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Ein Duell mit Tradition

Löwen empfangen RK Celje

Es hat schon fast Tradition, die Löwen treffen im Europapokal auf den slowenischen Vertreter RK Celje. Am Donnerstagabend ist es wieder soweit, dann wollen die Löwen im Sportzentrum Harres in Sankt Leon-Rot nach zuletzt zwei Auswärtsniederlagen in Folge in der Königsklasse die nächsten Pluspunkte einfahren. Gegner Celje ist in der Champions League ein Stammgast, auch wenn der Club seine erfolgreichsten Jahre in der Königsklasse schon einige Zeit hinter sich hat. Selbst zwei nationale Pokalsiege (2012, 2013) halfen nicht darüber hinweg. Denn für RK Celje zählt vor allem eines: die Meisterschaft. 2010 gewann der slowenische Vorzeigeverein den nationalen Titel, um ihn dann drei Mal in Folge zu verpassen. 2011 jubelte Cimos Koper, 2012 und 2013 schnappte sich ausgerechnet der Nachbar Gorenje Velenje die Meisterschaft. Doch in diesem Jahr stand Celje endlich wieder dort, wo es nach eigenem Selbstverständnis auch hingehört: auf dem ersten Platz. Noch dazu gab es den Pokalsieg – und das alles zehn Jahre nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte. 2004 holten sich die Slowenen den Champions-League-Titel und verhinderten das Triple der SG Flensburg-Handewitt, die zuvor schon Pokal und Meisterschaft gewonnen hatte. Doch in der berühmt-berüchtigten Zlatorog Hall, in der 6154 fanatische Fans ihre Mannschaft bedingungslos unterstützten, mussten die Norddeutschen eine 18:24-Hinspiel-Niederlage hinnehmen. Im Rückspiel gelang Flensburg zwar ein 30:28-Erfolg, den Titel feierten hingegen die Slowenen. In Celje wissen sie aber mittlerweile, dass es schwer wird, solch einen Coup zu wiederholen. Das Geld fehlt – dabei spielen die Finanzen eine viel wichtigere Rolle als vor zehn Jahren. Weltklasse-Spieler wie Siarhei Rutenka, Eduard Koksharov, Renato Vugrinec und Uros Zorman trugen 2004 das Trikot der „Goldhörner“, für die auch Ex-Löwe Sergey Gorbok (2005-2007) schon aktiv war.

Mittlerweile gehört der 1946 gegründete Verein aber nicht mehr zur allerersten europäischen Klasse, selbst die Rückkehr von Zorman und Ales Pajovic sowie die Verpflichtung von Star-Trainer Zvonimir Serdarusic gaben dem Klub 2010 nicht den erhofften Impuls. Längst sind diese Stars schon wieder weg und der von der Lasko-Brauerei unterstütze Klub setzt nicht mehr auf große Namen, sondern auf Talente. Die europäische Wirtschaftskrise zwang den Verein zu einem Umdenken. Spieler wie Vugrinec, Zorman oder Petar Metlicic kamen nach Celje, waren aber vorher in Spanien am Ball und verdienten dort richtig gutes Geld. Entsprechend waren ihre Verträge auch in Celje dotiert. Doch plötzlich konnten sich das die Slowenen nicht mehr leisten und der Versuch, mit aller Macht noch einmal die europäische Spitze anzugreifen, misslang. Es blieb nur noch eine Möglichkeit: sich aus dem eigenen Nachwuchs einen neuen Zorman, einen neuen Vugrinec und einen neuen Metlicic zu formen. „Unsere Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von 23 Jahren. Das ist der jüngste Kader, mit dem Celje jemals in der Champions League an den Start gegangen ist“, sagt Trainer Branko Tamse, der im Sommer erneut einen großen Aderlass verkraften musste. Die Leistungsträger Gasper Marguc, Mate Lekai (beide Veszprém), Sebastian Skube (Silkeborg) und Borut Mackovsek (Montpellier AHB) haben den Klub verlassen. Der neue Sportliche Leiter Gregor Planteu weiß um die schwierige Situation: „Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung der Mannschaft. Sie wird immer besser. In jedem Training. In jedem Spiel. Aber mehr als die Hälfte unserer Jungs haben noch nie in der Champions League gespielt. Sie müssen erst beweisen, dass sie mit den Besten mithalten können.“ Celjes Hoffnungen ruhen besonders auf Torhüter Urh Kastelic und Rechtsaußen Gal Marguc, die mit der slowenischen Auswahl zuletzt den Titel bei den Olympischen Jugendspielen in Nanjing gewannen. Dennoch: Wenn sie eines haben beim Traditionsverein, dann das Gespür für Talente und noch dazu Geduld. Zumal eine Entwicklung erkennbar ist, die jetzt mit der Meisterschaft gekrönt wurde. Und auch in der Champions League sorgten die jungen Wilden in der Vergangenheit mit technisch feinem und taktisch klugem Handball für ein paar Ausrufezeichen. Mit 30:26 wurde in der Vorrunde der Saison 2012/2013 der große THW Kiel bezwungen und der Grundstein für den Einzug ins Achtelfinale gelegt. In der Runde der letzten 16 Mannschaften ereilte RK dann gegen den späteren Sieger HSV Hamburg das Aus. Damit konnten die Slowenen trotzdem gut leben, zumal das Rückspiel in der Hansestadt gewonnen wurde.

In der vergangenen Saison überstand Celje erneut die Vorrunde, in der die Slowenen ebenfalls auf die Löwen trafen und zwei Mal verloren (25:28;25:35). Im Achtelfinale kam es zu einer Neuauflage des Finales von 2004: Flensburg schaute mal wieder in der Zlatorog Hall vorbei – und verlor erneut. Diesmal mit 25:26. Das bogen die Norddeutschen im Rückspiel allerdings mit einem 30:27-Sieg um – am Ende hielten sie sogar den Champions-League-Pokal in den Händen. „Wir haben in den vergangenen Jahren gegen Kiel, Hamburg und Flensburg gewonnen. Das ist eine große Motivation für unser Team, aber auch eine Verpflichtung“, sagt Mannschaftskapitän Luka Zvizej, der mit seinen 33 Jahren der älteste Profi in Celjes Kader ist. Trainer Tamse kündigt sogar an: „Wir sind bereit für weitere Überraschungen.“ Die blieben allerdings bislang aus. Und deshalb wird es schwer für die Slowenen, in der Hammergruppe C die Vorrunde zu überstehen. Nach vier Spielen haben die „Goldhörner“ erst zwei Punkte auf dem Konto, hinter den Favoriten MKB Veszprém, Vardar Skopje und den Löwen werden sie sich wohl mit Montpellier AHB ein Duell um den begehrten vierten Rang liefern. Dieser Platz berechtigt zur Teilnahme am Achtelfinale. „Unsere Gegner sind wirklich Top-Teams. Aber diese Partien garantieren mir, dass meine Mannschaft in jedem Spiel lernen und sich verbessern wird. Unser Ziel ist es, auch einmal dieses Niveau zu erreichen. Bis dahin werden wir versuchen, unsere Gegner zu ärgern“, sagt Tamse und hofft, dass dem slowenischen Traditionsverein endlich einmal ein Sieg gegen die Löwen gelingt. In der Zwischenrunde der Saison 2008/2009 gewannen die Badener beide Spiele (34:28; 31:26). Auch in der Vorrunde der Spielzeit 2010/2011 jubelten zwei Mal die Gelbhemden: Einem 32:28-Auswärtssieg folgte ein dramatischer 33:32-Heimerfolg. In der vergangenen Saison triumphierten die Löwen ebenfalls zwei Mal (28:25, 35:25). Doch die Badener sollten gewarnt sein. Erst Kiel. Dann Hamburg. Dann Flensburg. Irgendwie passen die Gelbhemden ideal ins Beuteschema. „Wir müssen uns im Vergleich zur Partie gegen Lemgo deutlich steigern, wenn wir gegen Celje bestehen wollen“, hofft Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen auf eine Trotzreaktion seiner Mannschaft nach der Vorstellung in der Bundesliga am vergangenen Wochenende. „Wir stehen aktuell auf Platz drei, haben aber die ersten beiden Plätze noch im Blick, dafür brauchen wir aber gegen Celje einen Erfolg“

Anwurf im Sportzentrum Harres in Sankt Leon-Rot ist am Donnerstag um 19:30 Uhr, Eintrittskarten gibt es noch an der Abendkassen.