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„Ein eigener Klub war mein Traum“

Mannheim. Sein Wort hat Gewicht: Jesper Nielsen ist Aufsichtsratsvorsitzender und Geldgeber der Rhein-Neckar Löwen sowie des dänischen Handball-Klubs AG Kopenhagen. 2005 erwarb der erfolgreiche Geschäftsmann die Lizenz, Schmuck des dänischen Labels „Pandora“ zu vertreiben. Seitdem geht es für den 41-jährigen Dänen steil bergauf – nur ein Titel mit den Löwen fehlt noch zum vollkommenen Glück.

Herr Nielsen, was bedeutet Ihnen Geld?

Jesper Nielsen: Hinter mir liegen viele Jahre harter Arbeit. Dieser Erfolg ist kein Zufall, aber ich war auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort und verkaufe mit Pandora ein Top-Produkt. Geld ist dann das Ergebnis dieses großen Erfolges.

Spüren Sie Neid?

Nielsen: Neid gibt es überall auf der Welt. Ich musste ihn mir erarbeiten und eigentlich ist Neid ja auch eine Form der Anerkennung.

Wie erklären Sie sich Ihren schnellen Aufstieg?

Nielsen: Harte Arbeit, ein gutes Produkt, das genau in unsere Zeit passt. Lebensfreude schenken. Nicht einmal, sondern mehrmals im Jahr. Ich habe ein starkes Team aufgebaut, das diese Lebensfreude verkörpert und das Unternehmen wie seine Familie lebt und liebt.

Sie haben beruflich viel zu tun, warum tun Sie sich den Stress mit den Löwen und Kopenhagen an?

Nielsen: Das ist für mich kein Stress, das gibt mir Energie! Ich war selbst Handballer, meine komplette Familie hat Handball gespielt. Es war immer mein Kindheitstraum, einen eigenen Klub zu haben. Jetzt sind es zwei Vereine – und diese Tatsache bereitet mir sehr viel Freude.

Gemessen an Ihrem finanziellen Aufwand: Haben die Löwen nicht zu wenig Erfolg?

Nielsen: Die Bundesliga ist die stärkste Liga der Welt. Erfolge in Dänemark werden einem zwar auch nicht geschenkt, aber das Niveau ist nicht vergleichbar. Wer viel bewegt, macht hier und da auch einmal etwas falsch, aber insgesamt ist es bei den Löwen in den vergangenen Jahren doch sehr schnell gegangen und immer weiter nach vorne. Wir sind auf einem sehr guten Weg und brauchen auch die nötige Geduld. Unsere Zeit wird kommen.

Kann man nur an die Spitze kommen, wenn man die Konkurrenz schwächt und deren Leistungsträger wie Krzysztof Lijewski aus Hamburg und Alexander Petersson aus Berlin abwirbt?

Nielsen: Wir schauen nur auf uns. Unser Trainer Gudmundur Gudmundsson sagt, welchen Spieler er aus sportlicher Sicht gerne hätte. Unser Manager Thorsten Storm, die Gesellschafter und ich prüfen dann, ob es wirtschaftlich machbar ist. Und dann muss man auch noch den Spieler fragen, ob er zu uns kommen möchte. Lijewski und Petersson wollten gerne zu den Rhein-Neckar Löwen.

Ködert Ihr Klub die Spieler mit astronomischen Gehältern? Man könne und wolle mit dem Angebot der Löwen für Petersson nicht mithalten, sagte Berlins Manager Bob Hanning. Aus Hamburg waren beim Wechsel von Lijewski ähnliche Sätze zu hören.

Nielsen: Das Profigeschäft ist hart. Es hat auch schon genügend Spieler gegeben, die sich gegen die Löwen entschieden haben. Aber es werden immer weniger. Wir zahlen nicht mehr und nicht weniger als der HSV Hamburg oder der THW Kiel. Petersson hat es in seinem Statement treffend umschrieben.

Was meinen Sie damit genau?

Nielsen: Es war das Gesamtpaket, was den Ausschlag für seine Entscheidung gegeben hat. Da gehört sicherlich die finanzielle Seite dazu, aber in erster Linie das sportliche Potenzial. Vielleicht will Alex ja noch einmal Deutscher Meister werden. Allerdings versichere ich, dass auch die Löwen nur finanzielle Verpflichtungen eingehen, wenn sie seriös finanziert sind. Wir haben für diese Möglichkeiten wirklich sehr hart gearbeitet. Und dass ein Spieler sich für eine attraktive Offerte entscheidet, das ist der Lauf der sportlichen Welt und bestimmt nicht einzigartig in der Bundesliga. Das ist dann eben zu akzeptieren, manche Dinge kann man nicht ändern: Denn auch wenn ein kleiner Mann auf einen Berg klettert, bleibt er trotzdem ein kleiner Mann.

Spieler kamen und gingen, Trainer ebenfalls: Waren die vielen Personalwechsel notwendig?

Nielsen: Berücksichtigt man die Umstände und die Vertragsauflösung mit Zvonimir Serdarusic, sind viele Dinge nachvollziehbar, weil es nicht die zunächst geplanten Personalentscheidungen waren. Das hat viel beeinflusst. Wir haben jetzt einen Personalstamm im sportlichen Bereich, der immer nur noch gezielt verstärkt wird. Es wird viel ruhiger werden. Das kann ich versprechen.

Warum verpflichten die Löwen überhaupt keine deutschen Spieler mehr?

Nielsen: Wenn es gute deutsche Spieler gibt, die unser Trainer möchte, werden wir auch versuchen, diese Akteure zu verpflichten. Mit Henning Fritz, Oliver Roggisch, Uwe Gensheimer, Michael Müller und Patrick Groetzki stehen fünf Deutsche in unserem Kader. Es geht nicht um die Nationalität, sondern um die Klasse und den Charakter des Spielers – und damit um seinen Willen und seinen Hunger auf Erfolg.

Befürchten Sie nicht, dass die Löwen mit ihren vielen Ausländern ein Problem mit der Identifikation bekommen?

Nielsen: Natürlich ist es einfacher, sich mit seinen eigenen Landsleuten zu identifizieren. Gerade, wenn man eine solch große Arena mit Fans füllen möchte. Aber bei den Löwen sieht man tolle Charaktere, echte Typen, wie beispielsweise Gudjon Valur Sigurdsson, Bjarte Myrhol oder Ivan Cupic. Unsere Jungs sind alles echte Löwen und leben diesen Verein. Eine Tradition entsteht erst über sehr viele Jahre. Das kann nicht so schnell gehen.

Der Vertrag von Nikola Karabatic in Montpellier endet 2013. Werden die Löwen versuchen, den besten Spieler der Welt zu verpflichten?

Nielsen: Ich habe immer gesagt, wenn ein Karabatic zu den Löwen möchte, werden wir alles tun, ihn auch zu uns zu holen.

Von Marc Stevermüer

 02.02.2011