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Ein Signal Richtung Norden (MM)
Löwen fertigen vor den Topspielen in Kiel und Hamburg den VfL Gummersbach mit 36:22 ab
MANNHEIM. Erst Kiel, dann Hamburg. In der nächsten Woche wird es richtig ernst für die Rhein-Neckar Löwen, die Topspiel-Tage stehen an. Der Handball-Bundesligist ist heiß auf diese Duelle – und passend zu den beiden Kracherspielen prächtig in Form. Gestern sendete der Champions-League-Starter ein eindrucksvolles Signal Richtung Norden, den VfL Gummersbach fertigen die Gelbhemden mit 36:22 (19:11) ab.
„Das war ein guter Aufgalopp in eine interessante Woche. Es warten härtere Brocken auf uns“, sagte Manager Thorsten Storm und strahlte über das ganze Gesicht. Auch dem Geschäftsführer hatte der Auftritt seiner Mannschaft richtig gut gefallen: „Die Jungs haben das von Beginn an konsequent durchgezogen. Und am Ende konnten wir auch noch durchwechseln. Ich denke, dass alle ihren Spaß hatten. Für diese tolle Leistung spendiere ich jetzt erst einmal ein Nikolaus-Bier.“
Darüber freute sich natürlich auch Sergei Gorbok, der nach dem Schlusspfiff allerdings nicht ganz so euphorisch war. Er wusste, die Löwen landeten einen Pflichtsieg: „Wir hatten ein Heimspiel. Diese Partien müssen wir gewinnen.“
Schon zur Pause brandete Beifall in der SAP Arena auf, die 8876 Zuschauer waren vom EHF-Pokalsieger bestens unterhalten worden. Von der ersten Minute an bauten die Badener ein Bollwerk in der Abwehr auf, ruckzuck stand es 4:1 (7.). Nach seiner Gala-Vorstellung in Melsungen, wo Andy Schmid als zehnfacher Torschütze glänzte, beschränkte sich der Schweizer diesmal eher auf die Rolle des Ballverteilers. Das kann der Regisseur mindestens genauso gut – für die Tore waren diesmal die anderen verantwortlich, weil Schmid sie glänzend in Szene setzte.
„Er macht halt das, was gerade von ihm gebraucht wird. Andy ist ein sehr intelligenter Spieler, eine absolute Schlüsselfigur bei uns“, lobte Storm den Eidgenossen. Der Mittelmann drückte aufs Tempo, flüssig zirkulierte der Ball immer wieder durch die gelben Reihen, die Löwen brachten deshalb die VfL-Abwehr mächtig in Bewegung – und dann waren sie da, die großen Lücken für die badischen Rückraumschützen.
Wenn es doch einmal ein wenig stockte, packte Schmid Plan B aus. Und der funktioniert fast immer: Pass an den Kreis zu Bjarte Myrhol. Die Folge: Siebenmeter oder Tor. Keine Frage: Da blieben keine Wünsche offen, zumal die Gelbhemden ihre Chancen konsequent nutzten und auch in Überzahl eiskalt mit einem 3:0-Lauf zuschlugen.
Beim 8:3 nach einer Viertelstunde sah es schon blendend aus – auch danach dachten die Löwen gar nicht daran, einmal den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Kontinuierlich bauten sie den Vorsprung aus, das 19:11 zur Halbzeit war Ausdruck der turmhohen Überlegenheit. „Zur Pause war das Spiel entschieden. Mit Blick auf Kiel und Hamburg war das auch gut so“, freute sich Torwart Niklas Landin.
Nur vier Minuten nach dem Seitenwechsel bat VfL-Trainer Emir Kurtagic schon wieder zur Auszeit. Der Grund: Seine Mannschaft fand in der Offensive keine Mittel, während die Spielfreude der Löwen immer größer wurde. Elf Tore betrug der Vorsprung beim 23:12 (35.), für die Oberbergischen deutete sich das Debakel an, was es dann auch wurde. Zwar erlaubten sich die Badener im Gefühl des sicheren Sieges auch ein paar Unkonzentriertheiten, doch die waren kaum der Rede wert.
Goran Stojanovic feierte nach 47 Minuten sein Comeback zwischen den Pfosten, nach Uwe Gensheimers Heber zum 35: 20 (56.) hob der Montenegriner jubelnd die Hände. Die Badener waren gierig auf jedes Tor, freuten sich über jeden Treffer – und wollen jetzt auch aus Norddeutschland etwas Zählbares mitbringen.
Von Marc Stevermüer