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Ein Signal an die ganze Liga (MM)

Nach dem 30:27 gegen Flensburg-Handewitt ist mit den Löwen endgültig zu rechnen / Landin fällt bis zu zwei Wochen aus

Gudmundur Gudmundsson hatte die Frage kommen sehen und schmunzelte schon bei den ersten Worten. „Gehören die Rhein-Neckar Löwen jetzt zum Favoritenkreis der Handball-Bundesliga?“, wollten nach dem 30:27 gegen Vizemeister SG Flensburg-Handewitt, sieben Siegen in Folge und der Tabellenführung natürlich alle wissen – doch der Trainer der Badener war vorbereitet. „Andere können gerne über uns reden. Aber wir bleiben bei unserer Bescheidenheit und auf dem Boden. In zehn Tagen steht das nächste schwere Spiel an.“

Wie es tatsächlich in dem isländischen Handball-Lehrer aussah, ließ sich nur erahnen, denn auch die nächste Frage nach Platz eins entlockte ihm noch mal ein kurzes Lachen. „Ja, das ist schön, aber die Saison ist noch lange“, grinste „Gummi“. Die internen Ziele blieben Geheimsache.

Doch das Versteckspiel ist inzwischen gar nicht mehr nötig, bei der leidenschaftlichen Partie gegen die Nordlichter konnten alle 6360 Fans schließlich sehen, dass die sechs Siege zuvor keine Eintagsfliegen waren und es das umformierte Löwen-Rudel nun auch mit den großen Namen aufnehmen kann. Kim Ekdahl du Rietz wurde deshalb schon etwas deutlicher. „Natürlich denken wir von Spiel zu Spiel, aber wir können mit den Top-Teams mithalten. Und wenn wir weiter oben mitspielen wollen, war das heute ein Vier-Punkte-Spiel“, stellte der Schwede selbstbewusst fest.

Starkes Rückraum-Duo

Mit seinen sieben Treffern trug der Neuzugang mit seiner Mischung aus Spielintelligenz und Wurfgewalt im linken Rückraum maßgeblich zum Erfolg gegen die SG bei und wurde auf der rechten Seite perfekt von Alexander Petersson ergänzt. Auch für den Linkshänder wurden nach dem Abpfiff sieben Treffer notiert, doch nicht nur das nötigte Geschäftsführer Thorsten Storm größten Respekt ab. „Bei ihm hat man bei jeder Aktion seinen absoluten Siegeswillen spüren können“, stellte Storm fest, der zudem der gesamten Mannschaft ein erstklassiges Zeugnis ausstellte. „Das war wieder ein Schritt nach vorne und ein tolles Signal“, freute sich der Manager, um aber zugleich anzufügen: „Mehr aber auch nicht.“

Doch selbst mit dieser Bestandsaufnahme allein lässt es sich natürlich gut leben. „Das gibt einem einfach ein unheimlich gutes Gefühl. So geht alles viel leichter“, kommentierte etwa Bjarte Myrhol den fulminanten Saisonstart, der Oliver Roggisch ebenfalls gute Laune machte. „Man hat doch letztes Jahr beim THW Kiel gesehen, was so ein positiver Lauf bewirken kann“, meinte der Abwehrchef ohne sich mit dem Primus vergleichen zu wollen. Aber Siegesserien wie die aktuelle der Löwen haben dem Selbstvertrauen schließlich noch nie geschadet.

Sorgen macht momentan nur die Verletzung von Niklas Landin, der beim Tor zum 18:16 (42.) noch versuchte, hinter sich zu greifen und sich dabei eine schmerzhafte Zerrung im Schultereckgelenk zuzog. Sein Einsatz beim nächsten Spiel in Hannover am Sonntag in einer Woche ist mehr als fraglich. Und mit Blick auf potenzielles Verletzungspech könnte hier die Achillesferse der „neuen“ Löwen auszumachen sein: Schon im ersten Durchgang war ein kleiner Bruch im Spiel, als die Stammsieben ihre ersten Verschnaufpausen nehmen musste.

Doch im Gegensatz zum Vorjahr warfen solche Hänger das Team nun nicht aus der Bahn, und als es darauf ankam, hielten die Löwen ebenfalls dagegen. „Es hätte auch anders ausgehen können, da haben Kleinigkeiten entschieden“, relativierte Thorsten Storm. Doch im Moment läuft offenbar alles für die Löwen.