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Ein kleines Wunder auf dem Fest

Mannheim. Die Nacht war kurz. Am Morgen nach dem Benefizspiel für die Familie von Oleg Velyky kümmerten sich die Rhein-Neckar Löwen um ihr Reisegepäck. Henning Fritz und Co. packten die Koffer. Von der Badehose bis hin zum Trainingsanzug – nichts durfte fehlen.

Denn seit gestern ist das Rudel unterwegs. Die Besten aus dem Südwesten feilen im Trainingslager auf Fuerteventura an ihrer Form. Manager Thorsten Storm ist ebenfalls mit dabei, hinkte gedanklich aber noch ein wenig hinterher. Er dachte gestern noch an vorgestern, war nach wie vor begeistert vom Duell gegen die Weltauswahl und dem ganzen Drumherum: „Es war ein echtes Fest, das zu ehren eines der besten Handballer aller Zeiten abgehalten wurde. Mein besonderer Dank gilt allen, die am Montag in der SAP Arena waren.“

Gefreut hat sich der Manager dabei vor allem für einen: Karol Bielecki. Der Rückraum-Kunstschütze, der durch einen tragischen Sportunfall sein linkes Augenlicht verlor, kehrte vor 8.451 Zuschauern auf die große Bühne zurück – und verzückte alle. „Wie er sich schon wieder präsentiert hat, ist für mich ein kleines Wunder“, bilanziert Storm, „bislang befindet er sich wirklich auf einem sehr guten Weg.“ Woran auch das Umfeld einen entscheidenden Anteil hat: Ärzte, Spielerkollegen und Trainer stehen alle hinter ihm.

Eine weitere wichtig Person ist in diesem Zusammenhang Ute Krebs, die Pressechefin. Gerade unmittelbar nach dem Unfall baute sie den 2,02_m_Riesen beinahe täglich auf. „Im mentalen Bereich leistete Ute einen Riesen-Job“, lobt Storm.

Gegen die Weltauswahl traf Bielecki drei Mal. Dass es nicht mehr Tore wurden, lag in erster Linie an den zwei Torhütern der Allstars: Niklas Landin (21), der für den BSV Bjerringbro/Silkeborg zwischen den Pfosten die Hände ausbreitet, und Mirko Alilovic (25/RK Celje) parierten auf einem ganz hohen Level. Wären das nicht zwei Kandidaten für die Löwen? Schließlich wird sich Kasa Szmal nach dieser Saison in Richtung Kielce verabschieden. Storm: „Wir wissen, dass Kasa uns verlassen wird .Deshalb halten wir natürlich schon die Augen offen. Und Landin und Alilovic haben ihre Sache bei uns sehr gut gemacht.“

Landin sowieso. Nach der Pause vereitelte er reihenweise Großchancen. Selbst vom Siebenmeterpunkt aus war er mehrfach nicht zu bezwingen. Für alle, die mit seinem Namen noch nichts anfangen können: Landin ist die Nummer eins in Dänemark. Zu Bjerringbro wechselte er im Februar 2010, weil Altmeister Kasper Hvidt dort abgesagt hatte. Gut möglich, dass er sich spätestens seit Montag auch auf dem Löwen-Radar befindet.

Einer, der bereits auf dem Wunschzettel der Badener stehen soll, ist Nikola Karabatic.Was sagt er eigentlich zu den Gesprächen, die angeblich bereits seit längerem laufen? „Ich spiele in Montpellier und fühle mich dort sehr wohl.“ Eine klare Absage, Nikola Karabatic, der Weltstar, der Sympathieträger, wird in absehbarer Zeit also nicht zu den Löwen wechseln? „Ich habe im Sport mittlerweile gelernt, dass man nie zu weit vorausblicken soll. Deshalb würde ich nie nie sagen.“

Und plötzlich beginnt er zu schmunzeln, schwärmt in den höchsten Tönen von den Rhein-Neckar Löwen: „Sie sind ein hochinteressanter Verein, der sehr viel für den Handball tut und zudem ein riesiges Potenzial hat.“ Und weiter sagt Karabatic: „Die Löwen wollen sich im Handball die Besten der Besten zusammenholen. Das macht diesen Klub sehr reizvoll, mit dem ich Anfang 2009 ja eigentlich schon einig war.“

Kein Geheimnis ist, dass sich Karabatic in der französischen Liga zuweilen unterfordert fühlt. Löwen-Manager Thorsten Storm weiß davon nichts. Auch Gespräche mit „Niko“ bestätigt er nicht. Nur soviel: „Bislang ist es nur ein schönes Gerücht. Aber falls es da tatsächlich eine Möglichkeit geben sollte, würde unsere Tür natürlich offen stehen. Dieser Spieler ist für jeden Verein ein Traum.“

Von Daniel Hund

 28.07.2010