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Löwen-Lazarett immer größer (MM)

Für 22 Uhr war die Rückreise aus Ostwestfalen terminiert, doch bei den Rhein-Neckar Löwen wurde es nach dem 30:20-Sieg bei GWD Minden etwas später. Um 21.58 Uhr saß Kapitän Uwe Gensheimer noch ungeduscht auf der Ersatzbank und plauderte mit Bekannten, ehe er in die Kabine stürmte und ein lautes „Abfahrt“ brüllte. Keine Frage: Die Stimmung war bestens – und der Linksaußen musste schon kräftig schreien, um gehört zu werden. Denn DJ Patrick Groetzki hatte die Musik laut aufgedreht. Schließlich hatte der Handball-Bundesligist nach dem dritten Sieg im dritten Spiel viel zu feiern. „Das war eine beeindruckende Teamleistung“, freute sich Trainer Gudmundur Gudmundsson über den Auftritt seines letzten Aufgebots.

Nikola Manojlovic (Rücken) und Sergei Gorbok (Fieber) fielen kurzfristig aus, Oliver Roggisch (Fraktur des Speichenköpfchens im linken Ellenbogen) war noch nicht hundertprozentig fit – und die Langzeitverletzten Alexander Petersson (Schulter), Zarko Sesum und Marius Steinhauser (beide Knie) fehlten sowieso.

Es mussten andere in die Bresche springen, zum Beispiel Michel Abt, den Gudmundsson vor dieser Saison von der Drittliga-Mannschaft in den Bundesliga-Kader beordert hatte. Der 23-Jährige kam nach der Pause für den angeschlagenen Kim Ekdahl du Rietz (Oberschenkel) und erzielte drei Tore. „Michel hat das in Abwehr und Angriff stark gemacht. Aber trotzdem hoffe ich, dass es Kim nicht schlimmer getroffen hat“, sagte ein nachdenklicher Gudmundsson, zumal auch Linkshänder Isaías Guardiola über Probleme an der Leiste klagte.

Möglicherweise wird sich die Hoffnung des Trainers bis zum Topspiel am Mittwoch (20.15 Uhr/SAP Arena) gegen die SG Flensburg-Handewitt nicht erfüllen. „Es fühlt sich nicht gut an“, berichtete ein humpelnder Ekdahl du Rietz und sah dabei aus, als habe er gerade mit den Löwen die dritte Niederlage im dritten Spiel kassiert. Von Freude über den makellosen Start in die Bundesligasaison war beim Schweden nichts zu spüren. „Wir haben den Sieg teuer bezahlt“, ärgerte sich Gudmundsson, der seine Mannschaft wieder einmal in der Abwehr taktisch glänzend eingestellt hatte und sich auch im Angriff viel einfallen ließ. So durfte Gensheimer zwischenzeitlich auf der Mitte ran. „Ein Lob an unseren Trainer“, freute sich Manager Thorsten Storm: „Unter diesen Bedingungen war solch ein deutlicher Sieg nicht zu erwarten.“ 
Von Marc Stevermüer