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Ein Regisseur für die Löwen

Heidelberg. Er ist schnell, er ist trickreich, er ist begehrt: Andy Schmid, 26, stand bei mehreren europäischen Handball-Klubs auf dem Wunschzettel. Als Denker und Lenker, als kreativer Kopf hat sich der Schweizer einen Namen gemacht. Seine Impulse sind gefürchtet, ganz Dänemark liegt ihm derzeit zu Füßen, bewundert den Erfolgsgaranten von Bjerringbro-Silkeborg.

Ab dem Sommer müssen die Nordlichter auf ihn verzichten. Schmid wechselt die Liga, dribbelt, passt und dirigiert künftig in der Bundesliga. Denn die RNZ lag richtig: Der Eidgenosse lässt das Harzbällchen bis zum 30. Juni 2014 in der Mannheimer SAP Arena tanzen. Bei den Rhein-Neckar Löwen will er weiter reifen, zeigen, was in ihm steckt. Die Vorfreude ist groß: „Ich gehe nach Deutschland, weil ich dort in der stärksten Liga spiele und mit den Löwen einen Klub habe, der auf dem Weg in die nationale und internationale Spitze ist.“

Bei seinem neuen Arbeitgeber erzeugt der Transfer ebenfalls Freude. Die Löwen schwärmen von ihrem Andy, loben ihn in den höchsten Tönen. Manager Thorsten Storm macht da keine Ausnahme. Er hat lange um das Juwel gekämpft, erwartet aber (noch) keine Wunderdinge: „Die Umstellung von Dänemark auf Deutschland ist nicht ohne. Wir werden ihm Zeit geben, denn er hat das Zeug dazu, ein absoluter Top-Regisseur zu werden.“

Zu den Hauptkonkurrenten im Schmid-Poker zählte der FC Barcelona – die RNZ berichtete bereits. Dass sich der Mann mit dem starken rechten Arm nun für die Badener entschieden hat, macht Storm stolz: „Andy ist von unserem Konzept überzeugt. Es geht immer nur um ein paar Spieler, die für Spitzenklubs – zu denen wir aufschließen möchten – interessant sind. Wenn sich einer dann für uns entscheidet, ist das auch das Ergebnis unserer Arbeit in den letzten zwei Jahren.“

Und auch andere scheinen vom eingeschlagenen Weg überzeugt zu sein. Olafur Stefansson zum Beispiel. Der Isländer ist derzeit am Grübeln, überlegt, ob er noch ein weiteres Jahr an seinen bis 2011 laufenden Zweijahres-Vertrag dranhängen soll. Bei den Löwen freut man sich über derartige Gedankengänge. Storm dazu: „Er fühlt sich wohl. Und liebäugelt wohl zudem mit den Olympischen Spielen 2012 in London.“

Torhüter Kasa Szmalwird 2012 hingegen nicht mehr in Kronau hexen. Er hat ab 2011 in Kielce unterschrieben. Ein vorzeitiger Abgang, sprich schon nach dieser Saison, ist aber auch möglich. Storm fände es schade, stellt sogar eine Vertragsverlängerung mit Szmal in den Raum. Aber Kielce ist reizvoll: Trainer Bogdan Wenta will dort alle polnischen Nationalspieler versammeln. Storm: „Falls Kasa geht, wäre es aber kein normaler Wechsel. Es wäre eher die Rückkehr in die Heimat, wofür ich Verständnis hätte.“ Michal Jurecki (Nettelstedt) hat angeblich ebenfalls in Kielce unterschrieben. Und auch Löwe Grzegorz Tkazcyk führte Gespräche…

Doch das ist Zukunftsmusik. Der Alltag ruft: Schon morgen um 19 Uhr gastiert Gummersbach in der SAP Arena. Ein Heimsieg vor rund 10.000 Fans ist Pflicht, um sich im Kampf um den dritten Platz, den Champions-League-Rang, nicht vorzeitig zu verabschieden. Storm bleibt dennoch gelassen: „Wir schauen nur auf uns, was der Rest macht interessiert nicht! Wenn wir alle restlichen Spiele gewinnen, können wir viel erreichen.“

Von Daniel Hund

 30.03.2010