Veröffentlichung:

Ein Sieg allein macht noch nicht glücklich

Wetzlar. Die Zitterpartie blieb aus, die böse Überraschung ebenfalls. Beim 33:27-Sieg bei der HSG Wetzlar machten die Rhein-Neckar Löwen das, was jeder von ihnen erwartet hatte. Der Handball-Bundesligist holte zwei Punkte. „Mehr konnten wir hier doch gar nicht gewinnen“, sagte Manager Thorsten Storm.

Erfolge über die vermeintlich Kleinen in der Branche sollten für den ehrgeizigen und finanzstarken Klub eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein – doch gerade mit den Außenseitern hatten die Löwen in der Vergangenheit immer so ihre Probleme. Auch in Wetzlar überzeugten sie eine Halbzeit lang nicht.

„Wir können besser spielen, es ist immer noch Sand im Getriebe“, stellte Storm unmissverständlich klar, dass er in den kommenden Wochen bessere Löwen sehen will. Seine Mannschaft soll nicht nur gewinnen, sondern souverän agieren und nach Möglichkeit auch noch spielerisch brillieren. Der Sportliche Leiter Gudmundur Gudmundsson erlaubte sich einen Blick auf den Rivalen Kiel, der von den Badenern stets als das Nonplusultra genannt wird: „Der THW gibt immer 60 Minuten Vollgas“, sagte der Isländer. Da wusste er allerdings noch nichts von der gestrigen 23:26-Niederlage des THW bei den Berliner Füchsen.

Zweite Halbzeit als Maßstab

Dem treffsicheren Grzegorz Tkaczyk (sieben Tore) und Torwart Slawomir Szmal hatten die Löwen den ungefährdeten Erfolg in Mittelhessen zu verdanken. „Beide haben nach dem Seitenwechsel sehr gut gespielt. Diese Jungs müssen einfach den Unterschied zu einem Team wie Wetzlar oder auch Magdeburg ausmachen“, wollte Storm die Leistungen des Duos nicht überwerten. Keine Frage: Auftritte wie in der zweiten Halbzeit sollen zukünftig zur absoluten Selbstverständlichkeit werden. Das ist der Maßstab.

Und so zeigte sich Trainer Ola Lindgren keinesfalls rundum zufrieden, was nicht nur an den schwachen ersten 30 Minuten lag. Der Schwede sah auch Schwächen im zweiten Durchgang: „Wir haben mit zehn Toren geführt, aber nur mit sechs Treffern Differenz gewonnen. Zum Schluss hat sich meine Mannschaft wieder zu viele technische Fehler erlaubt“, kritisierte der Coach, der nach dem Ausfall von Michael Müller (Kreuzbandriss) noch auf einen adäquaten Ersatz hofft.

Der Sportliche Leiter Gudmundsson kümmert sich darum, der Isländer hat aber auch die langfristige Perspektive im Blick. Und da muss vor allem eine Antwort auf die Frage gefunden werden, wer am Saisonende Schlussmann Szmal ersetzt. „Es gibt sehr viele gute Torhüter, deren Verträge im nächsten Jahr enden. Wir haben eine Liste“, verriet Gudmundsson.

Steht auf seinem Zettel möglicherweise auch Nationaltorwart Johannes Bitter? „Das könnte sein. Es ist jetzt noch nicht die Zeit, darüber zu reden“, sagte der Isländer. Ein Dementi hört sich zweifelsohne anders an. Und wer die ehrgeizigen Löwen kennt, der weiß: Sollte sich irgendwie die Möglichkeit ergeben, den Keeper des HSV Hamburg zu verpflichten, werden sie zuschlagen. So machten es die Badener schon mit Bitters Mannschaftskollegen Krzysztof Lijewski, der im Sommer von den Hanseaten zu den Gelbhemden kommen wird.

Von Marc Stevermüer

 20.09.2010