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Ein Sieg für Henry (RNZ)

Balingen. Eigentlich heißt sie Sparkassen- Arena. Doch in Handbal-Kreisen nennt man sie anders: „Hölle Süd“. Warum? Na weil die Heimspielstätte des HBW Balingen-Weilstetten einem Hexenkessel gleicht. Hitzig geht es an der Alb zu. Die Fans sind der achte Mann. Pushen, singen, pfeifen, 60 Minuten lang. Häufig machen sie den Unterschied. Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Tage, an denen es ruhiger ist, gemäßigter.

Am Samstag war mal wieder so ein Tag. Gegen die Rhein-Neckar Löwen glich der Stimmungstempel eher einer Trauerfeier. Einer Beerdigung der eigenen Mannschaft. Denn die Gelben gewannen nicht nur mit 30:22 (15:8), sie schossen die Schwabenpfeile regelrecht aus der Halle. Das Prunkstück: die Abwehr. Neuzugang Nikola Manojlovic und die Guardiola- Zwillinge formierten sich zu einer Mauer, durch die es gerade in der Anfangsphase kaum ein Durchkommen gab. Das erkannte auch Dr. Rolf Brack, Balingens Trainer-Schlitzohr, neidlos an, lobte: „Diese Defensive glich einem echten Bollwerk und dazu noch dieser Torhüter …“ Gemeint war Niklas Landin, der dänische Hexer, der einen Sahnetag erwischt hatte und teilweise unfair attackiert wurde (siehe nebenstehender Artikel).

Aber auch andere spielten groß auf. Eigentlich alle. Gudmundur Gudmundsson sah es ähnlich. Der Löwen-Trainer: „Wir sind nicht mehr nur von einem oder zwei Spielern abhängig.“ Oder anders ausgedrückt: Die Löwen deuteten am Samstag an, zu was sie in dieser Saison fähig sind. Und das (noch) ohne Petersson, ohne Roggisch, ohne Sesum. Phasenweise hatte es nämlich fast schon etwas von einem Klassenunterschied, was sich da in Balingen zwischen den Kreisen abspielte. Für Kunstschütze Uwe Gensheimer war das keine Überraschung. „Wir wurden perfekt vorbereitet, wussten ganz genau, was auf uns zukommt.“ Sagte der Kapitän. Ein Sonderlob für Gudmi also. Der sich ebenfalls über einen perfekten Start in die neue Saison freute. Er schwärmte: „Wir waren sehr fokussiert heute, ganz schnell auf den Beinen und konzentriert bis zum Schluss.“ Versöhnliche Worte, die man so allerdings nur bedingt erwartet hatte. Denn der Isländer glich bis Sekunden vor Schluss, als die Partie längst entschieden war, einem Vulkan. Fauchte und keifte. Er ist eben ein Perfektionist durch und durch. Nie zufrieden, nie satt. Was störte ihn denn diesmal? „In der Endphase haben wir leider wieder etwas den Faden verloren“, erklärt er, „es ist einfach wichtig, dass man dieses hohe Niveau auch mal bis zum Ende hält.“

Womit wir wieder bei der Vorsaison wären, bei einem der wenigen Makel, den man den Badenern noch anhaften kann. Wobei der kleine Bruch diesmal auch auf die Wechsel zurückzuführen war: Stefan Sigurmansson kam für Gensheimer, Runar Karason für Isaias Guardiola. Beide machten ihre Sache gut, aber der Spielfluss litt. Karason nutzte seine Chance jedenfalls. Dreimal knallte er den Ball aufs Tor und dreimal zappelte er kurz später im Netz. Richtig, besser geht es nicht. Sein Trainer hat’s registriert: „Runar hat das klasse gemacht.“

Gefehlt hat am Samstag eigentlich nur einer. Thorsten Storm, der Manager. Aber der war entschuldigt. Seit Freitag ist er nämlich Vater eines Sohnes. Henry Theodor heißt der Kleine. Doch ganz ohne Handball geht es beim stolzen Papa auch jetzt nicht. Thorsten Storm fieberte aus der Ferne mit, drückte am Live-Ticker die Daumen. Sein Fazit: „Das haben die Jungs super gemacht. Ein toller Start. Gratulation an die Trainer und die gesamte Mannschaft.“ Im Vorfeld des Balingen-Gastspiels hatte das ganze Team übrigens bei Familie Storm, die im Heidelberger Qube- Hotel feierte, vorbeigeschaut. Storm: „Sie haben mir gratuliert und einen Sieg in Balingen versprochen.“

Spielfilm: 0:3, 1:7, 4:10, 5:12, 7:13, 8:15 (Halbzeit), 10:18, 15:22, 16:24, 16:26, 19:27, 21:29, 22:30 (Endstand)

Von Daniel Hund