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„Ein Ehre dabei zu sein“

Löwen Gegner Montpellier feiert Rückkehr in die VELUX EHF Champions League

Wenn die Rhein-Neckar Löwen am Samstag in der Auftaktpartie der Gruppe C der VELUX EHF Champions League auf Montpellier Agglomeration HB treffen, ist das alles andere als eine Premiere auf europäischer Ebene. Im nächsten April jährt sich schließlich ein dramatisches Viertelfinale in der Königsklasse zum vierten Mal.

Nachdem die Löwen im Hinspiel vor den eigenen Fans am 24. April 2011 noch mit 27:29 unterlegen waren, drehten sie den Rückstand eine Woche später mit einem umjubelten 35:26. Vor allem die zweite Hälfte zählt wohl zu den besten Auftritten der Badener auf internationalem Parkett. 

Nachdem in der Halbzeit (17:15) noch alles für die Franzosen um Superstar Nikola Karabatic gesprochen hatte, ließen die Löwen im zweiten Durchgang nur noch neun Treffer zu und netzten 20 Mal (!) ein. Die Badener fuhren zum Final Four nach Köln, Montpellier blieb nur die Zuschauerrolle. Eine Auseinandersetzung mit Erinnerungswert. 

Seit dieser Zeit hat sich allerdings viel verändert, eine Stammplatzgarantie in der Königsklasse gab es zuletzt für beide Mannschaften nicht mehr. Die Löwen verpassten in den vergangenen drei Spielzeiten zwei Mal die Qualifikation und kehrten erst im Vorjahr wieder in den Kreis der Besten Europas zurück. Montpellier patzte im vergangenen Jahr beim Wildcard- Turnier gegen Wisla Plock und profitierte mit Blick auf die nun beginnende Spielzeit davon, dass die Europäische Handball-Föderation (EHF) statt wie bisher zwei nun drei Champions-League-Startplätze nach Frankreich vergab. Als Dritter der französischen Meisterschaft hinter Dunkerque und Paris St. Germain qualifizierte sich der 14-fache Landesmeister damit etwas durch die Hintertür für die VELUX EHF Champions League.

Auch der Kader Montpelliers hat sich seit dem damaligen Duell mit den Löwen wesentlich verändert. Die ganz großen Stars des französischen Handballs, die zeitweise wie selbstverständlich das Trikot des Rekordmeisters trugen, sucht man inzwischen vergebens. Spielten 2011 noch die Karabatic-Brüder Nikola und Luka oder Kaliber wie William Accambray für den Klub aus dem Departement Hérault, sind aus dieser Ära nur der Slowene Vid Kavticnik und Michael Guigou übriggeblieben. Auch die Manipulationsaffäre um den Champions-League-Sieger von 2003, dem vorgeworfen wurde im Mai 2012 ein Spiel gegen einen Abstiegskandidaten absichtlich verloren zu haben, um hohe Wettgewinne einzufahren, wirkte schließlich lange nach. Fünf verdächtigte Spieler – darunter auch die Karabatic-Brüder – verließen den Verein in der folgenden Saison während der Spielzeit.

Montpellier musste zudem auch die wirtschaftlichen Folgen tragen, Top-Profis wie Accambray und der zurückgekehrte Torwart-Star Thierry Omeyer konnten nicht gehalten werden und wechselten nach Paris. Doch in Südfrankreich hofft man nun wieder auf bessere Zeiten, die Rückkehr in die VELUX EHF Champions League kommt den Verantwortlichen da gerade recht. „Es ist für uns eine Ehre, wieder dabei zu sein“, freut sich Trainer Patrice Canayer auf die neue Saison und schaut dabei über den sportlichen Tellerrand hinaus: „Mit dem Start in der Königsklasse können wir uns natürlich auch mehr Zuschauern präsentieren und bieten unseren Sponsoren zusätzliche Möglichkeiten.“

Doch nur das Dabeisein ist für eine Mannschaft mit solchen internationalen Meriten natürlich nicht der Anspruch. Verstärkt hat sich Montpellier mit Torwart Venio Losert (Kielce), Borut Mackovsek (Celje) und Baptiste Bonnefond aus dem eigenen Nachwuchs. Auffällig ist zudem der starke slowenische Block um den Ex-Kieler Kavticnik, der inzwischen fünf Profis vom nördlichen Balkan umfasst. Ziel der Franzosen ist es, sich so schnell wie möglich für das Achtelfinale zu qualifizieren und sich als Mannschaft weiterzuentwickeln.

Die ersten drei Plätze sieht Trainer Canayer an Veszprem, die Löwen und den HC Vardar Skopje vergeben. „Wir werden dahinter mit Celje und Medwedi Tschechow um den vierten Platz kämpfen“, erwartet der Handball-Lehrer, der bereits seit 20 Jahren die Geschicke des Rekordmeisters leitet, spannende Spiele auf hohem Niveau. „Dabei setzen wir natürlich auch auf unsere Fans zu Hause und vielleicht gelingt uns ja auch die eine oder andere Überraschung.“