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Ein Derby als Spitzenspiel

Frisch Auf Göppingen kommt als einzige ungeschlagene Mannschaft der laufenden Saison in die SAP Arena

Wenn es darum geht, erfolgreich zu sein, lässt sich Magnus Andersson nichts vormachen. Bis auf die olympische Goldmedaille schnappte sich der heute 48-Jährige als Spielmacher der schwedischen Nationalmannschaft in den 1990er Jahren die internationalen Titel in Serie und auch als Trainer hat sich der Kopf der damaligen „Bengan-Boys“ um Kult-Coach Bengt Johansson inzwischen einen Namen gemacht. Mit Kopenhagen wurde der zweifache Welt- und vierfache Europameister 2008 dänischer Meister und 2010 dänischer Pokalsieger. Nun ist Andersson in der Bundesliga angekommen und hat offenbar auch seinem neuen Klub Frisch Auf Göppingen das Sieger-Gen eingeimpft: Die Schwaben sind als einzige Mannschaft der Bundesliga bislang noch ungeschlagen und fordern heute als Zweiter den Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen im Spitzenspiel.

Andersson bleibt angesichts des Höhenflugs der Schwaben allerdings gelassen. „Der zweite Tabellenplatz ist doch nicht mehr als eine Momentaufnahme“, sagte der Skandinavier zuletzt den „Stuttgarter Nachrichten“ und geht davon aus, dass auch seine Spieler trotz des mehr als gelungenen Saisonstarts auf dem Boden bleiben: „Da hebt keiner ab. Wir haben erfahrene Jungs, die wissen, wie schnell es im Sport geht.“

Auch die Formulierung neuer Saisonziele ist für den Schweden tabu, schließlich hat Göppingen gerade einmal fünf seiner 36 Ligaspiele absolviert. Doch nach der vorangegangenen Chaos-Saison 2013/2014, in der gerade einmal vier Heimspiele gewonnen wurden und der langjährige Coach Velimir Petkovic zur Halbzeit gehen musste, scheint es mit den Göppingern wieder nach oben zu gehen. Ein Platz unter den ersten Zehn ist die offizielle Zielvorgabe, sollte der Vorjahres-Zwölfte die bislang gezeigten Leistungen bestätigen können, dürfte der zweifache EHF-Cup-Gewinner mit dieser Herausforderung keine Probleme haben.

Bei den bisherigen fünf Auftritten der Schwaben fiel vor allem das variable Rückraumspiel der Göppinger ins Auge. Zwar musste Frisch Auf in diesem Mannschaftsteil den Abgang von „Shooter“ Momir Rnic (MT Melsungen) verkraften, verstärkte sich aber zugleich mit dem sprunggewaltigen französischen Linkshänder Kévynn Nyokas (Chambery Savoie HB) und Rechtshänder Zarko Sesum, der in der vergangenen Saison noch das Trikot der Rhein-Neckar Löwen trug und heute auf seine Ex-Kollegen trifft.

Sesum kann bekanntermaßen alle Positionen im Rückraum spielen und nimmt auch in der aggressiven 6:0-Abwehr der Göppinger eine zentrale Rolle ein. Dritter Neuzugang ist Anderssons Landsmann Anton Halen (HK Drott Halmstad) auf der rechten Außenbahn. Zudem kann der Tabellenzweite seit Ende August auch wieder fest mit Spielmacher Michael Kraus planen, dem nach drei Meldepflicht- und Kontrollversäumnissen innerhalb von 18 Monaten eine Doping-Sperre drohte. Entsprechend vernehmbar war das Aufatmen bei Frisch Auf nach dem Freispruch für den Weltmeister von 2007. „Es ist super, dass er zurück ist. Nachdem er wochenlang nicht mit der Mannschaft trainiert hat, braucht er aber noch etwas Zeit“, sagt Andersson. „Ich habe mit Tim Kneule und ihm zwei hervorragende, unterschiedliche Spielmacher. Mit unseren sechs Rückraumspielern haben wir zudem viele Variationsmöglichkeiten“, will Andersson die Breite des gesamten Kaders ausnutzen, was bisher sehenswert gelungen ist. Den größten Coup landete Göppingen dabei gleich mit dem Auftaktsieg gegen die Füchse Berlin.

Trotz der verkorksten Saison 2013/2014 herrschte bei diesem Sieg gleich wieder die typische Stimmung in der ehemaligen Hohenstaufen-Halle. Nachtragend scheinen die FrischAuf-Fans jedenfalls nicht zu sein, wenn man auf die 3300 verkauften Dauerkarten für die 5321 Zuschauer fassende EWS-Arena blickt. Ein Umstand, der auch Geschäftsführer Gerd Hofele zuversichtlich stimmt. „Die vergangenen beiden Jahre liefen nicht so erfolgreich, wie wir uns das vorgestellt hatten. Künftig wollen wir wieder attraktiven Handball bieten und sportlichen Erfolg auf einer gesunden wirtschaftlichen Basis“, formulierte Hofele die Göppinger Ansprüche gegenüber dem „Schwäbischen Tagblatt“. Ein Etat von 4,7 Millionen Euro bietet hierzu die Grundlage und bislang scheinen sich die Investitionen durchaus zu lohnen.