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Ein teuer erkaufter Auswärtssieg (RNZ)

Minden. Die Pressekonferenz lief noch, da tauchte Gudmundur Gudmundsson gedanklich bereits ab. Vor dem Trainer der Rhein-Neckar Löwen lag ein weißes Blatt Papier. Ein Zettel, auf dem tabellarisch Dinge aufgelistet waren. Zahlen, vereinzelte Wörter. Es war die Statistik, der Verlauf des 30:20-Auswärtssieges der Gelben in Minden. Und den nahm sich der Isländer nochmals vor, analysierte alles. Kurz und schmerzlos, in zwei, drei Minuten.

Danach hätte er eigentlich grinsen müssen. Doch er tat es nicht. Das Gegenteil war der Fall. Der Löwen-Lehrmeister wirkte wie versteinert: Die Schultern hängend, der Blick leer, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. Und dafür gab es Gründe. Mehrere: Das Verletzungspech wird mittlerweile nämlich schon fast zur Seuche. Hier ein kurzer Überblick über den badischen Personalnotstand: In Nordrhein-Westfalen fehlten fünf Stammspieler. Die Langzeitverletzten Alexander Petersson, Zarko Sesum und Marius Steinhauser. Kurzfrisá †tig mussten zudem Nikola Manojlovic (Rücken) und Sergei Gorbok (Fieber) passen. Doch damit nicht genug: Während des Gastspiels in Minden mussten auch Kim Eckdahl du Rietz (Oberschenkel) und Isaias Guardiola (Leiste) verletzt vom Feld. Außerdem stand Abwehrchef Oliver Roggisch zwar im Kader, wurde aber noch geschont.

„Ich mache mir so langsam wirklich große Sorgen“, gesteht Gudmundsson, „unser Kader wird dünner und dünner.“ Das ist das eine. Das andere: „Ich bin unglaublich stolz auf die restlichen Jungs. Es war wirklich ein Erlebnis sie spielen zu sehen. Ich werde diesen Abend nie vergessen.“

Was er meinte? Na, Michel Abt, 23, zum Beispiel. Der kam, sah und brillierte. So, als wäre er Woche für Woche dabei, als wäre er ein gestandener Bundesliga-Haudegen. Der Nachwuchs-Mann machte nämlich alles richtig. Schoss drei Tore, hielt die Abwehr zusammen und spielte kluge Pässe. Gudmundsson über seinen Youngster: „Michel hat sich ein Sonderlob verdient. Er hat mit kühlem Kopf gespielt.“

Wie auch immer, letztlich war es ein teuer erkaufter Auswärtssieg. „Wir können nur hoffen, dass Kim und Isaias am Mittwoch im Heimspiel gegen Flensburg wieder dabei sind“, grübelt Löwen-Manager Thorsten Storm: „Ansonsten wird es schwierig, eine volle Mannschaft gegen diesen Gegner aufzustellen.“

Viele Probleme also, von denen zumindest eines kurz vor der Lösung steht: Für die rechte Außenbahn haben die Badener einen Serben an der Angel. Gemeint ist Rajko Prodanovic, der bereits mehrfach in Kronau mittrainiert hat, und vom MKB Veszprem ausgeliehen werden soll. Aus Ungarn ist bereits zu vernehmen, dass sich beide Seiten geeinigt haben. Nach RNZ-Infos fällt die endgültige Entscheidung über das Ausleihgeschäft erst am heutigen Montag. Unklar war zuletzt demnach noch, ob Veszprem auch weiterhin einen Großteil seines Gehalts übernimmt.

Weiter geht es am Mittwoch um 20.15 Uhr. Dann gastiert die SG Flensburg-Handewitt in der Mannheimer SAP Arena. Ein Titelkandidat, der nach der Pleite in Magdeburg bereits gehörig unter Druck steht. Und genau das wollen die Löwen ausnutzen. 

Von Daniel Hund