmung. Sigurdsson erhöht in der 28. Minute auf 22:2, der Löwen-Vorsprung beträgt sagenhafte 20 Tore. In die Pause geht es dann mit 23:4.
Zur zweiten Halbzeit wechselt Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen erwartungsgemäß durch, es kommen Jerry Tollbring, Filip Taleski, Bogdan Radivojevic und Rafael Baena auf die Platte. Lemgo gibt sich immerhin nicht komplett auf, erzielt in den ersten fünf Minuten nach dem Wechsel ein 2:2. Bei den Löwen führt sich Tollbring blendend ein, trifft schnell zweimal und zeigt sich in der Abwehr aufmerksam. Dann darf auch der Europameister vorne ran, Gedeón Guardiola setzt das 27:6 ins Netz. Der TBV stellt derweil die Abwehr um. Im 5:1 verteidigt Theuerkauf auf der Spitze. Rafael Baena kommt trotzdem an den Ball, wühlt sich zum 28:7 durch. Filip Taleski steigt energisch hoch – 29:8.
Nun ändern auch die Löwen ihr Defensivsystem. Pekeler rückt auf die „1“ und Taleski fliegt nach einem Lattentreffer zum 30:9. Kurze Zeit später beweist der junge Mazedonier perfekte Übersicht und setzt den Kollegen Radivojevic mustergültig ein (31:10). Lemgos Kehrmann nimmt die dritte Auszeit. Der TBV beweist tatsächlich Moral, „verkürzt“ auf 33:13. Das Spiel trudelt aus. Jacobsen bringt Max Trost für Taleski, Kristian Bliznac in der Abwehr. Harald Reinkind und Jerry Tollbring ziehen noch einmal kurz an, stellen auf 37:15 (57.). Die Fans honorieren den historischen Handball-Abend mit großem Jubel, beklatschen ihre Lieblinge fortan im Stehen. Der Schlusspunkt gebührt Tollbring, der per Siebenmeter das 38:17 macht.
Rhein-Neckar Löwen – TBV Lemgo 38:17 (23:4)
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Palicka (2); Schmid (5/2), Bliznac, Radivojevic (1), Baena (3), Tollbring (4/1), Trost, Mensah (2), Pekeler (2), Groetzki (5), Reinkind (3), Taleski (4), Guardiola (1), Petersson (2), Sigurdsson (4)
TBV Lemgo: Wyszomirski, Johannesson; Kogut (1), Guardiola, Ebner (1), van Olphen, Theuerkauf (1), Hornke (2), Engelhardt (1), Suton (2), Bartok (4), Klimek (1), Zieker (4), Struck
Trainer: Nikolaj Jacobsen – Florian Kehrmann
Schiedsrichter: Thomas Hörath / Timo Hofmann
Zuschauer: 7034
Zeitstrafen: 0 – 2
Strafminuten: / – Van Olphen (2), Engelhardt (2)
Siebenmeter: 2/4 – 0/1
Rhein-Neckar Löwen: Sigurdsson scheitert an Wyszomirski, Schmid verwirft
TBV Lemgo: Hornke verwirft
Spielfilm: 1:0, 14:0, 14:1, 19:1, 19:2, 21:2, 22:3, 23:4 (HZ), 24:4, 25:5, 26:6, 28:7, 29:8, 30:10, 32:10, 33:13, 35:14, 37:16, 38:17 (EN)