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Ein Happy End für die Löwen im Fuchsbau (RNZ)

Berlin. Berlin, Max-Schmeling-Halle, gestern, kurz nach halb fünf. Die Zuschauer halten den Atem an, grübeln, stellen sich alle eine Frage: Zählt er – oder zählt er nicht? Er zählt! Der Last-Minute-Dreher von Patrick Groetzki kullerte gerade noch rechtzeitig über die Torlinie, bescherte den Rhein-Neckar Löwen einen Punktgewinn bei den Berliner Füchsen. Nach 60 umkämpften Handball-Minuten leuchtete ein 21:21 (10:13) von der Anzeigetafel.

Das nächste Unentschieden – und was für eins. Es bot alles, was den Sport zwischen den Kreisen so attraktiv macht: Spiel, Spaß und vor allem eins: Spannung. Es ging hin und her, vor und zurück. Und endete für die Löwen mit einem Happy End. Das sah auch der Trainer so. Gudmundur Gudmundsson, der Glückliche: „Wir sind mit diesem Punkt sehr, sehr zufrieden. Gerade auch, weil wir uns hier deutlich stärker präsentiert haben als in den letzten Jahren.“

Wie schwer es werden würde, wusste Gudmundsson bereits im Vorfeld des Spitzenspiels. Sprach man ihn darauf an, wiederholte der kleine Isländer mit dem großen Handball-Sachverstand immer wieder ein Wort: „Topleistung“. Das fiel ständig, in jedem zweiten Satz. Die brachten die Gelben gestern dann auch. Spielerisch nicht, aber kämpferisch.

Klar war: Vieles wird auf die Torhüter ankommen. Den Löwen Niklas Landin und den Fuchs Silvio Heinevetter. Ihre Reflexe waren gefragt. Und in der Anfangsphase glänzte nur einer von beiden: Der Hauptstadt-Mann. Der mit dem Zopf und dem charismatischen Drei-Tage-Bart. Drei, vier Paraden und schon stand es 1:4 (8.). Für die Füchse, gegen die Löwen.

Gudmundsson sah’s, zog mit hochrotem Kopf früh die Notbremse, bat zur einminütigen Auszeit. Um was es ging? Wohl insbesondere darum, ein Mittel gegen die unterirdische Wurfquote zu finden. Denn Heinevetter war das eine, die eigene Wurf-Qualität das andere. Doch die schraubten sie wenig später nach oben. Auch, weil Kim Ekdahl du Rietz Verantwortung übernahm, aus der zweiten Reihe zwei Raketen in Richtung Heinevetter abfeuerte. Beide schlugen im Winkel ein. Zuerst links, dann rechts. Nur noch 3:5!

Aber das Hoch hielt nur kurz, schnell zogen wieder dunkle Wolken am Löwen-Himmel auf. Bis zur 21. Minute brachten es die Löwen gerade mal auf vier Treffer. Frust pur!

Schlimmes deutete sich da für die badische Reisegruppe an. Selbst, als die Besten aus dem Südwesten mit einem einigermaßen versöhnlichen Drei-Tore-Rückstand (10:13) in die Pause stiefelten, hatte man als Löwen-Fan kein gutes Gefühl.

Irgendwie schienen sie diesmal nämlich neben sich zu stehen. Probierten viel, schafften wenig. Das Gute daran: Eigentlich konnte es nur besser werden. Wurde es dann auch, aber leicht verzögert. Zwischen der 36. und der 40. Minute erspielten sich die Löwen einen 4:0-Lauf, glichen zum 16:16 aus. Warum? Weil die Abwehr nun besser stand und Landin sich auf ein höheres Level hexte.

Dem Manager, hat’s gefallen. Thorsten Storm, der gestern 49 Jahre alt wurde: „Aufgrund unserer Leistungssteigerung war der Punkt verdient.“ Und weiter: „Unsere Jungs haben wieder mal bewiesen, dass sie nie aufgeben, egal bei welchem Spielstand.

Berlin: Jaszka 7, Nielsen 4, Petersen 4/3, Horak, 3, Spoljaric 1, Wiede 1, Zachrisson 1.

Löwen: Gensheimer 6/3, Schmid 6/1, Ekdahl du Rietz 3, Myrhol 2, G. Guardiola 1, Gorbok 1, I. Guardiola 1, Petersson 1.

Spielfilm: 4:1, 7:3, 9:5, 12:7, 13:8, 13:10 (Halbzeit), 16:12, 16:16, 18:16, 19:19, 21:21 (Endstand).

Von Daniel Hund