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Ein Lächeln im Gesicht (RNZ)

Mannheim. Draußen auf dem Spielfeld schrieben die Spieler fleißig Autogramme, drinnen sprach der Trainer, referierte über den dritten Sieg in Serie. Am späten Mittwochabend, kurz nach 22 Uhr, war die Löwen-Welt in Ordnung. Oder besser: Sie war rosarot. „Drei Spiele, drei Siege, perfekt!“ Thorsten Storm seufzte, als er das sagte, wirkte nicht nur erleichtert. Nein, richtig stolz war er, der Manager der Rhein-Neckar Löwen. Man hatte fast das Gefühl, er hätte am liebsten noch mehr gesagt, geschwärmt.

Doch das verkniff sich der Ex-Flensburger. Getreu dem Motto: Komme, was wolle, wir halten den Ball flach. Und lachen, grinsen, egal wo, bei jeder Gelegenheit. Das ist auch Niklas Landin Jacobsen, dem neuen Hexer, dem Nettelstedt-Schreck, längst aufgefallen: „Irgendwie hat hier jeder immer ein Lächeln im Gesicht.“ Sagt der Däne.

Lachen als Erfolgsgeheimnis? Nicht ganz, aber sicher auch. Denn eines ist klar: Wer lacht, der versteht sich, harmoniert auf und abseits der Platte. Genau diese positiven Energien sind es, die momentan noch so manches spielerische Defizit ausgleichen. Storm nickt und ergänzt: „Dazu kommt noch diese Leidenschaft, mit der die Jungs auftreten. Jeder kämpft für den anderen. Alles andere, also auch die Abstimmung untereinander auf dem Feld, kommt mit der Zeit.“

Momentan befinden sich die Gelben noch in der Kennenlernphase. Für einige ist alles neu. Der Verein, die Liga, das Land. Für die Guardiola-Zwillinge zum Beispiel. Die spanischen Riesen hatten am Mittwoch sogar Probleme, den Business Bereich zu finden. Frisch geduscht und orientierungslos irrten sie nach der Partie durchs „Ufo“, wirkten wie Touristen auf der Durchreise. Gemeinsam klapperten sie Tür für Tür, Raum für Raum ab. Und das mit knurrendem Magen, völlig ausgepumpt. Ihr Problem: Die Handball-Twins suchten im falschen Stockwerk. Unten, nicht oben.

Wenig später tauchten die Kreis-Toreros dann aber doch am Büffet auf. Genau wie Matthias Gerlich. Der Mann, der bislang nur als Bankangestellter in Erscheinung trat. Warum eigentlich? Warum darf nicht auch der neue Rückraum-Kunstschütze mal zeigen, was er kann? Storm kennt die Antwort. Er verrät: „Matthias braucht noch etwas Zeit. Er muss sich an unser System erst gewöhnen.“ Das müssen andere aber auch. Und die spielen trotzdem. Siehe Alexander Petersson. „Das stimmt. Aber Alex ist eben deutlich erfahrener als Matthias, der derzeit gewissermaßen ein Opfer ist.“ Ein Opfer? Storm: „Ja, ein Opfer, weil wir aufgrund der Abstimmung natürlich nicht nur mit neuen Leuten spielen können.“

Als Torhüter hat man es da leichter. Landin sowieso. Der kann’s einfach, hext seit Jahren auf Weltniveau. Sein Stellungsspiel, seine Reflexe, seine Einstellung. Storm bewundert ihn dafür. Vor allem für die Körpersprache. Der Nordmann über den Nordmann: „Er war beeindruckend, wie Niklas sich gegen Nettelstedt präsentiert hat. Für ihn war das sein Abendbrot und er hatte richtig Hunger!“

Widerspruch zwecklos, der Zwei-Meter-Mann krallte sich, was zu krallen war. Und teilweise noch etwas mehr. Darunter vier Siebenmeter! Dafür gab es ein Sonderlob von Trainer Gudmundur Gudmundsson. Landin freute das. Er selbst sprach aber weniger von sich, mehr von den anderen. Von einer tollen Abwehr, von einem gigantischen Teamgeist, von großer Professionalität. Und vom schönen Heidelberg, wo sich der Hexer mittlerweile häuslich niedergelassen hat.

Am Freitag soll nun der vierte Löwen-Streich folgen. Es ist Derbyzeit. Die Badener gastieren um 19.45 Uhr in der Aschaffenburger Frankenstolz Arena. Storm und Gudmundsson erwarten eine knifflige Aufgabe. Die Ober-Löwen sind sich einig, sagen: „Wir haben keine Zeit zum Regenerieren, das ist immer schlecht.“ Deshalb soll der Teamgeist auch dort Berge versetzen.

Von Daniel Hund